Prappach soll ein neues Baugebiet bekommen
Autor: Ulrike Langer
Prappach, Donnerstag, 26. Oktober 2017
Westlich der Straße Ölacker könnten 22 Bauplätze entstehen, stellte Bürgermeister Günther Werner in Aussicht. Ein Boykott der Versammlung blieb aus.
Ruhig und diszipliniert, ernsthaft und konstruktiv verlief die Bürgerversammlung in der Gastwirtschaft Rambacher. Und sie waren gekommen, die Bürger! Gut 80 Frauen und Männer waren anwesend und wütend, dass die Stadträtin aus ihrem Ortsteil, Helene Rümer, wieder einmal nicht anwesend war. "Die interessiert sich nicht für uns", hieß es hinter vorgehaltener Hand. Dafür aber hatte sich Bürgermeister Günther Werner im Vorfeld mächtig ins Zeug gelegt.
Denn im Vorfeld der Versammlung hatte der Verein "Wir in Prappach", der sich vom Bürgermeister, vom Stadtrat und von der Stadtverwaltung im Stich gelassen fühlt, für Furore gesorgt. Von Mobbing des Stadtteils war da die Rede, dass man sich benachteiligt, ja gar nicht ernst genommen fühle und davon, dass man die Bürgerversammlung eventuell boykottieren wolle. Doch letztendlich hatte man sich durchgerungen, die Bürgerversammlung zu besuchen und etliche Bürger hatten ihre Anliegen dem Bürgermeister schon im Vorfeld zukommen lassen, so dass er konkrete Aussagen treffen konnte.
So will er sich nun endlich dem größten Wunsch des Ortes nach einem neuen Baugebiet widmen und neue Bauplätze ausweisen lassen. Nicht dort, wo bereits ein Bebauungsplan besteht - denn die Umsetzung wäre vor allem aufgrund des zu geringen Durchmessers der Kanäle unglaublich teuer - sondern westlich der Straße Ölacker. Dort könnten 22 Bauplätze entstehen, auch wenn dies an mehrere Bedingungen geknüpft ist. So möchte die Stadt Haßfurt erst einmal im Besitz der Flächen sein, damit die Grundstücke nicht wieder gehortet werden. Dann müssen die grundsätzliche Bebaubarkeit geprüft, der Flächennutzungsplan geändert, ein neuer Bebauungsplan aufgestellt und der alte Bebauungsplan teilweise aufgehoben werden.
80 bis 90 Euro
Doch Bürgermeister Günther Werner betonte auf Nachfragen, dass die Geschichte jetzt ins Rollen kommen wird. Der Grundstückspreis wird voraussichtlich bei 80 bis 90 Euro pro m² inklusive der Erschließung liegen. Da sich gleichzeitig noch 32 Bauplätze in privater Hand befinden, denkt der Bürgermeister auch an ein Angebot an die Besitzer: wenn sie ihr Grundstück verkaufen, könnten sie ein Vorkaufsrecht auf einen der neuen Bauplätze erhalten. Den Vorschlag quittierte Martin Hußlein mit Zustimmung; gleichzeitig appellierte er sowohl an die Stadt Haßfurt, das Projekt auch durchzuführen, und an die Besitzer von bereits erschlossenen Bauplätzen, diese auch einmal zu verkaufen.
Ein weiterer Wunsch der Prappacher ist der Radweg nach Haßfurt. Doch wann der erfüllt wird, konnte Bürgermeister Günther Werner noch nicht beantworten. "Die Trasse führt an der ehemaligen Deponie vorbei, die noch nicht abgewickelt ist", teilte er mit. Das Landesamt für Umwelt prüfe erst noch, welche Sanierungsmaßnahmen notwendig seien, und bis dahin dürfe man an dem Deponiekörper nichts verändern. Er rechne aber damit, dass Anfang 2019 die Ergebnisse vorlägen. Damit war Manfred Klöffel äußerst unzufrieden. "Die woll'n des einfach net", sagte er und wiederholte seinen Vorschlag, den Radweg auf der anderen Seite der Prappacher Straße entlang zu führen. Auch wenn die Polizei dies schon 2015 mit dem Hinweis, dass eine Kreisstraße nicht überquert werden dürfe, abgelehnt hatte.
Ähnlich sieht es beim Thema Breitbandausbau aus. Nachdem die Bundesnetzagentur den eigenverantwortlichen Breitbandausbau beschlossen hatte, haben die Telekom und fünf private Unternehmen dagegen Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. "Bis das Verfahren nicht abgeschlossen ist, kann kein Unternehmen den Ausbau vornehmen", so der Bürgermeister. Dabei sei es recht einfach, Prappach mit Breitband zu versorgen, da das Glasfaserkabel der Telekom an der Staatsstraße nur bis Prappach weitergeführt werden müsse. Bezüglich des unter anderem von Dieter Rambacher geforderten Mobilfunks musste Werner berichten, dass die Mobilfunkunternehmen derzeit einen Ausbau als nicht rentierlich ansähen.
Unmut über das Urnenfeld
Auch das Urnenfeld im Friedhof hat bei den Bürgern für Unmut gesorgt. "Das sieht besch...eiden aus, da würde ich mich nicht begraben lassen", meinte Martin Hußlein. Günther Werner gab zu, dass das Aussehen "optimiert" werden müsse. Kirchenpflegerin Doris Wirth bedauerte, dass die Kirche nur ein Anhörungsrecht bei der Suche nach einem geeigneten Standort für das Urnenfeld gehabt und die Stadt Haßfurt letztendlich entschieden habe. So seien zwei alternative Plätze abgelehnt worden. "Weil wir sonst nichts bekommen hätten, haben wir dem jetzigen Standort zugestimmt", berichtete sie.
Der Bürgermeister teilte mit, dass auf Wunsch der Bürger zwei weitere Bänke an der Aussegnungshalle aufgestellt worden seien. Die Kosten für die Bänke und das Urnenfeld bezifferte er auf 20 000 Euro, was für Tumult unter den Bürgern führte. "20 000 Euro für ein paar Löcher?" lautete die Frage. Egon Eller wiederum forderte, am Friedhof einige Parkplätze auszuweisen.
Weiter zählte Werner auf, dass die Stadt seit 2015 für den Zaun am Kindergarten 4100 Euro, für das Treppengeländer zur Kapelle 5600 Euro, für die LED-Umrüstung von 105 Straßenlampen 47 200 Euro, für den Anbau am Feuerwehrhaus 190 000 Euro, für den Mannschaftstransportwagen für die Feuerwehr 55 000 Euro, für die Dorferneuerung Restkosten in Höhe von 3000 Euro, für Vereinszuschüsse 3000 Euro und für die Denkmalpflege 7820 Euro ausgegeben habe und demnächst 155 000 Euro in ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug - Wasser investieren werde.
Werner dankte der Feuerwehr, die sich beim Anbau an das Feuerwehrhaus so tatkräftig eingesetzt hatte und Stefan Neubert seinerseits dankte der Stadt für die Investitionen. Der Bürgermeister gab bekannt, dass die Stadt auch für die neuen Spinde einen Zuschuss geben werde.
Er ließ auch über den Vorschlag diskutieren, einen Dorfladen einzurichten, wenn der Gemischtwaren Pfaab nächstes Jahr seine Türen schließt. Stefan Neubert meinte: "Wenn wir nicht so einkaufen, dass sich das jetzige Geschäft rentiert, brauchen wir auch keinen Dorfladen." Weiter wurde der Antrag von Edgar Göb, die Altglas- und Dosencontainer von der Lehmgrube in den Backgrund zu verlegen, behandelt. Dabei waren die Meinungen der Bürger geteilt.
Wie Günther Werner mitteilte, werde am Dorfplatz ein Halteverbot eingerichtet, damit die Busse nicht mehr rückwärts auf den Dorfplatz fahren müssen. Er gab weiter die Ergebnisse der Verkehrszählung und Geschwindigkeitsmessungen in der Prappacher Straße bekannt. Demnach wurden zwischen 1266 und 1314 Fahrzeugen innerhalb von 24 Stundengezählt, 22,6 bis 26,8 Prozent der Fahrzeuge seien zu schnell gefahren, so seine Aussage.
Da Diana Ullrich sich über die Zufahrt zu ihrem Anwesen beschwerte, sagte Günther Werner eine Lösung zu. Er informierte die Versammlung weiter, dass die Eigentümerin des Hauses in der Wachthügelstraße, das das Landratsamt gesichert habe, verkaufen wolle. Interessenten könnten sich an das Landratsamt wenden. Die gewünschte Rutsche für den Spielplatz hinter dem Pfarrhaus sei bereits im Bauhof und werde im Frühjahr installiert. Als er bekanntgab, dass die Allianz Main & Haßberge ein Kernwegenetz für schwere landwirtschaftliche Fahrzeuge ausbauen wolle, regte sich Widerstand. "Wer braucht das?" fragte Werner Eller, der den Flächenverbrauch anprangerte. Auch die Trasse der neuen Verbindungsstraße zwischen dem Gewerbegebiet Ost und der Prappacher Straße wurde kritisiert. Werner erläuterte, dass die Stadt nur dafür einen 50-prozentigen Zuschuss erhalte.