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Neue Wege der Fleischvermarktung im Kreis Haßberge


Autor: Niklas Schmitt

LKR Haßberge, Mittwoch, 14. November 2018

Obwohl es den Metzgern in ganz Deutschland schlecht geht, finden die Betriebe im Landkreis Haßberge Wege, auf den veränderten Fleischkonsum zu reagieren.
Rainer Schauer bei seinen Angus-Rindern. Seine Kunden wissen diese Transparenz zu schätzen.Niklas Schmitt


Die Not ist groß in Bayern: 96 Fleischerfachbetriebe gaben im Jahr 2016 auf - so viele, wie in keinem anderen Bundesland. Abwanderung in die Städte, fehlender Nachwuchs und ein verändertes Essverhalten werden als Gründe vom Deutschen Fleischer-Verband genannt.

Trotzdem hat Bayern mit 3396 Fachbetrieben noch die meisten in der Bundesrepublik. Kleinzureden sind die Symptome trotzdem nicht. Die Betriebe müssen sich deswegen etwas überlegen, um weiterhin gegen die starke Konkurrenz des Billigfleischs beim Discounter bestehen zu können.

Discounter sind Konkurrenz

Spricht man mit verschiedenen Fleischerfachbetrieben im Landkreis Haßberge, entsteht ein differenziertes Bild, das sich vielleicht mit den Worten Klaus Helfrichs aus Hofheim zusammenfassen lässt: "Gute Metzger haben immer ihre Chance." Zwar berichten alle vom Fachkräftemangel, der gleichwohl auch andere Handwerkszweige betrifft. Aber niemand sieht den Konkurrenzdruck zwischen den Fachbetrieben steigen. Es ist eher so, dass jeder seinen eigenen Weg findet - leben und leben lassen ist das Motto. Die gemeinsame Konkurrenz sind die Discounter.

Einer der von uns befragten Metzger, seinen Namen will er nicht angeben, berichtet von steigenden Hygieneauflagen, die vor allem kleinen und mittleren Betrieben das Leben schwer machten, da sie den gleichen Bedingungen unterlägen wie Großbetriebe. Manche, sagt der Metzger, gäben das eigene Schlachten auf und bezögen das Fleisch von außerhalb. Die Not zwingt sie zu diesen Maßnahmen, die das Geschäft der großen Zulieferer bediene. Hinter vorgehaltener Hand spricht ein Direktvermarkter sogar von der "Fleisch-Mafia". Ein starker Vorwurf.

Was kann man dagegen tun? Seine Arbeit gut machen, sagt Elisabeth Häfner, die zumindest in Ebelsbach keinen Metzgerschwund sieht: "Den Kopf in den Sand stecken bringt nichts." Beklagen über die Situation will sich auch Klaus Helfrich nicht: "Weniger Metzger machen immer mehr."

Der eine fokussiert sich neben dem alltäglichen Betrieb auf Party-Service, der andere betreibt Filialen in Supermärkten.

"Der Warmverkauf hat zugenommen", erläutert ein Metzger den von ihm beobachteten Trend. Auf der anderen Seite kauften die meisten Kunden in der Woche ihr Fleisch gerne billig im Supermarkt. Wenn es aber um besondere Anlässe geht, dann soll es gutes Fleisch sein und darf gerne auch etwas mehr kosten. "Es wird mehr hinterfragt", beschreibt der Metzger den Mentalitätswandel.

Das ist die Erfahrung vieler: Vielleicht wird weniger Fleisch gegessen, aber wenn, dann sollte es einer gewissen Qualität entsprechen. Das ist die Nische der Direktvermarkter, die mit ihrem Fleisch keine Umwege zum Kunden gehen wollen. Der Kunde kommt zu ihnen: Rainer Schauer aus Bramberg etwa mit seinen Bio Angus-Rindern oder Jonathan Eller mit seinem Auenland Beef. Sie haben Hofläden. Ihr Ziel ist es, die Produktion so transparent wie möglich zu halten, damit der Kunde sehen kann, was er isst. So haben sich beide einen treuen Kundenstamm erarbeitet, der die bewusste und nachhaltige Produktion zu schätzen weiß.

"Von der Nase bis zum Ochsenschwanz machen wir alles", sagt Schauer. Aber, im Gegensatz zu den Metzgern, bedient er keine breite Produktpalette für jedermanns Wünsche, sondern lässt von einem Metzger alle vier Wochen zwei Rinder schlachten. Daraus muss man sich dann bedienen. "Ich kaufe nichts dazu," sagt Schauer, "wenn das Filet aus ist, ist es aus." Durch den direkten Kundenkontakt kann er diese auch für seine Produktionsweise und die besonderen Produkte, wie etwa Whiskeysalami, sensibilisieren. "Wir müssen uns mit hochwertigen Produkten von der Masse absetzen", beschreibt er seine Nische, die auf eine hohe Qualität sowie engen Kundenkontakt setzt und damit den Metzgern ihr Geschäft nicht streitig macht.

Webergrill und Billigsteak

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"Das A und O ist, innovativ zu sein", sagt Jonathan Eller. Er hat sein Konzept weiterentwickelt: Event-Catering, Live-Barbecue und Galadinner. Eigene Köche bereiten Gerichte zu, die dann neben dem üblichen Angebot freitags und samstags im Hofladen gekauft werden können. "Wir wollen höchste Qualitätsstandards auch in der Konserve anbieten", so Eller. Bolognese, Pulled Beef oder Gulasch im Glas gibt es zu kaufen - sogar rund um die Uhr an der sogenannten "Beef-Station", einer Art Fleischautomat. Ähnliches bietet auch Schauer an für jene, die zu seinen Verkaufszeiten keine Zeit haben.

"Es wird weniger Fleisch gegessen, dafür aber bewusst", sagt Eller. Ganz illusionslos urteilt allerdings einer seiner Kollegen: "Der Deutsche kauft einen teuren Webergrill und das Steak im Supermarkt." So entsteht ein differenziertes, aber auch widersprüchliches Bild des Fleischkonsums.