Druckartikel: Noch nicht alle Geheimnisse des Freskos sind gelüftet

Noch nicht alle Geheimnisse des Freskos sind gelüftet


Autor: Ulrike Langer

Haßfurt, Freitag, 21. Sept. 2018

Roman Rausch las in Haßfurt aus seinem Buch "Tiepolos Geheimnis" und erhielt viel Beifall. Im Mittelpunkt steht das Deckenfresko der Würzburger Residenz.
Roman Rausch, der unter seinem Pseudonym Jo Kilian den Residenz-Krimi "Tiepolos Geheimnis" geschrieben hat, las im Rahmen des zweiten Literaturfestivals Haßfurt aus seinem Buch und diskutierte mit den Zuhörern über das Deckenfresko in der Würzburger Residenz (im Hintergrund ein Ausschnitt).Ulrike Langer


Am heutigen Freitagabend geht das zweite Literaturfestival Haßfurt mit der Lesung von Hera Lind zu Ende. Doch schon bei der Lesung mit Jo Kilian alias Roman Rausch am Donnerstagabend zog Silke Brochloß-Gerner, Leiterin "Kultur und Tourismus" der Stadt Haßfurt, ein positives Fazit: "Wir sind sehr zufrieden, denn wir haben unser Ziel, ganz verschiedene Genres zu bedienen und ein unterschiedliches Publikum von Jung bis Alt anzusprechen, erreicht", sagte sie.

Da die Lesung mit Thomas Medicus wegen dessen Erkrankung ausgefallen sei, habe man nur acht Lesungen anbieten können. Mit ungefähr 900 Gästen seien die Besucherzahlen leicht unter den Erwartungen geblieben.

Publikum in ihren Bann gezogen

Als Höhepunkte nannte Silke Brochloß-Gerner zum einen die Lesung für Kinder mit Ute Krause, zu der 80 Zuhörer gekommen waren, und zum anderen den Auftritt von Suzanne von Borsody, die mit dem Trio "Azul" rund 250 Gäste begeisterte. "Es war faszinierend, dass die Autoren und die Schauspielerin von Borsody ihr Publikum regelrecht in ihren Bann gezogen haben und dass die Zuhörer ihrerseits äußerst aufmerksam gelauscht haben", sagte Silke Brochloß-Gerner. "Daher denken wir daran, auch ein drittes Literaturfestival Haßfurt auf die Beine zu stellen."

Doch zunächst hieß sie am Donnerstag den Autor Roman Rausch in der Stadthalle willkommen, der in Gerolzhofen geboren wurde, lange Jahre in Würzburg verbrachte und heute in Berlin lebt. "Er ist bekannt für seine Krimis, historischen Romane und vieles mehr" sagte sie. "Künftig schreibt er unter seinem Pseudonym Jo Kilian Krimis und Thriller und unter seinem Namen Roman Rausch historische Romane, Erzählungen oder Theaterstücke." Ihn habe das Deckenfresko in der Residenz in Würzburg schon seit Kindheit an fasziniert, und so habe er sich damit in seinem Residenz-Krimi "Tiepolos Geheimnis" beschäftigt.

Einzelheiten des Freskos gedeutet

Die Stärke des Krimis liegt vor allem in der Schilderung des Lebens am spätbarocken Hof des Fürstbischofs Carl Philipp von Greiffenclau am Vorabend der Revolution in Frankreich. Die Geschichte des größten freitragenden Deckenfreskos der Welt erzählt Rausch aus der Sicht des jüngsten Sohnes des berühmten Freskomalers Giovanni Battista Tiepolo, Lorenzo Tiepolo. Inmitten des kriminalistischen Verwirrspiels der Ereignisse am Hof werden neben fiktiven Personen auch die anderen historischen Figuren, darunter der Baumeister Balthasar Neumann und der Stuckateur Antonio Bossi, lebendig. Gleichzeitig deutet der Autor die Einzelheiten des Freskos und zieht Parallelen zwischen der Allegorie der Götterdämmerung und dem Ende des absolutistischen Zeitalters.

Noch offene Fragen diskutiert

Hatte er zu Beginn seiner Lesung bereits einen kurzen Film über die Würzburger Residenz und das Fresko eingespielt, so unterstrich er die historischen Aussagen in seinem Roman dann mit weiteren Bildern, die an die Rückwand der Stadthalle geworfen wurden. Im Anschluss diskutierte der Autor mit den Zuhörern über die noch bestehenden Geheimnisse in dem Fresko.

Bis heute ist nicht geklärt, wer die Person ist, deren Gesicht mit Haaren verdeckt ist, was die armenischen Schriftzeichen auf dem Steinblock bedeuten oder warum unter dem Medaillon des Fürstbischofs von Greiffenclau kein Greif, sondern ein Drache dargestellt wird, der sich noch dazu in den Rahmen krallt. Jo Kilian hofft, das Rätsel der Schriftzeichen eventuell noch lösen zu können. Aber dazu müsste ihn ein Klosterabt in Armenien erst einmal empfangen...

Am Ende gab es viel Beifall für den Autor, der die Zuhörer aufforderte, bei einer Führung in der Residenz einmal die noch offenen Fragen anzusprechen. Norbert Geier aus Haßfurt, der die Lesung "unheimlich interessant" fand, nahm sich daher auch vor, dieser Aufforderung nachzukommen. Ihm hatte es gefallen, Informationen über die Zeit des Spätbarocks erhalten zu haben. Zwar sei der Stoff etwas trocken gewesen, doch durch die Bilder sei der Vortrag interessanter geworden.

Konzentration war nötig

Auch Christine Poepperl aus Haßfurt erzählte: "Der Roman lässt diese Zeit wieder aufleben und lebendig werden, und ich habe mich mit hineingenommen gefühlt. Zudem hat sich mein Wissen erweitert." Sie selbst stammt aus Würzburg und hatte Gefallen am Roman "Die Brücke über den Main" von Roman Rausch gefunden. Die Lesung selbst fand sie ein bisschen langatmig, und sie habe sich schon konzentrieren müssen, um den Autor verstehen zu können. Aber auch sie lobte die Bebilderung mit den Fotos, auch wenn Roman Rausch Schwierigkeiten mit der Präsentation hatte.