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Nützliche Heilkräuter: Eine Expertin aus den Haßbergen gibt Tipps.


Autor: Katja Müller

LKR Haßberge, Mittwoch, 13. Mai 2020

Sie wachsen auf Wiesen, Äckern, in Flussauen und Wäldern, ja sogar in unseren Städten - Wildkräuter. Drei bekannte Vertreter wollen wir hier vorstellen.
Aus dem Löwenzahn wird die Pusteblume und aus seinen Blättern kann man ein schmackhaftes Pesto zubereiten. Foto: Hildenbrand/dpa


Kräuter sammeln in freier Natur, etwa zur Bereicherung des Küchenzettels oder auch als Heilkraut, das galt als Notnagel in Notzeiten, insbesondere für die ärmere Bevölkerung. Die Zeiten haben sich geändert. Seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebt die Nutzung von Wildkräutern eine regelrechte Renaissance.

"Für alles ist ein Kraut gewachsen", sinniert die 60-Jährige und hat tatsächlich für (fast) alle kleineren Beschwerden ein Heilmittel aus der Natur parat. Die Naturprodukte verkauft sie auch in ihrem Kräuterladen auf dem Gelände des Schlosses Oberschwappach.

Wer seine Umwelt bewusster wahrnimmt und natürlich leben will, der setzt in seiner Küche mehr und mehr auf Wildkräuter. Drei besonders bekannte Pflanzen sollen in diesem Artikel vorgestellt werden. Sie sind kaum zu verwechseln und nahezu überall anzutreffen, eignen sich vortrefflich als Würzbeigabe, aber auch als Heilkraut. Die Rede ist von Löwenzahn, Brennnessel und Spitzwegerich. Der beste Zeitpunkt zum Sammeln von Wildkräutern ist übrigens genau jetzt, im Frühling. Der Löwenzahn Kräuterführerin Schertel würdigt den Löwenzahn als "die Waschmaschine des Körpers". Der Gewöhnliche Löwenzahn, sein wissenschaftlicher Name ist Taraxacum sect. Ruderalia, stammt ursprünglich aus dem westlichen Asien und Europa, ist aber, auch durch menschliches Zutun, weit auf der Nordhalbkugel verbreitet.

Wo findet er sich?

Eigentlich nahezu überall, sogar in unseren Innenstädten, auf Wiesen, an Wegrändern und in Gärten. Er besiedelt auch recht schnell Brachflächen, Schutthalden und Mauerritzen. Grundsätzlich sollte man dort nach Löwenzahn Ausschau halten, wo weniger Hunde Gassi gehen oder Autos ihre Abgase in die Luft blasen.

Wie sieht er aus? Mit seinen gezähnten Blättern und gelben Blüten ist er an sich unverwechselbar, zumal er sich in der Phase der Spätblüte in die von Kindern so geschätzte Pusteblume verwandelt. Die Pflanze wird circa 40 Zentimeter hoch und blüht von April bis Juli. Ihr Stengel ist hohl und beim Abknicken tritt ein weißer, milchiger Saft aus.

Wozu taugt der Löwenzahn? Die jungen Blätter eignen sich sehr gut als Salatbeigabe. Wem der herbe Geschmack zu intensiv ist, kann die Blätter einige Minuten in lauwarmes Wasser legen, dann verlieren sie ihren herben Beigeschmack. Man kann aus Löwenzahn auch eine Pesto herstellen. Auf dem Blog des WWF Deutschland im Internet (blog.wwf.de) finden sich auch Rezepte, zum Beispiel für ein Gelee. Dazu nimmt man die Blüten von etwa 30 Löwenzahnpflanzen und verkocht sie mit 700 Milliliter Orangensaft und Gelierzucker im Verhältnis 2:1. Das Ergebnis soll wie milde englische Orangenmarmelade schmecken. Der Hinweis erübrigt sich, dass Löwenzahn ausgesprochen gesund ist. Der Stoffwechsel wird angeregt, die Pflanze ist außerdem gut für Leber und Nieren.

Elisabeth Schertels Tipp

: Wer entgiften möchte, dem empfiehlt Schertel eine dreiwöchige Frühjahrskur mit Löwenzahn. "Drei Mal täglich drei Stengel mit Blüte verzehren - das schwemmt die Giftstoffe aus", weiß die 60-Jährige.

Der Spitzwegerich

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), auch Spießkraut, Lungenblattl oder Schlangenzunge genannt, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von fünf bis 50 Zentimetern erreicht. Die in einer grundständigen Rosette stehenden Laubblätter sind ungestielt. Die einfache Blattspreite ist spitz, schmal und lanzettlich. Die Blütezeit reicht von Mai bis September.

Wo findet er sich?

Der Spitzwegerich war ursprünglich nur in Europa beheimatet. Inzwischen ist er weltweit zu finden. Er kommt häufig in Fettwiesen, in Parkrasen, an Wegen und in Äckern vor.

Wozu taugt der Spitzwegerich? Aus den Blättern des Spitzwegereich lässt sich ein Tee oder auch Hustensaft kochen. Dank seiner Schleimstoffe ist er bei Halsschmerzen und Husten ausgesprochen hilfreich. Weil er so gut hilft, ist er eine schon seit vielen Jahrhunderten bekannte Arzneipflanze, wurde früher auch als "Heilwegerich" bezeichnet. Die Pflanze kann allerdings noch mehr. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung ist der Spitzwegerich auch als Pflaster für unterwegs gut geeignet. Die Blätter dabei einfach zwischen den Fingern rollen und den austretenden Saft auf die Wunde geben. Der Saft hilft auch gegen Schmerzen und Juckreiz bei Insektenstichen. Der Spitzwegerich wurde übrigens im Herbst 2013 von Wissenschaftlern der Universität Würzburg mit Verweis auf die in ihm enthaltenen antibakteriellen und blutstillenden Wirkstoffe zur "Arzneipflanze des Jahres 2014" gewählt

Die Brennnessel

Die große Brennnessel (urtica) kann eine Wuchshöhe bis zu drei Metern erreichen. Sie besteht aus einem aufrechten Stengel an dem sich die Blätter paarweise gegenübersitzen. Die sind länglich, fast herzförmig und haben einen gezähnten Rand. Vorsicht: Wegen ihrer Brennhaare auf der Blattoberseite, die bei Berührung mit der Haut zu einem schmerzhaften, brennenden Juckreiz führen, ist die Pflanze einigermaßen unbeliebt.

Wo findet man Brennnesseln? Die Pflanze wächst auf stickstoffreichen Böden, also dort. wo gut gedüngt wurde. Urin und Gülle gelten in der Welt der Brennnesseln als ausgezeichneter Dünger, machen diese Standorte allerdings für Menschen weniger interessant. Besser, man pflückt die Pflanze von nährstoffreichen Waldböden. Die beste Erntezeit ist zwischen April und Juni. Dabei am besten Handschuhe tragen.

Wozu taugen Brennnesseln? Fein zerhackt sind Brennnesselblätter ein sehr schmackhafte Zutat zu Salaten oder Suppen. Auch in Aufläufen und Torten machen sich Brennnesseln gut. Selbst in Sternerestaurants landet die Brennnessel inzwischen auf der Speisekarte.

Elisabeth Schertels Tipp: "Die Königin der Heilkräuter" ist laut Schertel ein richtiges Kraftpaket und lässt sich aufgebacken sogar als gesunde Chips-Variante verzehren. Doch die 60-Jährige empfiehlt vor allem die Brennnesselsamen. Diese schenkten im Herbst, wenn die Tage langsam wieder kürzer werden, Kraft und Vitalität. "Man kann die Samen übers Müsli oder den Salat streuen", rät Schertel.

Abschließend möchte sie noch ein weiteres Kraut ins Feld führen: den Giersch. Vielen Gartenbesitzern ist er als äußerst hartnäckiges Unkraut bekannt. Schertel nutzt den Giersch dagegen als Heilmittel gegen Rheuma und Gicht. "Außerdem schmeckt er wirklich lecker nach Petersilie und ist ein Vitaminwunder", ergänzt sie. Im Giersch stecke bis zu vier Mal mehr Vitamin C als in einer Zitrone und sogar fünfmal mehr als im Kopfsalat.

Experimentierfreudige können Schertels Giersch Limonade probieren: Dazu einige Blätter Giersch zusammen mit Blättern der Zitronenmelisse, einer Biozitrone und zwei Stengeln Gundermann mit Apfelsaft und Mineralwasser ansetzen. Nach sechs bis acht Stunden kann man die Kräuter abseihen und eine gesunde Limonade genießen.