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Neues Haus für psychisch Kranke in Ebern


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Freitag, 27. Sept. 2013

Der Neubau am sozial- psychiatrischen Zentrum des Diakonschen Werkes Bamberg-Forchheim in Ebern wurde bezogen. 26 weitere Plätze stehen für Patienten bereit. Katja Zürrlein sprach aus, was viele ihrer Zimmer-Nachbarn denken.
Katharina, Matthias, Sandra und Katja führten den lustigen Sketch "Wir hätten gern ein Haus" auf, bei dem es allerlei skurrile Haustypen ging: "In einem Mietshaus sind doch keine Miezen." Einstudiert hatte das Stück in den vergangenen drei Wochen Karl-Heinz Krebs. Fotos: Ralf Kestel


Die Patientensprecherin ist eine von 26 , die den Neubau des sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ) des Diakonisches Werkes Bamberg-Forchheim in den letzten Tagen bezogen haben. "Wir sind voller Neugierde hier angekommen und haben schon viele positive Erfahrungen gemacht. Wir möchten Eberner werden", was sie dann zusammen mit Katharina, Matthias, Sandra und Katja auch in einem lustigen Sketch zum Ausdruck brachte.

Dabei fiel Maria als Putzfrau eine besondere Rolle zu: Sie durfte das lichte Haupthaar von Diakon Sven Steffan polieren. Das Stück einstudiert hatte Karl-Heinz Krebs, der ebenso wie Pianist Thorsten die Feierstunde am gestrigen Freitag auflockerte. Allein diese Programm-Konstellation zeigte: das SPZ ist ins Stadtleben eingebunden, die Heimbewohner angekommen.

Eine Tatsache, die Vorstandsvorsitzender Norbert Kern vom Diakonischen Werk in Bamberg und Heimleiterin Karolin Spörl herausstellten.

Das Zentrum für Menschen mit psychischer Erkrankung, die ihr Leben ohne Unterstützung nicht mehr meistern könnten, hat nun 25 Zimmer und 26 Bewohner mehr - und rund 20 Arbeitsplätze. Drei Millionen Euro hat das Diakonische Werk seit Mai 2012 in den Neubau investiert, wie Finanzvorstand Günther Kraus aus Altenstein, der zum Jahresende in den Ruhestand tritt, mitteilte.

Standortwechsel war richtig

Der Bezug des ersten Bauabschnittes im Jahr 2006 sei ein "wichtiger Schritt" gewesen, da man sich vom Zeilberg in Richtung Ebern verabschiedet hatte, wie Vorstandsvorsitzender Kern rekapitulierte: "Das war damals ein mutige Entscheidung, die zu 100 Prozent richtig war", lobte der Pädagoge seine Vorgänger.

Dabei ging er auf den Spagat zwischen pädagogischen Ansprüchen und wirtschaftlichen Zwängen ein. "Unsere Idee war es, ein familiäres Umfeld zu schaffen, damit unsere Klienten ihren Lebensmittelpunkt und Lebensabend unter bester Betreuung gestalten können. Doch schnell kam vom Bezirk als Kostenträger die Rückmeldung: Das wird so nicht gelingen."

Mit dem Neubau werde dies dennoch geschafft: "Wir haben mehr Bewohner und Mitarbeiter, das familiäre Klima bleibt erhalten und die wirtschaftlichen Gegebenheiten werden erfüllt."

Die Standortsuche führte Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) bis ins Jahr 1998 zurück, als noch sein Vorgänger Rolf Feulner (CSU) den Bebauungsplan "Westlich der Bahnhofstraße" auf den Weg gebracht habe. "Eine Randlage und doch in Innenstadtnähe und die Diakonie hat die Vorzüge dieses Platzes erkannt." Das sozialpsychiatrische Zentrum erhöhe nicht nur wegen der Arbeitsplätze die Vielfalt im künftigen Mittelzentrum und bilde zusammen mit dem Seniorenzentrum St. Elisabeth als zweitem Standbein des Diakonischen Werkes eine "Bereicherung für die Stadt".

Gutes Einvernehmen

Sowohl Bürgermeister Herrmann wie auch Vorstandvorsitzender Dr. Kern bescheinigten sich gegenseitig beste Zusammenarbeit, trotz des Sketches habe es "nie Theater" wegen des Hausbaues gegeben.
Den Neubau bezeichnete Diakon Sven Steffan bei der Weihe als "bleibendes Zeichen der Hilfsbereitschaft und Solidarität", während Bernd Grosser auf das Bibelwort "Der Eine trage des Anderen Last" einging und vom Haus für Menschen sprach, die "von der Last der Seele niedergedrückt wurden". Der Neubau sei nötig geworden, weil "immer mehr Menschen so eine Fürsorge brauchen".

SPZ-Leiterin Karolin Spörl blickte weit zurück: Die Entwicklung vom Zöglingswohnheim auf dem Zeilberg, dem Schlafsaal für 71 Bewohner, die ersten Außenwohngruppen, erste Eingliederungshilfen bis zum ambulanten und betreuten Wohnen ließ Spörl durch den Zeitraffer rattern.

Mit der neuen Struktur verfüge der sozialpsychiatrische Verbund Haßberge über ein Alleinstellungsmerkmal mit zunächst 36 stationären Plätzen und über 80 ambulant betreuten Klienten in Maroldsweisach, Haßfurt und Ebern. Jetzt seien die Pflegeplätze mit Dauerwohnungen von 16 auf 30 erhöht worden. Trotz der Hektik in den letzten Tagen fand die Leiterin: "Wir sind gerichtet, könnten schon das nächste Projekt in Angriff nehmen."