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Neuer Zukunftscoach zeigt Chancen vor Ort auf


Autor: Sabine Weinbeer

Haßfurt, Donnerstag, 14. Februar 2013

Tina Büdel ist Zukunftscoach im Landkreis Haßberge. Sie coacht nicht die Zukunft, sondern sie will den Menschen - vor allem den jungen - die Zukunftsperspektiven im Landkreis aufzeigen. In einem Pressegespräch stellte sich Tina Büdel gestern offiziell vor. Seit Dezember arbeitet sie schon auf ihrer neuen Stelle.
Trotz beängstigender Zahlen blicken sie optimistisch in die Zukunft des Landkreises Haßberge (von rechts): stellvertretender Landrat Siegmund Kerker, Zukunftscoach Tina Büdel und vhs-Geschäftsführer Holger Weininger. Foto: Sabine Weinbeer


Das Projekt "Zukunftscoach" fördern das bayerische Arbeitsministerium sowie der Europäische Sozialfonds, ein Drittel der Kosten trägt der Landkreis Haßberge. Initiiert wurde das Projekt auf Ebene der Metropolregion Nürnberg. Jeder Kreis in der Metropolregion hat mittlerweile einen Zukunftscoach, drei Coaches der Metropolregion selbst vernetzen und entwickeln Projekte, die dann vor Ort auf die speziellen Verhältnisse angepasst werden.

Strategie gegen Bevölkerungsrückgang

Der Zukunftscoach ist ein Strukturprojekt, mit dem Strategien gegen den Bevölkerungsrückgang, vor allem gegen die Abwanderung junger Menschen, entwickelt werden sollen. Deshalb wird sich Tina Büdel vor allem mit Schulen und Firmen in Verbindung setzen.

Sie will jungen Menschen die Karrieremöglichkeiten im Kreis aufzeigen und Firmen in der Nachwuchssuche unterstützen.

Die Zeiten, in denen Bewerbungen automatisch kamen, sind vorbei. Kleinen und mittleren Betrieben fehlen aber oft die Möglichkeiten für gezieltes Personalmarketing. Hier möchte Tina Büdel Netzwerke stricken, Firmen und Auszubildende oder junge Fachkräfte zusammenbringen.

Vor allem auch auf die Möglichkeit des Dualen Studiums möchte Büdel verstärkt hinweisen. Zum einen ist es eine sehr praxisbezogene Art des Studiums, zum anderen bleibt der Kontakt erhalten. Gerade die Abiturientinnen gehen dem Landkreis in großem Maße verloren und damit schrumpft die "Müttergeneration" im Kreis.

Als "beängstigend" bezeichnete stellvertretender Landrat Siegmund Kerker gestern die Statistik, wonach 2030 hier fast 40 Prozent weniger junge Menschen im Alter zwischen 19 und 24 Jahren leben werden. Es muss also gelingen, dass die wenigen jungen Menschen hier auch eine Zukunftsperspektive sehen.

28-jährige Geographin wurde in Sömmersdorf heimisch

Im Grunde gilt das alles auch für den Zukunftscoach selbst: "Hier gibt es ein hervorragendes Netzwerk, um sich schnell wohl zu fühlen", lobt Tina Büdel. Außerdem sind die Mieten erschwinglich, die Gastronomie preiswert und die Versorgung mit Kindertagesstätten hervorragend. Auch sei der Landkreis zwar ländlich, aber nicht abgeschieden. "Wenn Sie in München ins Theater wollen, fahren Sie auch 45 Minuten S-Bahn - in dem Radius haben Sie hier ein riesiges Angebot", vergleicht sie.

Die 28-jährige Geographin ist zwar in Nordhessen aufgewachsen und studierte in Marburg, doch sie lebt schon länger in Franken. In Rhön-Grabfeld kümmerte sie sich in den letzten Jahren um die Regionalentwicklung, ihren Wohnsitz hat sie in Sömmersdorf bei Schweinfurt gewählt, wo sie heuer auch bei den Passionsspielen mitwirkt.

Sie ist beeindruckt, wie viele Bemühungen es im Kreis schon gibt, an die sie anknüpfen kann. So war einer ihrer ersten Kontakte mit den Arbeitskreisen Schule und Beruf und Schulentwicklung. Im Dezember begann ihre Arbeit und die ersten drei Maßnahmen hat sie bereits im Blick. Sie will eine Unternehmensbefragung starten.

Zielgerichtete Vernetzung

Wenn sie die Bestrebungen der Betriebe und die Knackpunkte kennt, kann sie die Vernetzung mit den Schulen zielgerichtet aufbauen. Eine Broschüre soll Schülern Karrieremöglichkeiten im Landkreis an Beispielen zeigen, eine Infomappe soll Schulabgängern zeigen, wie man sein Leben hier gestalten kann. Etwas Ähnliches bereitet die Wirtschaftsförderung am Landratsamt für Fachkräfte vor.

Das Projekt "Zukunftscoach" läuft vom 1. Dezember 2012 bis 30. Juni 2015. Es umfasst die Vollzeitstelle von Tina Büdel und ihre Projekt-Assistentin Sandra Langguth (Teilzeit). Angesiedelt ist das Projekt an der Volkshochschule des Landkreises, da die VHS der größte Träger von Beruflicher Bildung im Landkreis Haßberge ist und damit eine gute Basis anbieten kann, so Geschäftsführer Holger Weininger.