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Oliver Kunkel - grüner Landrat?


Autor: Brigitte Krause

Zeil am Main, Donnerstag, 27. Juni 2019

2020 will der Gymnasiallehrer und Dirigent für die Grünen in den Ring steigen. Herzensziel ist die Klimawende - in gemeinsamem Bemühen vor Ort.
Einen Gegenentwurf zu der mehr repräsentativen Demokratie will Oliver Kunkel wagen. Er will sich in der Kommunalwahl 2020 um das Amt des Landrats im Landkreis Haßberge bewerben. Foto: Brigitte Krause


Er will Menschen zusammenbringen. Zum Gespräch über gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Probleme, vor allem aber zum Gespräch darüber, "wie wir jetzt in diesen nächsten sechs Jahren die Klimawende vor Ort schaffen".

Oliver Kunkel, 51-jähriger Studiendirektor aus Zeil, möchte sich für Bündnis 90/Die Grünen als Landratskandidat aufstellen lassen zur Kommunalwahl 2020. Der Vorstand des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen Haßberge informierte über diesen Schritt.

Kunkel, studierter Politologe, unterrichtet am Walter-Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt Sozialkunde, Geografie und Musik. Er ist im Landkreis Haßberge bekannt als Mann, der die Massen bewegen kann. Der studierte Dirigent organisierte und dirigierte in den letzten Jahren in Zeil aufsehenerregende Konzerte (1000-Stimmen-Chor und Open-Air im Finanzamtshof).

Neben seiner musischen Seite begleitet ihn das politische Engagement seit Kindheitstagen in der Familie, auch wenn er im Landkreis bislang nicht so in Erscheinung getreten ist und auch kein kommunales Amt inne hat.

Er ist verheiratet, Vater einer Tochter (14) und eines Sohnes (elf), und war Reserveoffizier bei den Panzergrenadieren in Ebern, was für ihn als (seit einem halben Jahr Parteimitglied der) Grünen keinen Widerspruch bedeutet. Er sieht sich selbst als pragmatische Natur, pflegt aber bewusst seine Visionen als kreative Kraftquelle.

Der Impuls

Ein Auslöser für den Entschluss, sich nominieren zu lassen, war vor einiger Zeit schon ein Dossier über den Klimawandel in einer großen Wochenzeitung: Verändert sich in den nächsten sechs bis sieben Jahren nichts, so werden die Menschen mit entscheidenden Einschnitten leben müssen. Die Klimawende ist nur noch in diesen wenigen Jahren machbar. Davon ist er überzeugt.

Seine Kampagne

In seiner "Kampagne heimat." will Oliver Kunkel für Bündnis 90/Die Grünen eine umfassende Klimaschutz-Strategie des Kreises mit vielfältigen menschlichen Begegnungen verbinden. Ihm geht es, sagt er im Gespräch mit der Redaktion, nicht um Politik von oben, sondern darum, "gemeinsam intelligente Lösungen zu finden."

Gerade im Moment, jetzt nach der Europawahl, haben die Grünen den Zuspruch nicht bloß zu genießen, sondern konkret in Handeln zu übersetzen, so sieht es der Kreisvorstand der Grünen. Oliver Kunkel steuert ein innovatives Konzept an. Klima- und Artenschutz mit einer umfassenden Beteiligung von Bürgern aller Schichten und Altersgruppen: "Wir können unser Leben und unsere Lebensgewohnheiten nur schnell und wirksam ändern, wenn die Ideen von den Menschen direkt kommen. ... Klimaschutz ist nicht allein eine abstrakte Aufgabe von Regierungen."

Er ist Idealist und weiß es auch

Kunkel ist definitiv Idealist. Bisher besitzt er aus Überzeugung kein Handy ("aber das kann sich jetzt natürlich ändern"). Er erkennt auch durch seine tägliche Arbeit als Gymnasiallehrer die "soziale Klimakatastrophe".

Verrohung in der zunehmend anonymen digitalen Welt zeitige bereits politische Morde, linke wie rechte Wutbürger ließen zunehmend allen Respekt vor Entscheidungsträgern fallen. Dem will Oliver Kunkel "eine erlebbare Begegnungskultur" entgegenstellen.

Für den Wahlkampf hat er mit seinen Mitstreitern, allen voran Harald Kuhn und Christian Appel, einen Stand entworfen. Unter dem Dach grüner Schirme will er alle Schichten und Altersklassen zum Gespräch einladen: Landwirte, Umweltschützer, Lehrer, Arbeitssuchende, Migranten. "Es sollen räumliche und thematische Begegnungen sein und der Versuch, Menschen respektvoll zusammenzubringen", sagt er.

Ihm geht es um Lösungen, die nicht von oben verordnet werden. Es sind, sagt Kunkel, intelligente Lösungen möglich - etwa wie Kreiskommunen nachhaltig Energie gewinnen, wie man zukunftsfähig Mobilität weiterentwickelt oder wie man Bauern bei tierfreundlichem und bodenschonendem Wirtschaften unterstützen kann.

Die erste klimaneutrale Insel der Welt, Samsö vor Dänemark, ist ihm ein Beispiel. Hier gelingt es seit Jahren in offenen Runden, gemeinsam Energieversorgung und Bewirtschaftung neu zu organisieren. Auch in der Heimat will Kunkel der "stark repräsentativen Demokratie" ein gemeinschaftliches Netzwerk entgegenstellen. Warum nicht mehr Genossenschaften aufbauen?

Mit den Bürgern

Seine angestrebte Landratskandidatur soll besonders die Ernsthaftigkeit seiner Initiative für den Klimawandel unterstreichen. Oliver Kunkel sieht es als "notwendiges Kunststück, von der Keimzelle der Grünen aus viele gesellschaftliche Schichten mitzunehmen für eine wahre Klimawende im Landkreis. Hier in der Region können Menschen nachbarschaftlich mitwirken und Verantwortung übernehmen, nur hier können sie aber auch das Notwendige so gestalten, dass es allen nutzt, dass intelligente Konzepte entstehen, die allen Seiten nutzen: Verbrauchern, Unternehmern, Landwirten. Gleichzeitig kann ein Raum, der sich so entwickelt, in der Vernetzung mit anderen Regionen starker Bürgerbeteiligung den entscheidenden Druck auf die größeren Ebenen von Politik ausüben, damit Rahmenbedingungen und Förderung funktionieren."

Biogas kann nach seiner Ansicht aus Mais-Bohnen-Mischkulturen mit geringem Kunstdüngereinsatz gewonnen werden, Gastankstellen können, genossenschaftlich betrieben, die Fahrzeuge der Bürger in Bewegung setzen, die Abwärme der Anlage kann die Höfe der Bauern und Häuser der Anwohner beheizen und Jugendliche und Großeltern können gemeinsam um sauberen Strom und Mittel gegen Einsamkeit ringen, wenn ein jeder erfährt, dass Begegnung Glück bedeutet.

Am Augsfelder Anglersee

Die erste "Begegnung unter dem Schirmdach" bietet Oliver Kunkel am Sonntag, 7. Juli, zwischen 16 und 18 Uhr am Sportanglergelände am Augsfelder Anglersee an: Es gibt Musik und Getränke, vor allem aber Raum für Gespräche darüber, was denn die "heimat.-Kampagne" meint. Bündnis 90/Die Grünen wollen den Landratskandidaten im Sommer in einer Aufstellungsversammlung nominieren.