Nachts im Museum
Autor: Johanna Eckert
Ebern, Montag, 15. Sept. 2014
Neben Gruselgeschichten präsentierte der Bürgerverein Ebern noch ganz andere Legenden bei der Museumsnacht rund um den Grauturm. Etwas mehr Besucher hätten sich die Veranstalter trotzdem gewünscht.
Es war das Jahr 1491. Die Legende berichtet, dass ein Wolkenbruch vom Rückgraben her eine Wasser- und Schlammflut im Hohlweg, der vom Steinberg herunterführte, in Bewegung gesetzt und sich unaufhaltsam auf die ungeschützte Spitalvorstadt zubewegt habe. Die bedrängten Bürger brachten die Wassermassen nur durch Gebet zum Stillstand und fanden in den Fluten ein Marienbild. Niemand wusste, woher das Bild stamme und man trug es in die Pfarrkirche. Am nächsten Morgen jedoch stand es wieder an seinem Fundort, und so ein zweites und drittes Mal. Die Bürger erkannten, dass die Muttergottes an diesem Ort bleiben wolle und errichteten sodann die Marienkapelle.
Lebendig statt verstaubt
Im Jahr 2014, also 523 Jahre später, ist jene und noch viele andere Legenden für die Eberner Bevölkerung fast unbekannt.
Rudolf Kaspar imitierte einen Bauern und deren Forderungen im Bauernkrieg im Jahr 1525. Im Rathaushof las ganz historisch Tristan Müller-Schultheiß die Stadtrechte von Ebern vor.
Auch Georg Habermehl, alter Ego von Friedrich Rückert, gab vor dessen Haus ein Stelldichein.
Im und um das Heimatmuseum selbst gab es vielen Sagen und Erinnerungen an die Vergangenheit zu entdecken und zu erfahren. Nicht nur Kilian Marks und Fabian Andritschke packten ihr Wissen aus und legten eine bühnenreife Premiere hin. Denn in der Museumsnacht wurden zum ersten Mal Führungen von Kindern für Kinder angeboten. Die ehemalige Zellentür aus dem Diebsturm hat es ihnen sichtlich angetan. Auch zwischen den Accessoires von Karl Hoch und vielen Hinterlassenschaften aus dem Altlandkreis Ebern fühlten sich die zwei Jungs besonders wohl.
Von Musik bis hin zur Zauberkunst
Zwischendrin wuselte Ingo Hafenecker, das Urgestein des Museums und Vorsitzender des Bürgervereins, herum. Das Programm der Museumsnacht war eng gestrickt und an allen Ecken und Enden gab es etwas zu erleben. Von Musik mit Wolfgang Schneider bis hin zur Zauberkunst und zur ganz feinen Art der Puppenspielerei. Armin Dominka schnitzte in romantischer Atmosphäre im Wolzngarten. Dieter Gerstenkorn und Udo Gwering ließen auch am Samstagabend ihr Handwerk nicht ruhen und formten Glaskugeln und vergoldeten Marienstatuen. Zufrieden war Ingo Hafenecker, vor allem mit dem Wetter und der stimmungshaften Atmosphäre am Fuße des leuchtenden Grauturms. "Aber ein paar mehr Leute hätten schon noch kommen können", gab er zur Stunde des Mitternachtssüppchens zu.