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Neue Attraktionen am Pfad der Artenvielfalt


Autor: Sabine Weinbeer

Obersteinbach, Freitag, 20. Oktober 2017

Der waldpädagogische Lehrpfad bei Obersteinbach wurde um vier Stationen erweitert. Sie laden zur Bewegung, aber auch zur Entschleunigung ein.
Das "Totholz-Mikado" wurde natürlich sicher verschraubt, damit es als Kletterlandschaft taugt. "Superklasse", lautete das Urteil der Rauhenebracher Grundschüler.Sabine Weinbeer


Eine Kletterwand, ein Holz-Mikado, eine Seilbahn, ein Wald-Labyrinth - der Pfad der Artenvielfalt bei Obersteinbach wurde in den vergangenen Wochen um einige Stationen erweitert, die den Erlebniswert des Pfades vor allem für die Kinder nochmal hebt. "Der Rückweg nach dem Pavillon Kleinengelein war für die Kinder halt doch nur eine Steigerwald-Wanderung", erklärte Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, als er zur Eröffnung zahlreiche Gäste begrüßen konnte - vor allem einen Bus voll Rauhenebracher Grundschülern, die die neuen Stationen gleich auf "Herz und Nieren" testeten.


Mehrere Partner vereint

Der sechs Kilometer lange waldpädagogische Lehrpfad startet im Weilersbachtal kurz hinter Obersteinbach. Sieben Stationen gibt es bis zum Naturwaldreservat Kleinengelein. Da geht es um den Biber, um Schmetterlinge und Vögel, Kinder können in den Biberbau klettern, Kaulquappen käschern, in eine Baumhöhle spitzen und vieles mehr. Die Lebensräume von Wald, Bach und Wiese können sie spielerisch erleben und viele haben sich seit der Eröffnung im Jahre 2015 fesseln lassen. Ab dem Naturwaldreservat geht es auf einem naturbelassenen Steig wieder hinab ins Weilersbachtal. Das ist wildromantisch, den Kindern sollte man aber noch ein paar Möglichkeiten zur Ablenkung geben, waren sich sowohl Revierförsterin Petra Diener, als auch ILE-Managerin Ulla Schmitt und Bürgermeister Matthias Bäuerlein einig. Mit dem Inhaber des Obersteinbacher Steinbruchs Martin Graser war ein weiterer Partner an Bord und so finanzierten Gemeinde, Staatsforsten und die Firma Graser einige zusätzliche Stationen.


Einladung zur Entschleunigung

80 Tonnen Sandstein bilden jetzt mitten im Wald eine Kletterwand, die die Grundschüler sofort erklommen. Für Martin Graser war es gar keine Frage, auf dem Pfad auch den Bezug zum gegenüberliegenden Steinbruch herzustellen. Ein Stück weiter wächst das "Waldlabyrinth", eine Idee von Petra Diener. Die Kathedrale von Chartre in Frankreich mit ihrem Boden-Labyrinth habe sie inspiriert. 1000 Buchen-Wildlinge wurden im umgebenden Waldstück gewonnen und zum Labyrinth gepflanzt, das in einigen Jahren mannshoch sein wird. In der Mitte steht eine starke Buche, die mit einer Rundbank versehen wurde. Das Labyrinth soll auch Erwachsene ansprechen und einladen zur Entschleunigung, wünscht sich die Försterin.

Bürgermeister Matthias Bäuerlein selbst musste die Seilbahn, die an der Bergab-Strecke entstand, auf ihre Belastbarkeit prüfen. Die Gemeinde hat diese Station übernommen.


Mikado zum Klettern

Total begeistert war sogar der Prüfer von der Dekra vom Totholz-Mikado, das Petra Diener zusammen mit Jonas Bäuerlein aus Wustviel etwa zwei Kilometer vor Ende des Rundweges anlegte. Hier waren einige Fichten umgestürzt. Als der Platz abgeräumt war, entstand hier eine Art Waldspielplatz. Aus den Sandsteinen alter Durchlässe wurde eine atrium-ähnliche Bank aufgebaut mit Blick auf das Totholz-Mikado, das zum Klettern einlädt. Daneben steht ein Tipi, zum Waldweg hin ist der Platz durch einen Baumwurzel-Zaun abgegrenzt.


Vorbild für ganz Bayern

Nicht nur die Schüler waren begeistert von den neuen Wegstationen, auch die Gäste. "Das ist Umweltbildung in feinster Form", freute sich Mdl Hans-Jürgen Fahn und auch Bambergs stellvertretender Landrat Hans Pfister sah hier ein attraktives Gegenangebot zum virtuellen Spielen. Fahn informierte am Rande der Veranstaltung, dass er in den nächsten Tagen im Landtag einen Antrag einreichen werde mit dem Ziel, dass dieses mittlerweile international anerkannte integrative Waldnaturschutzkonzept in ganz Bayern in den Staatsforsten umgesetzt wird.

Sehr kreativ und sensibel sei hier eine tolle Attraktivitätssteigerung gelungen, lobte der stellvertretende Landrat des Kreises Haßberge, Oskar Ebert. Als Bürgermeister hatte er den Pfad ursprünglich mitentwickelt, "aber der Rückweg, das war für die Kinder schon ein Manko". Er sagte Ulrich Mergner verstehe es immer wieder vorbildlich, die so genannten "besonderen Allgemeinwohlmittel" der Bayerischen Staatsforsten abzurufen und in die Attraktivität des Steigerwaldes als Erholungsregion zu investieren.


Sechs Kilometer lang

Der Pfad der Artenvielfalt ist sechs Kilometer lang. Familien mit Kindern, die alle Stationen intensiv bespielen wollen, sollten drei bis vier Stunden Zeit mitbringen. Festes Schuhwerk wird empfohlen. Vom Ortsende Obersteinbachs sind es noch einige hundert Meter bis zum Pavillon, der den Beginn des Pfades markiert. Entlang des Pfades weisen Schilder auch immer wieder darauf hin, dass man auf die Sicherheit achten sollte. "Der Wald birgt auch Gefahren, wir meinen, man muss lernen damit umzugehen und sie zu beachten", erklärte Ulrich Mergner beim Eröffnungs-Rundgang. Deshalb steht am Weg zum Kleinengelein auch der Bärenklau - verbunden mit dem Hinweis, dass das Anfassen gefährlich sein kann.