Druckartikel: "Niemand wurde über den Tisch gezogen"

"Niemand wurde über den Tisch gezogen"


Autor: Helmut Will

Altenstein, Donnerstag, 08. Februar 2018

Hoch schlugen die Wogen bei der Diskussion über das Baugebiet "Ebene" im CVJM-Heim Altenstein. Seit vielen Jahren sorgt das Thema im Ort für Zündstoff.
Das Bild zeigt das Bau- und Gewerbegebiet "Ebene", vom Lichtensteiner Weg aus in nordöstliche Richtung (Ortsmitte) gesehen.Helmut Will


Nicht ohne Grund hatte die örtliche Gemeinderätin, Melanie Gräbner (CSU), in ihrem Grußwort der Versammlung am Mittwochabend einen guten Verlauf und einen fairen, freundlichen Umgang miteinander gewünscht.
Weit holte Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) aus, als er die bisherige Vorgehensweise beim Baugebiet "Ebene" und bei der Verbindungsstraße von der Kreisstraße HAS 45 zum Lichtensteiner Weg in Altenstein, beziehungsweise zur "Ebene" erläuterte. "Im Jahr 2014 wurde ich Bürgermeister und habe das Erbe ,Baugebiet Ebene‘ von meinen Vorgängern übernommen. Mir war gleich klar, dass hier noch Regelungsbedarf vorhanden ist", sagte der Bürgermeister.
Bei dem Ganzen spiele auch die Flurbereinigung eine Rolle. Als sich 1994 die Gemeinden Maroldsweisach und Ermershausen trennten, sei beschlossen worden, in Altenstein das Baugebiet "Ebene" zu erschließen. "Da mischten bis zum heutigen Tag einige meiner Vorgänger im Bürgermeisteramt mit. Auch hatte man zu berücksichtigen, dass sich Unternehmen im dortigen Bereich erweitern oder vergrößern konnten. Da ist überhaupt nichts Verwerfliches dran, weil uns allen daran liegt, dass unsere Betriebe sich so aufstellen, wie es für sie wirtschaftlich sinnvoll ist, auch im Hinblick auf Arbeitsplätze, die wir ja alle wollen", sagte Wolfram Thein.
Da aber vor einigen Jahren eine Bauvoranfrage eines Unternehmers, der auf seinem eigenen Grundstück bauen wollte, vom Landratsamt Haßberge abgelehnt worden sei, weil das Bauvorhaben im Außenbereich lag, reiche dessen Erweiterung nun etwas in das Gebiet "Ebene" hinein. "Das war nicht so toll, weil die Zusicherung der Gemeinde, die der Unternehmer erhalten hatte, nicht eingehalten werden konnte", gestand Thein. Das allerdings passierte schon vor seiner Amtszeit.


Sehr viele Verhandlungen

Vieles sei in den Folgejahren zu verhandeln gewesen. Es habe mehrere Punkte gegeben, die strittig gewesen seien, da mehrere Grundeigentümer tangiert und Grundstücksverhandlungen und Grundstückstausch zu berücksichtigen waren.
"Was hätten wir tun können: uns zusammensetzen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die allen in etwa gerecht wird, oder vor Gericht streiten und langwierige Prozesse führen?", fragte der Bürgermeister. Thein machte deutlich, dass er gerichtliche Auseinandersetzungen nicht scheue, aber sicher sei für alle eine gütliche Lösung von Vorteil. Und das, was man heute den Bürgern von Altenstein in Bezug auf das Baugebiet "Ebene" vorstelle, sei nach drei Jahren Verhandlungszeit und mehreren Beratungen im Marktgemeinderat zustande gekommen. Vor allem die Jahre 2014/15 seien sehr verhandlungsintensiv gewesen. Kompromisse waren nötig.
Die nun gefundene Lösung zeigte der Bürgermeister zusammen mit Geschäftsleiter René Schäd anhand von Plänen auf. In dem Gebiet gebe es künftig noch genügend Bauplätze, die erschlossen werden können. Ein Bauplatz sei dort schon verkauft.
Die Wasserleitung habe auf Gemeindegrund gesichert werden können. Thein: "Da können wir nun jederzeit ran."
Man müsse auch daran denken, das im dortigen Bereich vorhandene Marterl zu versetzen. "Ich bin mir sicher, dass wir einen geeigneten Standort finden, an dem wir das Marterl durch Bepflanzung und eine Bank aufwerten können", sagte das Gemeindeoberhaupt.
Nicht so ganz einverstanden war eine Bürgerin mit der künftigen fußläufigen Verbindung vom Hafenpreppacher Weg zur Ebene: "Den Umweg geht doch niemand, und alle laufen quer ein. Man sollte daran denken, eine direktere Verbindung zu schaffen", forderte die Frau.
Hier sicherte der Bürgermeister zu, darüber noch einmal nachzudenken, ob man was ändern könne. Gemeinderat Herbert Baum (SPD) sah da kein Problem: "Diesen Weg nutzen doch nur Spaziergänger und er ist ja auch nicht als Fußweg nach Hafenpreppach gedacht."


"Ich fühle mich verschaukelt"

Willi Rößner, ehemals betroffener Anlieger, warf dem Bürgermeister vor, dass vertragliche Vereinbarungen ihm gegenüber nicht eingehalten worden seien. Damit spielte er darauf an, dass sein Sohn nicht auf dem eigenen Grundstück bauen durfte, was ihm aber zugesichert worden sei. "Ich fühle mich von der Gemeinde verschaukelt, und wir sind im Ort die Buhmänner", sagte der Senior.
Bürgermeister Thein gab ihm teilweise Recht. Aber des liege nicht an der Gemeinde, dass nicht so gebaut werden durfte, wie ursprünglich zugesagt: "Das wurde vom Landratsamt abgelehnt."
Hier ergriff Gemeinderat Herbert Baum das Wort und hielt ein "feuriges Plädoyer", mit dem er seinen Bürgermeister unterstützte. Er machte nochmals klar, dass es nicht die Entscheidung der Gemeinde war, das Bauvorhaben auf eigenem Grundstück zu untersagen, sondern die des Landratsamtes. "Richtig ist, dass die Gemeinde damals das Bauvorhaben nicht nachdrücklich unterstützt hat. Das war ein Fehler, und die Klärung im Nachhinein war sehr schwierig", sagte Baum. Er zeigte auf Bürgermeister Thein und sagte: "Der Bürgermeister, der heute hier steht, hat nun mit viel Einsatz das Problem gelöst, so dass unter dem Strich Vorteile für alle erkennbar sind, für Anwohner als auch für die Gemeinde. Wir haben alle daraus gelernt, und es wurde eine gute Lösung gefunden."
Gemeinderat Günter Freß (FW) stieß ins gleiche Horn, indem er Baums Aussagen bestätigte. Gemeinderätin Melanie Gräbner bat noch darum, den Fußweg zu befestigen.
Wolfram Thein zog ein Fazit: "Jeder hat in dieser Sache Federn lassen müssen, aber jetzt haben wir eine Lösung gefunden, die für alle passen sollte, und niemand wurde über den Tisch gezogen." Letztlich zeigte sich auch Willi Rößner ob der vorgelegten Lösung versöhnlich, auch wenn er sich im Zusammenhang mit zugesagten Vereinbarungen "ein klein wenig veräppelt" vorkommt.


"Wir nehmen leicht ab"

Bürgermeister Thein machte noch einen Schwenk auf die Bevölkerungsentwicklung in der Marktgemeinde. Aktuell zählt Maroldsweisach 3296 Einwohner; im Vorjahr waren es 3348. Der Höchststand betrug im Jahr 2007 3613 Einwohner. "Wir nehmen leicht ab, aber es ist erfreulich, dass wir wieder Zuzüge zu verzeichnen haben und auch einige Anwesen einer Nachnutzung zuführen konnten."
Die Gemeinde Maroldsweisach hat laut Thein eine Pro-Kopf-Verschuldung von 605 Euro (Landesdurchschnitt: 653 Euro). "Wir sind bemüht, unseren Schuldenstand zu reduzieren, und wollen nicht über unsere Verhältnisse wirtschaften", so der Bürgermeister.
Gastronomisch gebe es in Altenstein ein Defizit, sagte Gemeinderätin Melanie Gräbner.
Eine echte Lösung dieses Problems sah Bürgermeister Thein in absehbarer Zeit nicht. Der Hinweis auf die Schwimmbad-Gaststätte sei unzureichend, meinte eine Versammlungsteilnehmerin.