Nur die guten Pfiffer landen im Körbchen
Autor: Helmut Will
Reutersbrunn, Sonntag, 20. Sept. 2015
Trotz der Trockenheit wurden die Teilnehmer an einer Exkursion mit dem Eberner Apotheker und Experten Herbert Stang im Bürgerwald oft fündig.
Da staunte Herbert Stang, Apotheker und Pilzsachverständiger aus Ebern nicht schlecht, als er am Samstagnachmittag am Parkplatz Reutersbrunner Zeltplatz ankam. Er wurde er von über 50 Leuten erwartet, die sich für eineinhalb Stunden zur Pilzsuche in den Bürgerwald begeben wollten. "Na, wenn nur jeder von ihnen einen Pilz findet, dann hätten wir eine ganze Menge", scherzte der Pilzfachmann. Gefunden wurden weit mehr der verschiedenen Gattungen.
Auch Harald Amon, Vorsitzender des Bund Naturschutz, freute sich über das "außergewöhnlich große Interesse" an der Pilzwanderung. "So um die 30 Leute waren schon bei den vier vorausgegangenen Pilztagen zur Eberner Kirchweih dabei, aber so viele wie heute wohl noch nicht", sagte er.
Praktische Tipps
"Wichtig ist, dass jeder die Giftpilze kennt, dann kann nichts passieren", sagte Herbert Stang zu Beginn seiner Ausführungen.
Er gab einen Anreiz als Losung aus: "Wer einen Steinpilz findet, bekommt einen Preis, heuer habe ich nämlich noch keinen gefunden."
Einige Punkte sprach er an die ihm wichtig erschienen, bevor er die Exkursionsteilnehmer in den Wald entließ, wo sie für knapp eineinhalbstunden auf Pilzsuche gingen. "Suchen sie sich heute wenn sie nach Hause kommen nach Zecken ab, die sind nicht ungefährlich", riet der Hobby-Mykologe.
Er verwies auch darauf, dass Pilze unter Naturschutz stünden, weshalb man nur so viele sammeln dürfe, wie man für eine Mahlzeit benötige. "Wer mehr suchen will, um sie z.B. zu verkaufen, braucht eine Genehmigung der Naturschutzbehörde am Landratsamt", klärte der Pilzfachmann auf.
Pilze sollen nicht ausgerissen werden. Am besten sei es, wenn man sie "raus drehe" oder abschneide und man sollte immer darauf achten, dass man unten den "Fuß" dazu hat, weil man an diesem im Zweifelsfall bestimmen könne, ob der Pilz genießbar ist. Mit diesem Crashkurs versehen, schickte Stang die Teilnehmer auf Pilzsuche in den Bürgerwald. Diese eilten sogleich schnellen Schrittes los und waren kurz darauf im Hochwald verschwunden.
Auch der elfjährige Alexander aus Lichtenfels war mit seiner Mutter gekommen, um auf Pilzsuche zu gehen. Wieso kommt er nach Ebern? "Die Oma wohnt da", klärt Alexander auf. "Pilze sind irgendwie cool, weil es so viele verschiedene Arten gibt."
Er und seine Mutter haben auch einige gefunden, sie waren zum ersten Mal auf Pilzsuche. "Das hat mir Spaß gemacht und einen habe ich mit einem kleinen Buch bestimmen können, weiß aber jetzt gar nicht mehr, wie er heißt", erzählte Alexander.
Vielfalt beeindruckt
Mit Blick auf die aufgereihten Pilze auf den Tischen sagt er: "Es ist schon toll, wie viele Arten es gibt, das hatte ich mir gar nicht so vorgestellt." Kurz vor der vereinbarten Zeit trafen die ersten Sammler wieder am Ausgangspunkt ein, wo sie ihre Fundstücke präsentierten und von Herbert Stang begutachten ließen.
Erstaunlich, welche Vielfalt, essbare und ungenießbare gefunden wurden. Diese wurden nach Bestimmung durch Herbert Stang von Harald Amon und Willi Brokbals auf Tischen ausgelegt und mit der entsprechenden Bezeichnung versehen. So entstand im Bürgerwald in Kürze eine vielfältige Pilzausstellung.
"Pilze und der Wald gehören zusammen", sind sich Herbert Stang und der Vorsitzende des BN, Harald Amon einig. Harald Amon weiter: "Pilze und Wald leben in Partnerschaft. Pilze sind vom Standort her auf bestimmte Bäume angewiesen, weshalb zwischen bei beiden eine Abhängigkeit vorhanden ist, von denen beide profitieren."
Amon fand, dass es erfreulich sei, dass zunehmend jüngere Menschen sich für Pilze interessieren und an Exkursionen teil nehmen. "Da ist großes Interesse über die letzten Jahre zu erkennen."
Die Sammler kamen nach und nach mit ihren Körbchen an, waren gespannt, was sie gefunden haben. Einige schienen "alten Hasen" zu sein, die nicht unbedingt den Rat des Pilzfachmannes benötigen.
Aber viele waren sich ihrer Sache wohl nicht so sicher und verließen sich auf das Urteil des Pilzsachverständigen.
Die guten kamen ins Körbchen für eine kleine Mahlzeit, die giftigen landeten im angrenzenden Wald oder wurden für die Ausstellung am Sonntag "gebunkert."
Was aber, wenn man doch einmal einen giftigen gegessen hat. "Die nächste Giftnotrufzentrale für unsere Gegend ist in Nürnberg und dort unter der Telefonnummer 0911-3982451 erreichbar", weiß Stang. Dort erhalte man Auskunft, was zu tun sei, wobei natürlich der Rettungsdienst und der Arzt vor Ort meist erste Ansprechpartner seien.
Die Verwechslungsgefahr sei vor allem bei weißen Pilzen relativ groß, sagt der Fachmann. "Es gibt keine einfache Möglichkeit zu bestimmen, welcher Pilz giftig oder nicht giftig ist, die muss man einfach kennen und im Zweifelsfall sollte man sich fachlichen Rat holen oder den Pilz nicht in den Kochtopf tun", rät Herbert Stang.
Anfangs hatte er für diejenigen einen Preis in Aussicht gestellt, der Steinpilze finden. Einige hatten Glück und zeigten solche vor.
"Steinpilze sind heuer sehr selten, weil es zu trocken war." Und, gibt es für die Finder der Steinpilze einen Preis? Herbert Stang lacht und widmet sich weiter den Fragen der Pilzsammler.