Orkanschäden wirken im Eberner Forst noch nach
Autor: Redaktion.
Ebern, Dienstag, 08. Juli 2014
Die Orkane Vivian und Wibke haben vor 25 Jahren horrenden Schaden angerichtet. Um zukunftsfähige Waldabteilungen zu schaffen, blickte die Bürgerwaldkörperschaft in Ebern bei einem Waldbegang auch in de Vergangenheit. Viele waldbauliche Maßnahmen haben sich seither bewährt.
Fachleute zeigten den Mitgliedern der Bürgerwaldkörperschaft Ebern bei einem Waldbegang auf, welche Kriterien bei der Jungbestandspflege zur Auswahl von Zukunftsbäumen führen. Außerdem besichtigte man die seinerzeit durch die Stürme Vivian und Wibke geschädigten Flächen und sprach über Rettungsmaßnahmen im Wald. Forstamtsrat Wolfgang Gnannt und Forstwirtschaftsmeister Bernhard Schmitt führten durch die Abteilungen.
Zunächst ging es, wie Vorsitzender Robert Herrrmann berichtet, in die Waldabteilung "Enge Tür". Dort ist eine Fläche zur Durchforstung vorgesehen. Dankenswerter Weise fördere der Bayerische Staat auch Forstbetriebe, die bei der Bewirtschaftung die Kriterien seine Förderrichtlinien beachten. Im Bürgerwald ist das seit vielen Jahrzehnten der Fall.
Die Zukunftsbäume werden dabei grün markiert und diejenigen, die entnommen werden sollen, bekommen einen roten Punkt. Bei der Durchforstung werden zunächst die vermarktbaren Stämme durch Unternehmer entnommen, aber auch für die Selbstwerber bleiben noch lohnende Mengen, die sie für den heimischen Ofen aufarbeiten können. Das Ergebnis dieser Maßnahmen wird durch die Forstbehörde überprüft.
Spuren der Orkane
Die Frage, "welche Spuren sind nach nahezu 25 Jahren von den Stürmen Vivian und Wibke im Bürgerwald noch geblieben" konnte vor Ort in der Abteilung "Steinmauer" geklärt werden. Bernhard Schmitt erinnerte nochmals daran dass am 25. Februar und am 1. März 1990 zwei Orkane kurz nacheinander über Deutschland hinwegfegten. Streckenweise sah es in den heimischen Wäldern so aus, als hätten Riesen Mikado gespielt. Alleine im Bürgerwald mussten damals etwa 10.000 Festmeter Holz möglichst schnell unter schwierigsten Bedingungen aufgearbeitet werden. Zum Vergleich: das jährliche Einschlagsoll, lag damals bei 2000 Festmetern im Bürgerwald. Etwa 40 Hilfskräfte und 50 Selbstwerber waren für die Aufarbeitung, Entrindung und Rückung im Dauereinsatz.
"Gott sei Dank", so erinnerte man sich, "liefen allen Arbeiten Hand in Hand ohne größere Unfälle bei uns ab." Ende August waren allen Windwurfflächen komplett geräumt. Nun ging es sofort an die Planungen für die Wiederaufforstung. Wie sich durch den Sturm gezeigt hatte, waren viele Fichtenbestände, vor allem in den Tallagen, nicht standortgerecht. Deshalb achtete man bei den Nachpflanzungen darauf, dass mit den eingebrachten Baumarten wie Ahorn, Esche, Erle, Eiche und Rotbuche nun geeignetere Waldgesellschaften entstehen sollten.
Zäunungen waren nötig
Die Nachpflanzungen mussten auch vor Wildverbiss durch viele Zäunungen geschützt werden. Die Zaunfläche bedeckte für zehn bis zwölf Jahre teilweise über zwölf Prozent des gesamten Waldbestandes, die Zaunlängen aufaddiert kam man auf über 22 Kilometer. Heute konnte man bei den inzwischen sechs bis acht Meter hohen Jungbäumen den Erfolg dieser Maßnahmen nachvollziehen. Lediglich bei den Eschen, die sich zunächst sehr gut entwickelt hatten, sei seit einigen Jahren eine Pilzerkrankung aufgetreten, das sogenannte Eschentriebsterben. "Hier können wir wahrscheinlich nur abwarten, bis sich die Natur selbst hilft", sagte Wolfgang Gnannt.
Sicherheit im Wald
"Rettungskette Forst", was ist das, fragte Bernhard Schmitt zum dritten Themenbereich. Im Eberner Bürgerwald wurde schon immer Wert auf sicheres Arbeiten gelegt.
Vor allem aber in den letzten Jahren seien zusätzliche Anstrengungen unternommen worden, die Sicherheit vor Unfällen weiter zu verbessern. Dazu gehörten Motorsägenlehrgänge, Seilwindenkurse und besondere Einweisungen vor Arbeitseinsätzen. Die Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft sei dabei selbstverständlich. Da Notfälle und Unfälle sind bei einer "gefahrgeneigten Arbeit", wie im Wald, nicht auszuschließen seien, sollte jede Person, ob Waldarbeiter, Jäger, Pilzsammler oder Erholungssuchender sich im Klaren darüber sein, dass man plötzlich Hilfe benötigen könnte.
Das muss nicht gleich ein Unfall sein, wie Bernhard Schmitt meinte, auch ein Insektenstich, körperliche Überforderung oder, wie es schon in vielen Märchen vorkam, das Verlaufen im Wald, können Hilfebedarf auslösen. Für das Verlaufen gab Schmitt einen einfachen aber sicheren Tipp: Folgen Sie dem Lauf des Wassers. Bei uns führt die Wasserabflussrichtung, talabwärts, immer aus dem Wald heraus, dann kann man sich besser orientieren und gegebenenfalls. Hilfe finden.
Naheliegend sei es bei Notfällen, dass Rettungskräfte einen Unfallort nicht ohne weiteres selbstständig finden können. Dazu seien eindeutige Treffpunkte unabdingbar. Die Bayerischen Staatsforsten haben für ihre Waldungen schon sogenannte Rettungstreffpunkte ausgewiesen und stellen die Daten dafür zum Download bereit, um die Verbreitung und Nutzung der Rettungstreffpunkte zu fördern. Auch für Kommunal- und Privatwälder werden gegenwärtig solche Rettungspunkte benannt. Für den Bürgerwald wird es den Angaben zufolge zwei solcher Treffpunkte geben. Einen am Parkplatz des Jugendzeltplatzes in Reutersbrunn und einen in der Ortsmitte von Kirchlauter.