Druckartikel: Neuer Kreisel verrückt die ganze Staatsstraße

Neuer Kreisel verrückt die ganze Staatsstraße


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Donnerstag, 15. Sept. 2016

Eberns Stadträte müssen sich derzeit viel Kritik anhören und schauten sich deswegen vor Ort um. Für alle Autofahrer stehen harte Wochen bevor.
Die Vollsperrungen in Ebern.


Manfred Fausten hat das Ohr ganz nah am Bürger. Nicht selten verschafft er Volkesstimme im Stadtrat Gehör. Doch diesmal schlupfte der CSU-Rat in eine ganz andere Rolle. "In Ebern wird nur gelästert, es wird doch überall gebaut. Nicht nur bei uns", schimpfte bei der Sitzung des Bauausschusses am Mittwochabend angesichts der Kritik, die wegen des Kreiselbaues in der Coburger Straße von allen Seiten auf ihn hereinprasselt. "Die halbseitige Sperrung ist eine gute Lösung", befand Fausten.

Von Kritik bleibt auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) nicht verschont. Er sprach ebenfalls die Häufung der Baustellen an, bat um Verständnis und Vorausplanung, wie etwa am Sonntag, wenn wegen des Kirchweihmarktes auch der Marktplatz gesperrt wird. "Es gibt keine Baumaßnahme ohne Behinderungen", sagte das Stadtoberhaupt und schaute dabei auch auf weitere Sperrungen voraus, wie sie Ute Barthelmann aus dem VG-Bauamt ankündigte.

Hennemann las aus der regen Bautätigkeit positive Tendenzen heraus: "Es tut sich etwas für die Zukunft unserer Stadt." Dies zeige sich auch an der Eröffnung neuer Geschäfte. "Ebern ist für junge Familien attraktiv", machte Hennemann an Anträgen auf Häuser-Neubauten fest.


Viele Probleme an neuer Baustelle

Dass der neue Kreiselbau Probleme bereitet, zeigte sich beim Ortstermin in der Gymnasiumsstraße. Einen "Wust an Durcheinander" beklagte der zuständige Planer, Dipl.-Ing. Winfried Lamberty. "Hier liegen viele Kabel und Leitungen, aber keine dort, wie man es vom Plan her vermutet." Hinzu komme ein Kanal, der zwischenzeitlich diesen Namen kaum noch verdiente. "Jede Verbindung war undicht, die Rohre weisen kaum noch Wandstärken auf", belegte Lamberty den Ausschussmitgliedern anhand ausgewählter Stücke. "Eine Kanalerneuerung war hundertprozentig notwendig."

Auch nahm der Ingenieur die Baufirma in Schutz. "Die stand vor riesigen Problemen, die einen enormen logistischen Aufwand nach sich zogen. Die Leute mussten sich in die Gegebenheiten erst einmal reinfinden. Aber was die in den eineinhalb Wochen schon geschafft wurde, ist beachtlich", lobte der Planer.

Lamberty zerbricht sich dennoch seinen Kopf, bisweilen bei einem Kaffee. Und so erfuhr im nahen Bäck-Drive von "merklichen Einbußen" durch die Maßnahme, die zu einen deutlichen Schwenk der Trasse der Staatsstraße in Richtung Süden (Einheitsgedenkstein) führen wird. Trotzdem weichen qauf der anderen Seite auch Teile der Hecken der Anwohner einer Natursteinmauer.

Mit dem Erdaushub werden Bereiche des Kreisels an beiden Seiten "modelliert". Lamberty gab zu bedenken, dass eine Vollsperre der Coburger Straße zwar eine Zeitersparnis gebracht hätte ("25 bis 30 Prozent"), gleichzeitig schwante Bürgermeister Hennemann ein Proteststurm, wenn die gesamte Umleitung durch die Steinberg-Siedlung geführt worden wäre.

Lamberty ließ nach dem Kaffee-Drink die Option anklingen, den Verkehr zur Gymnasiumsstraße zumindest in einer Richtung früher zuzulassen. Generell wolle man "bis Weihnachten fertig sein".

Dann ist die Innengestaltung des Kreisels aber längst noch nicht erledigt. Die Vorüberlegungen laufen aber schon. "Wir warten auf die Vorgaben vom Straßenbauamt, was erlaubt ist. Dann fordern wir die Schulen auf, in Form von Klassenarbeiten Vorschläge zu erarbeiten, wie die Kreisel-Insel gestaltet werden kann, um Ebern als Schulstadt dazustellen", legte Bürgermeister Hennemann seine Pläne dar.

Deswegen sollen auch Leerrohre vorgesehen werden, um die Kreiselmitte bei einem entsprechenden Gedankenblitz auch beleuchten zu können.

Gleichzeitig wurde beschlossen, den ramponierten Gehweg in Richtung Angerstraße herzurichten. "Das ist eine Buckelpiste und es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn wir das im Zuge dieser Maßnahme nicht anpacken, auch wenn es nicht bezuschusst wird", holte sich Hennemann die Zustimmung der Bauausschuss-Mitglieder ab.
In diesem Zusammenhang wurde die Querungshilfe am Bäck-Drive inspiziert, die laut Bürgermeister einst als Provisorium angelegt nunmehr ebenfalls neu gestaltet werden sollte.

Da der Kreisel, wie Planer Ingenieur Lamberty an mehreren Details aufzeigte, für Geh- und Sehbehinderte besonders gestaltet wird, muss deswegen auch über eine Rampe zur Angerstraße nachgedacht werden. Was Zeit erfordert. "Haben wir eigentlich einen Behindertenbeauftragten?", fragte Lamberty in die Runde und erhielt vom Bürgermeister die Antwort, dass so eine Stelle nur auf Kreisebene vorhanden sei.


Geisterfahrer vor Grundschule

Ein Verkehrsproblem beschäftigte den Bauausschuss in der Georg-Nadler-Straße vor der Grundschule, wo seit dem Schulbeginn und der Sperre der Gymnasiumsstraße die Einbahnregelung von Verkehrsteilnehmern nicht mehr beachtet werde. "Die Polizei passt schon verstärkt auf" , so Hennemann. Lediglich von der Angerstraße her sei das Rechtsabbiegen wieder möglich, da dort die Einbahnregelung in Richtung Arztpraxis nicht mehr gelte.

Wenig erfreut war der Bürgermeister über Empfehlungen an Schulen, die Lützeleberner Straße als Ausweichstrecke zu nutzen.