Naturschutz? Wiese kontra Wald
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Dienstag, 19. Juli 2016
Die Stadt Ebern wollte zur Erweiterung des Käppeleswaldes eine Grünfläche aufforsten, die zum einstigen Standortübungsplatz gehört. Landratsamt lehnt ab.
Einst militärisches Sperrgebiet (be-) schützen nun ganz andere Truppen eine Wiese an der Staatsstraße von Ebern nach Haßfurt, südlich von Unterpreppach. Dort wollte die Stadt auf Empfehlung von Förster Wolfgang Gnannt eine Fläche von rund 13 000 Quadratmetern in Ergänzung des bestehenden Waldes aufforsten.
"Geht nicht", hieß es jetzt dazu aus dem Landratsamt in Haßfurt. Wie im Bauausschuss dargelegt wurde, befürchtet Andrea Eberlein von der unteren Naturschutzbehörde durch eine Aufforstung "erhebliche Beeinträchtigungen" für eine Wiese, der sie "überregionale Bedeutung" beimisst.
Löwenzahn gezählt
Als einstiger Bestandteil des Standortübungspatzes gehöre die Wiese zum FFH-Gebiet mit den besonderen Charakteristika einer mageren Flachland-Mähwiese.
Verschiedene Wiesenarten seien darauf nachgewiesen, verlas Ute Barthelmann aus dem VG-Bauamt ein mehrseitiges Schreiben aus dem Landratsamt. "Das gibt's doch nicht.
Jetzt zählen die schon den Löwenzahn", staunte Dritter Bürgermeister Werner Riegel (SPD). Auch die anderen Mitglieder des Bauausschusses zeigten wenig Verständnis für die Bedenken aus dem Landratsamt. So gab es zunächst nur zwei Stimmen gegen die vor Wochen schon beschlossene Aufforstung. Die Auseinandersetzung mit der Aufsichtsbehörde solle gescheut werden, befand die Mehrheit im Bauausschuss.
Weniger kampfeslustig zeigten sich dagegen die Vertreter der Verwaltung, Zweiter Bürgermeister Harald Pascher (FDP), Bauamtsleiter Martin Lang und Ute Barthelmann. "Wegen so ein paar Bäume sollten wir keinen Konflikt heraufbeschwören", besänftigte Martin Land. Schließlich brauche man die Aufsichtsbehörde an anderer Stelle auch wieder.
Ob das Engelskraut zu den gezählten Pflanzen zählt? Wir wissen es nicht. Aber Lang und Barthelmann redeten mit Engelszungen auf die Mitglieder des Gremiums ein, so dass sich letztlich doch eine 5:3-Mehrheit dafür aussprach, den Antrag auf Aufforstung zurück zu ziehen.