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Petra Lettang verabschiedet sich mit Wehmut


Autor: Lisa Kieslinger

Haßfurt, Mittwoch, 14. Sept. 2016

Von 40 Veranstaltungen vor zehn Jahren auf 120 in diesem Jahr: Petra Lettang hat in Haßfurt die Kulturszene groß gemacht. Nun ist Schluss. Doch warum?
Abendlicht - eine Konzertreihe im Freien, das ist eines der Highlights von Petra Lettang. Daraus entstand im Übrigen die Idee zum Marktplatzfest, das dieses Jahr zum ersten Mal stattfand. Foto: Lisa Kieslinger


Vor zehn Jahren hat Petra Lettang angefangen, die Kulturszene in Haßfurt aufzubauen. Doch jetzt verabschiedet sich die Leiterin des Kulturamtes. Sie verlässt Haßfurt und wird Managerin der aktuell noch im Neubau befindlichen Stadthalle von Bad Neustadt an der Saale. "Frau Lettang hat sehr viel für Haßfurt gemacht und die Kulturszene erst aufgebaut", sagt der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt) auf Anfrage des FT. Er verstehe, dass die Leiterin des Kulturamtes auf dem Höhepunkt ihres Wirkens etwas Neues machen möchte und neue Herausforderungen sucht. Doch wie man sich voneinander trennt, scheint nicht so harmonisch zu sein.

Mit dem FT blickt die Leiterin des Kulturamtes auf die letzten zehn Jahre zurück - mit allen Höhen und Tiefen: "Am Anfang gab es in Haßfurt keine funktionierende Kulturszene", meint Petra Lettang. Es fanden zwar kleine Konzerte und Theateraufführungen statt. Doch ein kompaktes Programm gab es nicht. Vor zehn Jahren startete dann mit Petra Lettang ein Versuchsprojekt, das die Kultur in Haßfurt festigen sollte. Sie war damals aber nicht von der Stadt angestellt und machte die Kulturarbeit nur nebenbei. "Damals habe ich bei dem Notar Hartmann gearbeitet. Er hat mich in der Woche zwei Tage freigestellt, damit ich mich um die Kultur in Haßfurt kümmern kann", erzählt die 57-Jährige.

Angefangen hat alles mit Klassikern wie einem Jazzbrunch und dem Musical "Der Watzmann ruft". "Es hat sofort funktioniert. Die Haßfurter sind gekommen", schildert Petra Lettang. Und so sei sie nach und nach mutiger geworden. Den Blick immer in größere Städte wie Schweinfurt oder München gerichtet, um zu schauen, was dort im Kulturbereich passiert. "Auf Kabarettisten bin ich einfach zugegangen. Manchmal habe ich sie auch schamlos angeschrieben", meint die 57-Jährige. Mit Erfolg: Was Rang und Namen hat in der bayerischen Kabarettisten-Szene, kam nach Haßfurt. "Ich habe ein richtiges Netzwerk aufgebaut."


Kultur lange nebenbei gemacht

Doch Kultur in einem solchen Maß nur nebenbei zu machen, ging nicht mehr. Das merkte auch der frühere Bürgermeister Rudi Eck. Er gab Petra Lettang damals eine Vollzeitstelle in der Kulturarbeit. "Das muss man einer Stadt anerkennen, dass sie in Kultur investiert. Dazu braucht man Mut", sagt sie. Der Mut wurde belohnt. Wo anfangs um die 40 Veranstaltungen stattfanden, gibt es zehn Jahre später 120 Veranstaltungen im Jahr. Und das mit rund 20.000 Besuchern. "Wir haben hier wirklich ein treues Publikum. Man könnte schon fast von Abokunden sprechen", beschreibt die Ex-Leiterin des Kulturamts.

Petra Lettang steckte in den letzten zehn Jahren viel Herzblut und Engagement in das Kulturprogramm. Oft sei es keine einfache Arbeit gewesen, die zudem einen hohen persönlichen Einsatz erforderte. Vom Erstellen des Kulturprogramms bis hin zum Ausschenken hinter der Bar: Petra Lettang war für alles zuständig. Ein richtiges Team gibt es nicht. Schüler und Studenten helfen zwar bei der Bewirtung, doch unter der Woche ist es oft schwierig, Unterstützung zu bekommen. Vor ein paar Jahren bekam das Kulturamt - neben der Stelle von Petra Lettang - noch eine halbe Stelle dazu, die sich um die Hallenbestuhlung kümmert. "Ich finde es schön, dass die Stadt sich so ein Amt leistet und Kultur bietet", meint Lettang. Kultur sei wichtig für das Image und die Marke einer Stadt.


Kulturamt geriet immer wieder in Kritik

Doch die Wertschätzung von der Stadt fehlte Petra Lettang die letzten Jahre oft. Und dabei gehe es nicht um ihre Person, das betonte sie im Interview immer wieder. "Sie verkennen manchmal, wie wichtig Kulturarbeit für eine Stadt ist." Das Kulturamt geriet immer wieder in die Kritik des Stadtrates. Es werde zu viel investiert und zu wenig eingenommen. Petra Lettang musste sich und ihre Arbeit immer wieder verteidigen und für neue Ideen "Türen einrennen".

Ihre Stelle in Bad Neustadt sieht sie als Chance, noch einmal etwas Neues kennenzulernen. "Und bei Bad Neustadt merkt man, dass sie etwas in Sachen Kultur bewegen wollen", meint sie. Neben Kultur wird sie dort auch mit Tagungsmanagement zu tun haben - eine neue Herausforderung, auf die sich die 57-Jährige schon freut. Besonders das Team dort habe sie gereizt. Sie habe schon viele Jahre Angebote von anderen Städten bekommen, doch bis jetzt habe sie alles abgelehnt. "Doch irgendwann kommt einfach ein Angebot, das einen richtig reizt. Und das war bei mir Bad Neustadt", betont Lettang.


Ein schwerer Abschied

Trotz der vielen schönen Jahre in Haßfurt geht sie mit einer großen Portion Wehmut. Vor ihrem Urlaub hat die Leiterin vom Kulturamt gekündigt und wollte danach das Kulturprogramm noch bis Oktober begleiten. "Ich geh' doch nicht einfach und schlag' die Türen hinter mir zu", sagt Lettang.

Doch am ersten Tag nach ihrem Urlaub die Überraschung: Sie darf ab sofort nicht mehr an dem Kulturprogramm arbeiten. "Ich weiß nicht, warum sie das machen und mich so ausbremsen", meint Petra Lettang. Besonders weh tue es ihr, dass sie sich von den Künstlern nicht persönlich verabschieden kann.

Doch warum macht die Stadt das? Laut Günther Werner wollte Petra Lettang in Bad Neustadt so früh wie möglich beginnen. Vereinbart wurde der 1. Oktober. "Frau Lettang hat noch Überstunden und Resturlaub, das muss noch genommen werden, bevor sie wechselt", erklärt er. Deswegen wurde sie ab dem 13. September freigestellt. Da Petra Lettang erst am 12. September aus dem Urlaub zurückgekommen ist, habe ihr das nicht früher gesagt werden können.