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Neubrunn kämpft um seine Schule


Autor: Günther Geiling

Neubrunn, Mittwoch, 08. Juni 2016

Noch werden die Kinder der ersten und zweiten Klasse im Ort unterrichtet. Nun droht die Verlegung nach Kirchlauter. Eltern und Schüler protestieren.
Viele Eltern und Schüler äußerten ihren Protest gegen die geplante Verlegung der Schule. Foto: Günther Geiling


Der Tagesordnungspunkt "Künftige Nutzung der Schulhäuser" für die Gemeinderatssitzung sorgte in den letzten Tagen in Neubrunn für helle Aufregung. Noch ehe das Gemeindegremium tagte, bildete sich eine "Interessensgemeinschaft zum Erhalt des Schulhauses Neubrunn", die schnell 373 Unterschriften sammelte und diese Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) überreichen ließ. Ihr Ziel: der Erhalt des Schulstandortes Neubrunn. Ihren Protest unterstrichen sie mit dem Plakat "Wir Neubrunner werden laut, wenn man uns die Schule klaut".

Vor dem Schulhaus, in dem auch das Gemeinderatsgremium tagte, hatten sich schon lange vor der Sitzung mehr als 40 Bürger und Bürgerinnen sowie Kinder und Jugendliche eingefunden, die mit Plakaten auf ihre Sorgen aufmerksam machten.

Die kleine Frieda Stretz ging sogar auf den Bürgermeister zu und fragte ihn "warum machst du die Schule zu?" Kandler antwortete: "Weil ich meine, dass ihr in Kirchlauter besser unterrichtet werdet."

Kurzfristig musste der Bürgermeister die Sitzung in ein Klassenzimmer verlegen, weil der Sitzungsraum die vielen Zuhörer nicht gefasst hätte. Kandler verwies eingangs auf die externe Evaluation, bei der nun schon zum zweiten Mal "das Vorhandensein von zwei Schulhäusern bei einer solch kleinen Schule als große Schwäche ausgelegt wurde". Leut einem Schreiben von Rektorin Antje Schorn wird dabei deutlich, "das eine moderne Schule heutzutage ganz andere Rahmenbedingungen benötige als noch vor vier bis fünf Jahren".

Die Schulleitung wies insbesondere auf die Sicherheit hin. "Im Falle der Krankheit einer Lehrkraft befindet sich nur eine Lehrkraft mit Kindern aus zwei Klassen in einem Schulhaus. Dies ist aus Gründen der Sicherheit eigentlich eine Unmöglichkeit. Sollte sich ein Kind in dieser Zeit verletzen, so ist laut geltendem Recht die Lehrkraft verpflichtet, das Kind ins Krankenhaus zu begleiten. Somit wäre die Aufsichtspflicht nicht gewährleistet."


Kandler: Forderung gerechtfertigt

Bürgermeister Kandler erinnerte daran, dass derzeit die beiden Mischklassen eins und zwei in Neubrunn und die dritte und vierte Klasse in Kirchlauter unterrichtet werden. Die Forderung der Schulleitung sei nachvollziehbar, umsomehr, als aktuell Lehrerinnen ausfielen, für die keine Aushilfe zur Verfügung gestellt werden könne. So müsste eine Klasse am Dienstag von Neubrunn nach Kirchlauter wechseln und an anderen Tagen müssten Lehrkräfte stundenweise nach Neubrunn kommen. Wenn alle Klassen in Kirchlauter wären, könnte man manches auffangen.

"Ich bin also der Meinung, dass wir für die Zukunft besser aufgestellt sind, wenn alle Klassen in einem Schulhaus sind. Außerdem haben wir in Kirchlauter ein besseres Schulumfeld mit einem großen Pausenhof und es ist eine bessere pädagogische Betreuung der Kinder möglich."


Die Gegenargumente

"Dieses Experimentierfeld von Schule schließen, haben wir schon öfter gehabt", eröffnete Horst Gehring (CSU) die Diskussion. Für ihn sind alle genannten Gründe "nur vordergründig". Der Vorschlag der Schulleitung habe auch Kosten zur Folge. "Das Schulhaus Neubrunn kostet den Schulverband keinen müden Euro. Bis 2019 bräuchten wir uns keine Gedanken zu machen. Dann reden wir weiter."

Eva-Maria Schmitt (JL) sah dies ähnlich: "Es geht um die Erhaltung der Grundschule in Neubrunn, und wir sollten diese solange aufrechterhalten, wie es geht". Auch Wolfgang Holzmann (SPD) forderte, es bei zwei Schulhäusern zu belassen. Mit Lehrerausfällen zurechtzukommen, sei eine rein organisatorische Sache. Der Schulweg in Kirchlauter sei außerdem schwieriger. Andre Borschert (CSU) schloss sich dem an und meinte "wir machen es dem Staat zu leicht, dass er dann weniger Lehrer braucht, wenn wir zusammenlegen."

Heidi Bayer (SPD) erinnerte an die Aussage der Schulleitung, "dass wir bei der Zusammenlegung von erster und zweiter mehr Lehrerreserven bekommen. Nun ist es plötzlich anders". Die Zuhöherer applaudierten zwischenzeitlich. Zweiter BürgermeisterReinhold Stöhr (SPD) wies aber auch auf die Verantwortung des Schulverbandsvorsitzenden und Bürgermeisters Karl-Heinz Kandler hin, wenn etwas passiere. Kandler selbst verwies auf Breitbrunn. "Die Kinder von dort müssen von der Klasse eins bis vier fahren, die Neubrunner Kinder erst ab der dritten Klasse. Trotzdem hat sich von Breitbrunn niemand darüber aufgeregt."

Der Geschäftsleiter der VG Ebelsbach, Roland Gehring, stellte klar, dass die Entscheidung beim Grundschulverband liege, der nur aus den beiden Bürgermeistern Karl-Heinz Kandler, Neubrunn, und Gertrud Bühl, Breitbrunn, bestehe. Diese seien in ihrer Entscheidung frei. Natürlich habe der Gemeinderat auch ein Weisungsrecht, damit seine Interessen vertreten werden. Diese Weisung an den Bürgermeister könne aber auch rechtlich beanstandet werden. Was Horst Gehring zu der prompten Frage an Kandler veranlasste, ob er sich denn an eine solche Weistung halten werde. Kandler bejahte, woraufhin sich alle Gemeinderäte für die Beibehaltung des Schulhauses in Neubrunn aussprachen. Kandler selbst stimmte gegen die Weisung.


Bühl für Zusammenlegung

Wie geht es nun weiter? Die Breitbrunner Bürgermeisterin Gertrud Bühl hatte Berichten zufolge bereits geäußert, dass sie einen großen Vorteil in der Zusammenlegung in Kirchlauter sieht. Dies könnte bei einer positiven Entscheidung des Schulvrbands schon für das kommende Schuljahr 2016/17 der Fall sein. Platzprobleme gäbe es keine, da die Lehrer zugunsten der Schüler mit einem kleineren Lehrerzimmer zufrieden seien.

Ganz anders sieht es die "Interessensgemeinschaft zum Erhalt des Schulhauses Neubrunn". Sie hebt die Schwächung der Standortattraktivität von Neubrunn für Familien als Folge einer Schließung hervor. Sandra Derra: "Unsere Kritik hat etwas mit der Verbundenheit mit unserem Ort zu tun. Ein Golddorf besteht schließlich aus Leben und das fängt bei den Kleinsten an. Nicht nur die Kirche, sondern auch die Schule sollte im Dorf bleiben."


Gemeinderat lehnt Zahlungen von Kirchlauter an Allianz ab

Kirchlauter lehnt es ab, sich als Kooperationspartner des "Entwicklungskonzepts der ILE Ebern und Baunacher Allianz" wie vorgeschlagen an den Kosten zu beteiligen. Diese betrügen 1,31 Euro pro Einwohner. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler teilte dazu mit, dass sich die Lenkungsgruppe der Allianz für eine Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro für Planung und Umwelt (IPU) in Erfurt entschieden habe. Das Angebot belaufe sich auf rund 80 000 Euro und werde in der Regel mit 75 Prozent gefördert. Die restlichen Kosten würden nach den Einwohnerzahlen auf die beteiligten Gemeinden aufgeteilt.

Horst Gehring (CSU) stellte die Frage, warum man als Kooperationspartner genau so viel zahle solle wie die Vollmitglieder. Man sei anscheinend für die Großen nur Stimmvieh und das bringe auch für die Gemeinde nichts. Reinhold Stöhr (SPD) meinte, "wir sind in der Nachbarschaft von Ebern und da gibt es immer wieder Berührungspunkte, wie sich jetzt bei den Windrädern zeigt". Eva-Maria Schmitt (JL) sah das anders. "Wenn wir schon Kooperationspartner sind und jetzt diese Diskussion mit den Windrädern stattfindet, dann weiß ich nicht, ob das der richtige Zeitpunkt für den Beschluss ist." Wolfgang Holzmann befürchtete, dass sich der Streit mit den Windrädern noch länger hinziehen werde. Michael Tischner (IL) hielt deswegen eine Zurückstellung des Beschlusses für angebracht. Sein Antrag wurde jedoch bei Stimmengleichheit abgelehnt.

Dann wurde der eingebrachte Beschlussvorschlag zur Abstimmung gebracht, nach dem sich die Gemeinde Kirchlauter mit 1,31 Euro pro Einwohner an den Kosten des Konzeptes beteiligen sollte. Dieser Beschluss fand jedoch nur vier Befürworter, während sechs Gemeinderäte die Kostenbeteiligung ablehnten.

Unter dem Punkt "Informationen" kam das Thema "Windräder noch einmal zur Sprache", zumal auch Mitglieder der Bürgerinitiative "ProNatur Tonberg" Kirchlauter bei der Sitzung anwesend waren. Bürgermeister Karl-Heinz Kandler unterstrich, dass nun erst einmal die Stadt Ebern am Zuge sei und dann die Frage der Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet geklärt werden müsse. Aber dazu müsse man sich eines Juristen bedienen.