Papierfabrik Eltmann - Die Weltrekordmaschine
Autor: Günter Flegel
Eltmann, Sonntag, 30. März 2014
Die Papierfabrik im unterfränkischen Eltmann läuft so effektiv und schnell, dass der schwäbische Unternehmer jetzt neue Genehmigungen für das Riesenwerk braucht. Von einer Krise in der Druckbranche spürt er nichts.
Wolfgang Palm hat ein feines Näschen dafür, wann der Zeitpunkt für Entscheidungen gekommen ist. Die Papierfabrik im unterfränkischen Eltmann baute der Schwabe in zwei Etappen 1994 und 1999, als die Wirtschaft nach dem Wiedervereinigungs-Boom schwächelte und nur wenige Unternehmen mit der Bitte um 400 Millionen Euro bei den Banken anklopften. 2007 baute Palm in Eltmann für 50 Millionen Euro ein eigenes Kraftwerk für die Versorgung mit Strom und Dampf, die eigene Energiewende.
Noch mehr Zeitungsdruckpapier
Und jetzt nimmt Palm (60) die Mühen eines neuen Genehmigungsverfahrens auf sich, um die Leistungsfähigkeit seiner beiden Papiermaschinen in Eltmann bis aufs i-Tüpfelchen auszureizen. Das ist eine gute Nachricht. Nicht nur für die 250 Mitarbeiter, die im Fränkischen beim schwäbischen Arbeitgeber einen sicheren Job haben.
Aktuell produziert das Werk in Eltmann aus reinem Altpapier tagtäglich gut 1400 Tonnen Zeitungsapier, genug für zwölf Millionen gedruckte Zeitungen. Der Altpapierturm, der dafür verarbeitet wird, ist 36 Kilometer hoch. Mit der nagelneuen Papiermaschine eines Konkurrenten in Köln liefert sich Palms Mannschaft in Eltmann so etwas wie einen Wettstreit. "In Eltmann steht eine der modernsten und leistungsfähigsten Papiermaschinen der Welt", sagt der Unternehmer. Sie stellte einen Weltrekord auf, den ihr niemand mehr nehmen kann: Als erste Papiermaschine überhaupt erreichte die "PM3", so der Firmenname für die jüngere und größere der beiden Papiermaschinen in Eltmann, eine Geschwindigkeit von 2000 Metern Papier in der Minute. Rechnet man die Entfernung von Eltmann ins Druckzentrum dieser Zeitung in Bamberg, dann wäre die Papierbahn vom Palm bei 120 Stundenkilometern in zehn Minuten angekommen.
Die Rekordjagd ist aber weniger Palms Ziel. Für ihn sind solche Zahlen ein Beweis dafür, dass sein Werk in Eltmann an der Weltspitze rangiert. "Das Team ist laufend um Verbesserung und die Optimierung der Abläufe bemüht", sagt Palm. "Damit können wir uns auf einem schwierigen Markt durch Qualität und wettbewerbsfähige Konditionen behaupten." Durch die Optimierung wurde in den letzten Jahren in Eltmann laufend eine Produktionssteigerung "in der Größenordnung von einem bis zwei Prozent im Jahr erzielt", schildert der Unternehmer; und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht. Am Limit ist Palm trotzdem, denn der in den Genehmigungsbescheiden für die Papierfabrik festgelegte Produktionsrahmen wird bald erreicht, da der Puffer aufgebraucht ist. "Deshalb gehen wir jetzt in ein neues Genehmigungsverfahren", sagt Palm. Größere Investitionen sind in diesem Zusammenhang zunächst nicht geplant. Wer Palm kennt, ahnt aber, dass nach 1994, 1999 und 2007 wohl in naher Zukunft in Eltmann wieder ein Großprojekt ansteht.