Platznot ist erfolgreich behandelt
Autor: Michael Will
Ebern, Mittwoch, 16. April 2014
Die Rettungswache Ebern ist im Mai 2013 in ihren Neubau im Gewerbepark "Alte Kaserne" umgezogen. Zwei Jahre lang wurde gearbeitet, jetzt steht ein modernes Domizil mit ausreichend Raum und mit guten Arbeitsbedingungen bereit.
Mai 2013: Nach zwei Jahren Um- und Neubauarbeiten ist es soweit: Die Rettungswache Ebern des Bayerischen Roten Kreuzes ist in ihr neues Domizil "Im Frauengrund 12" im Gewerbepark "Alte Kaserne" eingezogen. Den Mitarbeitern des Roten Kreuzes steht nun knapp doppelt so viel Platz wie in der alten Wache in der Coburger Straße in Ebern zur Verfügung. Die Raumnot hat damit ein Ende, und die Arbeitsbedingungen sind deutlich verbessert.
In Eigenregie
Die Freude, vor allem bei den Rettungsdienstmitarbeitern um Wachleiter Jürgen Geisel, ist groß. Unter enormen zusätzlichen Belastungen haben sie in den vergangenen beiden Jahren neben ihrem Dienst an dem Projekt mitgearbeitet und unzählige Stunden in Eigenregie erbracht. Der Stolz auf das Geschaffene ist deshalb um so größer.
Natürlich gab es beim Umzug, der dieser Tage stattfand, auch ein wenig Wehmut, schließlich haben viele der Einsatzkräfte Jahrzehnte in der Rettungswache in der Coburger Straße gearbeitet. "Hier jetzt alles auszuräumen geht mir schon nahe", sagt Rettungssanitäter Wolfgang Streng (60), der seit 1969 Dienst im Rot-Kreuz-Haus versehen hat und dienstältester Mitarbeiter in Ebern ist. Die letzten Jahre bis zu seinem Ruhestand wird er zusammen mit weiteren acht Hauptamtlichen und mehreren Dutzend Ehrenamtlichen im neuen Gebäude verbringen, das zu Zeiten der Bundeswehr Sanitätsstation für die Soldaten war.
Neben der Rettungswache sind im Erdgeschoss auch die Bereitschaft Ebern, die Wasserwacht-Ortsgruppe, das Jugend-Rot-Kreuz und die Mitarbeiterinnen des Stützpunktes der Sozialstation auf 210 Quadratmetern Fläche untergebracht. Ebenso werden von hier aus der Menüservice "Essen auf Rädern" und der Behinderten- und Individualfahrdienst organisiert. Zum Vergleich: Im ehemaligen Rot-Kreuz-Haus waren es gerade einmal 110 Quadratmeter.
Im Obergeschoss, in dem die letzten Arbeiten noch erledigt werden, befinden sich Lehrsäle und sanitäre Einrichtungen. Nach den Worten von Dieter Greger werden dort später Lehrgänge in der Breitenausbildung (Erste Hilfe, Lebensrettende Sofortmaßnahmen) abgehalten, die derzeit noch in den Schulen stattfinden. Auch der Blutspendetermin, der bisher in der Mittelschule war, wird dann im Rot-Kreuz-Haus abgehalten. Zudem bieten die Räumlichkeiten Platz für die ehrenamtlichen Mitarbeiter aus den Gemeinschaften; sie treffen sich dort zu Dienst- und Ausbildungsabenden. Es stehen nunmehr auch ausreichend Lagermöglichkeiten für die Ausrüstung zur Verfügung, die bislang auf mehrere Standorte und Garagen in Ebern aufgeteilt war.
Rund 730 000 Euro mussten für die Um- und Neubaumaßnahme investiert werden. Von der Bevölkerung und von Firmen wurden für das Projekt 40 000 Euro gespendet. 27 000 Euro kamen von der "Aktion Mensch", 80 000 Euro von den Gemeinden aus dem Einzugsgebiet der Rettungswache und 50 000 Euro vom Landkreis Haßberge. 533 000 Euro trägt das Rote Kreuz.
Unvorhergesehen
Stolz ist Dieter Greger auf die Leistung seiner Mannschaft, die in Eigenleistung unter anderem die Abrissarbeiten, die Maurerarbeiten, kleine Verputzer- und Malerarbeiten, die Deckenabhängung sowie die Installation von Elektrik und EDV ausgeführt hat. Der Bau der neuen Fahrzeughalle, das Anbringen des Außenputzes, die Installation der Heizung sowie die Gestaltung der Außenanlagen wurden an Firmen vergeben.
Während der Bauphase hat es auch zunächst unvorhersehbare Ereignisse gegeben. So musste nach Gregers Worten beispielsweise der gesamte Stuckputz von den Wänden geklopft und erneuert werden. Der lange Leerstand nach Abzug der Bundeswehr und eingedrungener Frost hatten ihm stark zugesetzt. Durch den langen Winter 2012/2013 gab es zudem Verzögerungen bei der Gestaltung der Außenanlage, ebenso konnten die Wärmedämmung und der Außenputz noch nicht angebracht werden. Das wird in den nächsten Monaten geschehen.
Ideale Bedingungen
Auch wenn der Außenbereich noch nach Baustelle aussieht, im Inneren sind die Arbeitsbedingungen bereits ideal. Dem Rettungsdienst steht ein Büro für die Abrechnung von Einsätzen und Verwaltungsaufgaben zur Verfügung. Wachleiter Jürgen Geisel hat für seine vielfältigen Aufgaben ein eigenes Büro. Des Weiteren stehen Räume zur Desinfektion, ein medizinisches Lager, Ruheräume, ein Aufenthaltsraum, eine Küche sowie getrennte sanitäre Anlagen, ein Lehrsaal und ein Notarztzimmer zur Verfügung. Auch für die Dienstkleidung gibt es einen Raum und eine Umkleide.
Das alles war in der ehemaligen Wache nicht in dem erforderlichen Umfang vorhanden, was zuletzt das Gewerbeaufsichtsamt beanstandet hatte und den Ausschlag für die Suche nach einem geeigneten Grundstück für einen Neubau gab. Bedingt durch die Nähe zur Bundesstraße 279 und der Staatsstraße Haßfurt-Untermerzbach liegt die neue Rettungswache verkehrstechnisch ideal. "Die Erreichbarkeit bleibt gleich gut", meint Dieter Greger.
In der neuen Fahrzeughalle stehen ausreichend Stellplätze für die Einsatzfahrzeuge zur Verfügung. Die Rettungswagen, Krankentransportwagen und das Notarzteinsatzfahrzeug haben je einen und ein eigenes elektrisches Tor für die Ausfahrt. Zudem finden zwei weitere Rettungswagen der "Schnelleinsatzgruppe Transport" ihren Platz, die im Bedarfsfall von der Bereitschaft besetzt werden.
Insgesamt fährt die Rettungswache Ebern pro Jahr über 2000 Einsätze: Notarzteinsätze, Notfalleinsätze, Krankentransporte. 2012 waren es genau 2292. Die drei Rettungsfahrzeuge legten dabei 103 737 Kilometer zurück, das sind durchschnittlich 284 Kilometer am Tag.