Neuer Diakon und Umschwung in Eberns Pfarreiengemeinschaft
Autor: Johanna Eckert
Ebern, Freitag, 02. Januar 2015
Nach acht Monaten haben die Katholiken rund um Ebern wieder einen Diakon. Uwe Holschuh stellte sich am Neujahrstag in Jesserndorf vor. Die Pfarreiengemeinschaft sucht somit nach neuen Strukturen.
Die Seelsorge bei den Katholiken rund um Ebern hat ein neues Gesicht: Diakon Uwe Holschuh hat zum 1. Januar seinen Dienst in der Pfarreiengemeinschaft Ebern-Jesserndorf-Unterpreppach aufgenommen. Sein Dienst ist zunächst bis 31. August dieses Jahres befristet, da die Diözese Würzburg für die Stelle kein Bewerbungsverfahren vollzogen hat.
"Nichts ungewöhnliches", beruhigte Pater Rudolf Theiler, "bei mir war das auch so." Die Zeit bis dahin sei ähnlich einer "Phase der Erprobung": "Ob es für die Gemeinde passt, und ob es auch für Uwe Holschuh passt."
Seelsorge im Internet
Denn der 48-jährige Diakon arbeitete schon lange nicht mehr in einer Pfarrgemeinde. Seit 18 Jahren ist der aus dem Saarland stammende Mann in der Internetseelsorge tätig. Am Aufbau von einschlägigen, überregionalen und ökumenischen Beratungsportalen war er maßgeblich beteiligt. Er bildete die Mitarbeiter hierfür aus und fort. "Wir sind insgesamt 70 Leute und beraten pro Jahr an die 1000 Menschen", informierte Uwe Holschuh beim Neujahrsgottesdienst in Jesserndorf, "bei dieser Arbeit ist man sehr nah an den Nöten der Menschen dran."
Das wird auch in Ebern, Jesserndorf und Unterpreppach so sein - nur: von Angesicht zu Angesicht. Dafür bringt Holschuh nicht nur Erfahrungen aus seinem Theologiestudium in Trier, Münster und Würzburg mit, sondern auch aus seiner Ausbildung zum Pastoralreferenten in Bamberg. Im Jahr 2000 wurde Holschuh zum Diakon geweiht. Als Religionslehrer war er bereits in sämtlichen Schularten tätig. Auf seinen Dienst in Ebern freut er sich. Der Vater von drei Kindern macht diesen Schritt sehr bewusst: "Es war einfach an der Zeit, jetzt noch einmal etwas Neues zu machen", sagt er. Sein Wunsch ist es, wieder in einer Gemeinde tätig zu sein.
Der derzeit krankgeschriebene Pater Rudolf Theiler wird Uwe Holschuh in der Gemeindearbeit unterstützen: "Für ihn ist ja vieles völlig neu. Er hatte einfach andere Arbeitsschwerpunkt", sagte der Stadtpfarrer Theiler über seinen neuen Kollegen, "ich werde ihn in den nächsten Wochen an vielen Stellen vorstellen müssen."
Eine Menge Beerdigungen
Alles rund um Beerdigungen und Taufen soll möglichst bald von Uwe Holschuh übernommen werden, wünscht sich der über Erschöpfungserscheinungen klagende Pfarrer: "Beerdigung hatten wir in letzter Zeit unglaublich viele. Sogar das Bestattungsinstitut hatte da zu schnaufen."
Und was soll der neue Diakon sonst so machen? "Das ergibt sich aus Gesprächen mit den Mitarbeitern. Vor allem auch die Sekretärinnen der Pfarrämter haben hier das Wort, denn sie haben in den letzten Wochen sehr viel Arbeit aufgefangen", teilte Pater Theiler mit.
Uwe Holschuh ist Diakon im Hauptberuf und für seine Tätigkeiten steht ihm eine Vollzeitstelle zur Verfügung. Ein Umzug von Ebenhausen bei Münnerstadt nach Ebern ist erst einmal nicht geplant. "Ich hoffe, dass er uns langfristig bleibt. Vielleicht zieht er ja dann im Sommer nach Ebern", spekulierte Rudolf Theiler nach seinem ersten Zusammentreffen mit dem Kollegen Uwe Holschuh.
Strukturelle Veränderungen
Trotz des neuen Diakons müssen die Karten in der Pfarreiengemeinschaft in den nächsten Monaten neu gemischt werden. "Diakon Holschuh ist ein Hoffnungszeichen", sagt Franz Josef Zeheter, der sich als Mitglied des Pfarrgemeinderates Ebern in den letzten Wochen verstärkt um die Personalsituation in der Pfarreiengemeinschaft gekümmert hatte. Die schnell erhoffte Hilfe durch die Bistumsleitung nach der Suspendierung von Diakon Sven Steffan vor acht Monaten ist ausgeblieben. Die Stelle eines Gemeindereferenten ist unbesetzt und auch Pater Richard Pfletschinger gesundheitlich stark angeschlagen. "In Zukunft kann nicht mehr jeder alles bekommen", machte Pater Rudolf Theiler deutlich.
Denn die Personalsituation in der Seelsorge ist in der Diözese Würzburg allgemein nicht sehr gut. Die Bistumsleitung kann der Forderung nach "mehr Personal" für Ebern nicht nachgekommen. Selbstbewusst müssen neue Wege gegangen werden: "Wir müssen von Grund auf unsere Pfarreiengemeinschaft neu denken", stellte Franz Josef Zeheter heraus.
Ein Experimentierfeld
Für diesen Prozess des Neudenkens und Entscheidens stellt die Diözese Berater zur Verfügung. "Ich will da nichts vorweg greifen", sagte Theiler mit Blick auf eine Neustrukturierung, "aber sicherlich werden wir Gottesdienste streichen müssen. Die Jugendarbeit und die Ministranten stärken. Je nach den Schwerpunkten."
Mit dem neuen Diakon Uwe Holschuh ist damit wohl "noch nicht alles in Butter", den Worten Theilers nach. Es scheint der Anfang eines großen Umbruchs zu sein. "Keine Pfarreiengemeinschaft in der Diözese unternimmt derzeit einen solch tiefgreifenden Schritt. Wir sind da alleine auf einem Experimentierfeld", fasste Franz Josef Zeheter die bevorstehenden Wochen und Monate des Jahres 2015 in Worte.