Neben der Sonne heizt Biomethan das Freibad
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Samstag, 01. Dezember 2012
Anstelle der geplanten Biogasanlage setzt Ebern künftig auf Biomethan. Als Standort wurde das Umfeld des Freibades am Losberg ausgeschaut. Die Kehrtwende vollzog der Stadtrat in der Sitzung in dieser Woche
Sie machten sich "warme Gedanken", just am Abend, da der Winter übers Land herein brach. Das Freibad stand im Mittelpunkt der Überlegungen der Stadträte bei deren Sitzung am Donnerstag im Rathaus. Sommerliche Gefühle beflügelten die Diskussionen. Es ging um höhere Eintrittspreise, eine Modernisierung des Umkleidetraktes und eine Kehrtwende. Die von mehreren Landwirten gewünschte Biogasanlage als "Heizung" für das Nahwärmenetz im Stadtgebiet wurde zu Grabe getragen. Stattdessen laufen seit Donnerstag die Planungen für den Bau eines Blockheizkraftwerkes, das mit Biomethan befeuert und in Nähe des Freibades errichtet werden soll.
Die Idee stammt von Vertretern der Gasversorgung Unterfranken (Gasuf), die bekanntlich zusammen mit Stadt die einstige Energiezentrale in der Kaserne als Hackschnitzelkraftwerk betreibt. Demnach gibt es mittlerweile eine neue Technologie, die Biomethan ins bundesweite Gasleitungsnetz einspeisen und nutzen lässt.
Mit einem Blockheizkraftwerk lässt sich sowohl Biostrom wie auch thermische Leistung erzeugen. Als idealer Standort wurde das Umfeld des Freibades ausgeguckt, wo im Sommer die Becken beheizt werden könnten, im Winter die Großabnehmer am Nahwärmenetz, dessen Hauptschlagader längst feststeht: An der Bahntrasse entlang, hin zu den Schulen und dem künftigen Hallenbad-Neubau.
Da die Energie nunmehr aus Biomethan gewonnen wird, bedeutet dies das Ende der Pläne für eine Biogasanlage als Lieferant. "Ich habe den starken Verdacht, dass dieses Projekt nicht realisiert werden kann", gab Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) seinen Argwohn preis. Mit Blick auf die Realschulheizung (die aktuell noch im Hallenbad untergebracht ist) und dem Hallenbad-Neubau müsse man nun aber zu einem Ergebnis kommen, begründete der Bürgermeister die überraschende Wende.
Damit überrollte er auch Mitglieder des Gremiums."Das geht mir zu schnell, ich möchte so ein Vorhaben erst einmal mit externem Sachverstand besprechen", fühlte sich Oliver Kröner (EAL) überrumpelt. Franz Geuß (CSU) entdeckte einen "guten Vorschlag" und auch Werner Freibott (SPD) macht einen "realistischen Ansatz" aus. Jürgen Hennemann (SPD) fand ebenso wie Thomas Limpert (CSU), dass die Biogasanlage damit "noch nicht gestorben ist", und als private Initiative weitergeführt werden könne. "Vielleicht können die dann ja auch ihr Gas einspeisen."
Eine Investitionssumme von 2,35 Millionen hat sich Bürgermeister Herrmann von den Gasuf-Experten errechnen lassen. 4,7 Millionen Kilowattstunden ließen sich damit im Jahr erzeugen. Und die Abgabepreise wären günstig. Letztlich einigte sich das Gremium darauf, die Verfahren voranzutreiben, auch um den Landkreis erneut für das Nahwärmenetz zu erwärmen. Allerdings sollen noch detaillierte Zahlen und Pläne vorgelegt und ein Vertreter der Gasuf Rede und Antwort stehen.
Umkleiden werden saniert
Das Freibad erhält nicht nur eine weitere "Heizung", sondern wird auch an anderer Stelle modernisiert: Für die Sanierung des Umkleidetraktes wurden Aufträge für rund 180 000 Euro vergeben. Laut einer Zusammenstellung von Stefan Hofmann, Techniker im VG-Bauamt, wurden mittlerweile Aufträge im Wert von 225 000 Euro vergeben. Seine Kostenschätzung hatte bei 243 000 Euro gelegen. Eine lukrative Winterbaustelle also, auf der sich die Bauarbeiter beim Blick in die Becken auch so manch "warmen Gedanken" machen dürften.
Der Eintritt für Erwachsene kostet im Freibad künftig 3,50 Euro (bisher: 3 Euro). Die Familiensaisonkarte liegt bei 145 Euro. Kämmerer Klaus Ebert begründete die Anhebung im Stadtrat mit den Investitionen der letzten Jahre sowie rückläufigen Einnahmen. In Zapfendorf koste die Familienkarte 230 Euro, stellte er einen Vergleich an. "Mit einer Erhöhung fangen wir einen erheblichen Teil der Kosten auf." Oliver Kröner (Alternative Liste) trug die Entscheidung mit, prophezeite aber eine "Auswirkung auf die Besucherzahlen, auch wenn unterm Strich mehr eingenommen mit".