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Naturpark Haßberge: Touristen erwünscht


Autor: Günther Geiling

LKR Haßberge, Mittwoch, 06. April 2016

Der Zusammenschluss der Landkreise und Gemeinden tut viel, um die Attraktivität der Haßberge ins rechte Bild zu setzen.
Burgvogt Eddi Klug mit Christine Bender (stellvertretende Landrätin Schweinfurt), Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider, Kreisrätin Sabine Schmidt und Königsbergs Bürgermeister Claus Bittenbrünn auf der Burg zu Königsberg. Fotos: Andreas Lösch


Die Errichtung eines Vogelbeobachtungsturms in der Baunachaue bei Pfarrweisach, die Nachzertifizierung des "Burgen- und Schlösserwegs", die Einrichtung eines Sinneswegs sowie von Themenwanderwegen standen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung des Naturparks Haßberge auf dem Schlossberg in Königbsberg.

Vorsitzender Landrat Wilhelm Schneider berichtete eingangs über die Verwendung der Fördermittel für das Jahr 2015, in dem man durch den Freistaat Bayern aus dem Mittelkontingent für "Maßnahmen der naturverträglichen Erholung" 40 000 Euro erhalten hatte. Mit diesen Mitteln seien folgende Maßnahmen bezuschusst worden: Einrichtung eines Naturlehrpfades in der Gemeinde Gerach mit 15 000 Euro, Erneuerung der beiden Brückenbauwerke im Landschaftspark Bettenburg mit Kosten von 18 200 Euro, Neukonzeption des Wanderleitsystems im Gemeindegebiet Untermerzbach mit 5000 Euro, Einrichtung eines Aktivportals

für Wanderwege im Naturpark Haßberge mit 4200 Euro, Konzeption und Herstellung von Informationsbroschüren mit 3400 Euro sowie Abwicklung aller Fördermaßnahmen für den Naturpark Haßberge mit 10 000 Euro.

Der Vorsitzende ging aber auch auf weitere Schwerpunkte 2015 wie die Unterhaltung der Freizeitanlage am Weißfichtensee oder verschiedener Erlebnis- und Lehrpfade ein. Mit der Bereitstellung solcher Einrichtungen mache man insbesondere für Schulklassen, Kindergärten oder Naturparkbesucher die Natur "erlebbar". Außerdem biete der Naturpark durch ein umfangreiches Wanderwegenetz mit rund 1200 Kilometern und der Bereitstellung einer Vielzahl von Rast- und Wanderparkplätzen dem Besucher die vielfältigsten Möglichkeiten zum Wandern und Radfahren.

Natürlich fordere die Unterhaltung eines derart großen Wanderwegenetzs mit den dazugehörigen Einrichtungen einen nicht unerheblichen Arbeits- und Personalaufwand. "Bedingt durch die Größe des Naturparkgebiets mit rund 84 000 Hektar und der großen Zahl unserer Einrichtungen arbeiten wir mit nur einem fest angestellten Mitarbeiter am personellen Limit", betonte Vorsitzender Schneider. Zum Glück habe man durch das "ZAK-Projekt" zwei Hilfskräfte in Teilzeit beschäftigen können. Dass die Markierung und Betreuung des umfangreichen Wanderwegenetzes jedoch so gut funktioniere, sei auch ein Verdienst der Haßberge-Vereine wie des Rhön-Klubs Bad Königshofen.

Er stellte auch den Charakter des Naturparkgebietes heraus. "Eine Besonderheit ist neben der Vielzahl unserer Burgen, Schlösser und Ruinen die reizvolle Naturlandschaft. Der Besucher findet neben Streuobstwiesen, alte Weinbergslagen, artenreiche Wiesentäler und ruhige ökologisch vielfältige Laubwälder mit attraktiven Freizeit- und Erholungsräumen. Der Erhalt dieser wechselvollen Landschaft ist daher für den Charakter des Naturparks von immenser Bedeutung."

Es sei nicht gewollt, dass die Hangflächen am Trauf der Haßberge wegen ihrer ungünstigen Lage durch Nutzungsaufgabe verbrachen oder verbuschen. Um dem entgegenzusteuern, habe man Landschaftspflegemaßnahmen in die Wege geleitet, für die man im vergangenen Jahr gut 250 000 Euro eingesetzt habe. Alle Pflegemaßnahmen trügen dazu bei, "unsere Naturparklandschaft in ihrem ursprünglichen Charakter zu erhalten".
Den Haushaltsplan 2016 bestimmen zahlreiche Investitionen, für welche die Verwaltungsumlage der Mitgliedslandkreise in Höhe von 62 906 Euro zu 65 Prozent auf den Landkreis Haßberge (40 889 Euro), zu 19 Prozent auf den Landkreis Rhön-Grabfeld (11 952 Euro), zu 14 Prozent auf den Landkreis Bamberg (8807 Euro) und zu zwei Prozent% auf den Landkreis Schweinfurt (1258 Euro) entfallen.

Der Haushaltsplan 2016 beläuft sich im Verwaltungshaushalt auf 103 810 Euro und im Vermögenshaushalt auf 56 360 Euro. Die wesentlichen Einnahmen sind die Verwaltungsumlage durch die Landkreise sowie die Zuweisungen des Freistaats Bayern aus dem Naturparkförderprogramm mit 32 700 Euro. Bei den Ausgaben schlagen die Löhne mit 33 300 Euro, Geräteausstattung und Ersatzbeschaffungen mit 7000 Euro sowie die Erstattung von Verwaltungs- und Betriebsausgaben an den Landkreis Haßberge mit 17 000 Euro zu Buche. Die Zuweisungen vom Land Bayern mit 38 900 Euro sowie die Zuführung vom Verwaltungshaushalt mit 17 460 Euro bestimmen den Vermögenshaushalt mit 56 360 Euro.

Die Nachzertifizierung des "Burgen- und Schlösserweges" war weiteres Thema: Der "Burgen- und Schlösserwanderweg" mit seinen 215 Kilometern wurde im Jahre 2010 mit dem Gütesiegel des Deutschen Wanderverbandes als Qualitätsweg "wanderbares Deutschland" ausgezeichnet. Dieses Prädikat wird aber nur für einen Zeitraum von drei Jahren vergeben. Nach 2013 steht nun die erneute Nachzertifizierung als Qualitätsweg an.
Landrat Schneider führte aus, dass der Wanderweg Qualitätskriterien aufweisen müsse. Der Anteil der naturnahen Wege müsse mindestens 35 Prozent, der Anteil von Teer- und Betonstraßen dürfe maximal nur 20 Prozent der Gesamtstrecke betragen. Außerdem müsse der gesamte Weg mit einer nutzerfreundlichen Markierung versehen sein; der Anteil von schlecht begehbaren Abschnitten dürfe maximal fünf Prozent der Gesamtstrecke ausmachen. Natürlich sei diese anstehende zweite Nachzertifizierung mit Kosten verbunden. 6560 Euro fallen an. Kreisrat Herbert Baum aus Maroldsweisach war dieser bürokratische Aufwand zu hoch. Er hätte den Zeitraum gerne auf fünf Jahre ausgeweitet gesehen. Dies lag aber nicht in der Entscheidung der Versammlung. Geschäftsführer Seufert wie auch Landrat Schneider sahen mehr die Vorzüge einer kürzeren Regelung, durch die solche Qualitätswege auch in einem guten Zustand gehalten würden. Bei einer Gegenstimme wurde dies auch so beschlossen.
Errichtet werden soll ein Vogelbeobachtungsturm in der Baunachaue bei Pfarrweisach. Die Baunachaue bei Pfarrweisach gilt als eine der bedeutendsten Brut- und Rastgebiete innerhalb des Naturparks. Die Wildlandstiftung Bayern und die Gemeinde Pfarrweisach versuchen deshalb seit geraumer Zeit, diesen Lebensraum zu erhalten und zu verbessern. Um die Arten- und Naturvielfalt erleben zu können, sehe man die Errichtung eines Vogelbeobachtungsturmes als eine Bereicherung an.
Damit wolle man auch eine neue Attraktion schaffen, da es einen derartigen Turm im Naturpark Haßberge noch nicht gibt. So wäre dieser Turm auch für Schulklassen oder Kindergartengruppen interessantes Ziel für Umweltbildung und Naturerleben. Geschäftsführer Seufert stellte zwei Varianten des Turmes vor, wobei sich das Gremium für die achteckige Form mit Kosten von 18 000 Euro entschied. Auch diese Entscheidung hinterfragte Herbert Baum: Wolle man man mehr den natürlichen Lebensraum erhalten oder Touristen anlocken? Die Befürworter sahen aber den Vorteil, dass man Besucher gezielt führen könne. Diese könnten dann seltene Tiere wie Rohrweihe, Bekassine, Flußuferläufer oder Blaukehlchen beobachten. Bei einer Gegenstimme wurde die Maßnahme bewilligt.
Ferner wurden folgende Projekte beschlossen: Ausstattung von Aussichtspunkten mit Panoramatafeln 1500 Euro, Aufwendungen für die Errichtung eines Sinnesweges des Marktes Stadtlauringen im Bereich von Schloss Craheim mit 4500 Euro (bei etwa 9000 Euro zuwendungsfähigen Kosten), Einrichtung eines Rastplatzes im Bereich von Lützelebern durch die Stadt Ebern 3000 Euro (bei Gesamtkosten von 6000 Euro) sowie die Einrichtung von acht Themenwanderwegen der Gemeinde Sulzfeld im Bereich Sulzfeld, Kleinbardorf und Leinach 22 400 Euro (bei 44 800 Euro zuwendungsfähigen Kosten). Der nach Abzug der Zuschüsse von 50 Prozent verbleibende Eigenanteil wird von den jeweiligen Kommunen getragen.

Die Versammlung der Mitglieder des Naturparks Haßberge war auch verbunden mit der Besichtigung des Schloßbergs und des Rathauses. Dabei sprach Landrat Wilhelm von einem grandiosen Stadtbild und einer wahnsinnigen ehrenamtlichen Leistung der Schlossberggemeinde, durch deren Arbeit die Anlage sich in einem sehr schönen Zustand präsentiere.
Burgvogt Edi Klug führte die Gäste aus den Landkreisen Haßberge, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Bamberg durch die Anlage. Die Schloßberggemeinde besteht seit 1921 und habe seitdem in über 72 500 unentgeltlichen Arbeitsstunden wichtige Mauerpartien freigelegt und hergestellt. Ohne das ehrenamtliche Engagement dieser Helfer wären die Mauerreste noch von Schutt bedeckt und mit Pflanzen überwachsen, wie der Burgvogt erklärte.
Die Burg sei nach 1168 auf dem "Weinberg des Königs" erbaut worden, wäre aber im 17./18. Jahrhundert immer baufälliger geworden, dann verfallen und habe schließlich als Steinbruch gedient. Der gute bauliche Zustand sei dem 1921 gegründeten Heimatverein zu verdanken, der auch heute noch jährlich gut 1500 Stunden aufwende und ebenso 15 000 bis 20 000 Euro für Baumaßnahmen investiere. Auf diese Weise habe man den Burghof angehoben oder das Brunnenhaus 1925 gestaltet. Erst 1952 sei die Gaststätte errichtet, und der Wächterturm sei erst 1988 völlig neu gebaut worden. Für die Burgmauern habe es vieler Sandsteine bedurft, die man auch aus der näheren Umgebung anfuhr. Allerdings bekomme man auch so etwas heute nicht mehr geschenkt, sondern müsse dafür den finanziellen Anteil tragen.
Burgvogt Klug führte die Gäste durch die gesamte Burganlage mit den schönen Ausblicken in die Haßberge, bevor Bürgermeister Claus Bittenbrünn seine Gäste im alten Rathaussaal begrüßte. Er gab seiner Freude Ausdruck, dass man die Versammlung des Naturparks nach Königsberg verlegt habe. Das historische Rathaus stamme aus dem 15. Jahrhundert, sei im 30-jährigen Krieg abgebrannt und dann Ende des 17. Jahrhunderts in seiner heutigen Form wieder erstellt worden.
Er bedankte sich auch bei Burgvogt Edi Klug, den er als "Motor der Schloßberggemeinde" bezeichnete. Obwohl dieser zugezogen sei, sei er heute mit Leib und Seele Königsberger, schon 24 Jahre im Stadtrat "und ohne solche Menschen wie er, gäbe es auch solche hervorragenden Leistungen in einer Kommune nicht".