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Nebelkanone vertreibt Einbrecher in Ebelsbach


Autor: Andreas Lösch

Ebelsbach, Mittwoch, 25. Januar 2017

Zum dritten Mal innerhalb von neun Monaten brachen Unbekannte in einen Handyladen in Ebelsbach ein. Der Ladenbesitzer hatte ein effektives Abwehrmittel.
Am Morgen nach dem Einbruchsversuch nahm der Ladenbesitzer dieses Foto auf: Die Täter hinterließen den beschädigten Eingangsbereich, flüchteten ohne Beute. Das Alarmsystem hatte in der Nacht eine Nebelkanone aktiviert, die Einbrecher fanden sich nicht mehr zurecht. Foto: Manni Kremer


Fünf Minuten sind eine Ewigkeit. Wenn man Blitzeinbrecher ist und so lange braucht, sollte man einen anderen "Beruf" wählen. Unter zwei Minuten lautet die Devise. In dieser Zeit heißt es: Zielobjekt aufbrechen, Beute flugs entwenden, abhauen.

Bei dem jüngsten Einbruch in einen Handyladen in Ebelsbach in der Bahnhofstraße am Dienstag früh um kurz vor 4 Uhr fiel der zweite Punkt flach. Keine Beute. Unter zwei Minuten sind die Täter leicht geblieben. Laut dem Besitzer des Handyladens, Manni Kremer, sieht man auf den Aufnahmen der Videoüberwachung zwei Männer, die im Laden stehen, aber sogleich wieder abrücken. Der Grund laut Kremer: Eine Nebelkanone. Die Blitzeinbrecher sahen offenbar nicht, wo die Beute ist, und im Nebel stochern wollten sie aus besagten Zeitgründen nicht.


Gesamtschaden 300 000 Euro

Die Nebelkanone ist seit zwei Wochen Teil des Alarmsystems, wie Kremer erklärt. Sie wird von einem Bewegungsmelder ausgelöst und hüllt den Raum an verschiedenen Stellen in dichten Dunst. Dass er so aufgerüstet hat, hat gute Gründe: Der Unternehmer ist, was Einbrüche angeht, ein gebeutelter Mann. Drei Mal innerhalb von neun Monaten drangen Unbekannte in sein Geschäft ein, zuletzt waren Einbrecher Ende November am Werk, davor im Mai. Gesamtschaden laut Manni Kremer: rund 300 000 Euro.

Elektronik- und Handyfachmärkte sind ein beliebtes Ziel für Blitzeinbrecher, wie Michael Zimmer, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Unterfranken, erklärt. Smartphones und Tablets haben einen hohen Wert, sind klein und handlich, aus einer einzelnen Vitrine lassen sich leicht ein paar Tausend Euro erbeuten. Man muss nicht den ganzen Laden ausräumen, es reicht, wenn man weiß, wo sich was befindet. Solches Vorgehen kennt man auch aus Einbrüchen etwa in Juweliergeschäfte: Man findet schnell handliche Beute von großem Wert.

Im Kreis Haßberge hat es in den vergangenen Jahren mehrere solcher Blitzeinbrüche gegeben; in Haßfurt etwa war Ende Dezember 2015 der Euronics-Markt betroffen, nur zwei Wochen zuvor war ein Elektronik-Geschäft in der Industriestraße in Haßfurt Ziel der Einbrecher. Sie auf frischer Tat zu ertappen, sei schwierig, erklärt Michael Zimmer. Weil sie eben kaum länger als zwei Minuten am Tatort bleiben. Es handle sich meist um überörtlich tätige Kriminelle mit einer gewissen Organisationsstruktur dahinter.


Schnell verschwunden

Die Täter verschwinden schnell über die Autobahn, für die Beute gibt es bereits Abnehmer, die Diebestouren sind gut geplant. Wenn also für die Polizei eine schnelle Fahndung nicht zum Erfolg führt, stehen Ermittlungen an, "die auch mal längere Zeit dauern" könnten, sagt Zimmer. Erfolge gibt es auch: Ein Tatverdächtiger, der mit dem Einbruch in den Euronics-Markt im Dezember 2015 in Verbindung gebracht wird, wurde Ende August 2016 im Raum Bielefeld festgenommen.

Für Manni Kremer war nach der Sache im November 2016 klar, dass er weiter aufrüstet in Sachen Sicherheit, die Nebelkanone die Konsequenz. Am liebsten würde er sie mit Reizgas aufrüsten, um die Täter außer Gefecht zu setzen und zu schnappen, aber da bewege man sich rechtlich in einer Grauzone, sagt er. Das Geräusch einer Alarmanlage allein jedoch "interessiert im Gewerbegebiet" nachts "kein Schwein". Der Nebel habe die Täter immerhin zur Aufgabe bewegt, aber entkommen konnten sie trotzdem. Mit seiner Versicherung muss sich Kremer derweilen über die Schadenssumme aller Einbrüche streiten, wie er sagt. Und: "Finde erst Mal eine neue Versicherung, die dich jetzt noch nimmt." Seit 15 Jahren laufe die bestehende Versicherung, nach zehn Jahren habe es den ersten Einbruch gegeben, jetzt drei Vorfälle innerhalb von neun Monaten. Es hätte genauso gut keinen oder zehn geben können, bezahlen müsse man die Versicherung immer, aber im Schadensfall gebe es dann Scherereien, klagt Kremer. Die Situation ist belastend, für ihn und seine Mitarbeiter: Es hängen Arbeitsplätze daran, die Existenz.