Druckartikel: Nur Fledermaus und Schmetterling sorgen für Ärger

Nur Fledermaus und Schmetterling sorgen für Ärger


Autor: Ralf Kestel

Rentweinsdorf, Donnerstag, 21. April 2016

In Rentweinsdorf stieß der Bericht von Bürgermeister Willi Sendelbeck auf volle Zustimmung.
Isabell Genslein, Lea Berger und Oskar Gehring (in Bild von links) wurden von Bürgermeister Willi Sendelbeck zu Beginn der Bürgerversammlung für besondere Leistungen geehrt. Foto: Ralf Kestel


Ein Bürgermeister als Bettler und Traumdeuter. In diese Rollen schlüpfte Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD), als er nicht mehr den Alleinunterhalter geben wollte. Mehrfach bat er bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend im Marktsaal um Anträge und Anregungen, was "wir machen sollen". Viel kam nicht, weder Besucher, noch Vorschläge, nicht einmal Kritik.

Also nutzte der Bürgermeister zwei Ausweichmöglichkeiten, Ehrungen und den Griff in die Statistik. Seitens der Marktgemeinde geehrt wurden Lea Berger aus Salmsdorf für ihre schulischen (Mathe-)Leistungen, die sie auf Unterfranken-Ebene siegen ließen. Annabel Genslein wurde als Beifahrerin in einem Boliden des AC Ebern bayerische Meisterin und Oskar Gehring aus Losbergsgereuth streift als ehrenamtlicher Sammler des Landesamtes für Denkmalpflege durch die Fluren und hat dabei "nicht nur altes Gelump', sondern Geschichte" (Zitat Sendel-beck) zusammengetragen, wie er

anhand einiger seiner 150 000 Exponate zeigte.

Dann stürzte sich Sendelbeck auf die Zahlen. Anhand der Haushalts-Daten aus dem Vorjahr beleuchtete er die Einnahmen- und Einwohner-Situation. Der Schuldenstand liege bei 995 000 Euro und sei auf 632 Euro je Einwohner "massiv gesunken". Und Sendelbecks Ausblick verheißt noch bessere Zeiten: "Wenn unser Haushalt heuer ohne neue Darlehen auskommt, sinkt der Schuldenstand auf unter 800 000 Euro."

Das hängt auch mit der Einwohnerzahl (derzeit 1573) zusammen, da der Markt bislang vom demografischen Wandel verschont bleibt. "Unsere alten Häuser sind bewohnt und in der Siedlung wird kräftig gebaut. Wir haben wieder einige Bauplätze verkauft und zuletzt hat der Umzugshelfer eines Neubürgers gleich zugeschlagen und einen Bauplatz gekauft, als er das erst Mal in Rentweinsdorf war. Da ist momentan viel Bewegung drin. Wenn wir die Zuzüge nicht hätten, wäre das eine Katastrophe", sagte der Bürgermeister und meinte damit beispielsweise den Bestand der Grundschule.

Doch noch setzt er auf Expansion. Er deutete eine weitere Ausweitung des Siedlungsgebietes in Richtung Wald an. "Wir haben nochmals 84 000 Quadratmeter, die wir gekauft und bezahlt haben. Das ist noch eine Menge Zeugs, auch wenn das Gelände noch nicht erschlossen ist." Der Schwerpunkt der Aktivitäten heuer liege aber in Losbergsgereuth.

Als Neuerung zum Ende des Sommers kündigte er die erstmalige Herausgabe eines Mitteilungsblattes unter dem Dach der Verwaltungsgemeinschaft an, das auch örtliche Gruppen gegen eine geringe Gebühr für ihre Werbung nutzen könnten. "Das gibt's dann kostenfrei und kommt mit der Post und ist nicht nur für amtliche Nachrichten gedacht, sondern auch für Vereine und Kirchen."

Schließlich offenbarte Sendelbeck Einblicke in sein Nachtleben. "Ich habe geträumt, dass die Bahnübergänge bei uns gebaut werden, so lange kein Zug fährt. Ich dachte, das geht so heidiwitschka, wenn die Bahn nicht fährt."

Weit gefehlt, dieser Traum ist geplatzt, wie er eingestand. Schuld sind aber nicht irgendwelche Anrainer, Grundstücksbesitzer oder träge Behörden. Der Ameisen-Bläuling wie auch Fledermäuse blockieren wichtige Vorhaben der Gemeinde. So muss erst geprüft werden, welche Auswirkungen der Ersatzwegebau für die Bahnübergänge auf den Schmetterling hat. Bei den Brücken nach Gräfenholz sitzt die Fledermaus den Neubauern im Nacken bzw. unterhalb der Bögen.

Weiter sprach Sendelbeck den Wunsch der Feuerwehr nach Ersatz für das 20 Jahre alte Fahrzeug an. "Ein neues passt aber nicht mehr in die Halle, weswegen ein neues Feuerwehrhaus oberhalb des Bauhofes angedacht ist."
Kein Verständnis zeigte Walter Pfeufer für die Verzögerung beim Wegebau als Ersatz für die Bahnübergänge. "Das war doch alles ausverhandelt und eine Superlösung gefunden. Warum wird das nicht durchgezogen?" Bürgermeister Sendelbeck versicherte, dass "sich unsere Verwaltung immerzu müht, zuständig ist die Bahn-Immobilien in München."

Angesprochen wurde noch der schlechte Zustand der Straße zum Bahnhof in Treinfeld. Das Problem sei bekannt, aber eine Fixi-Foxi-Lösung geht angeblich nicht und bei einem Ausbau müssten die Anlieger beigezogen werden und die sind dann kräftig dabei."