Druckartikel: Nach dem Brand helfen die Nachbarn den Opfern

Nach dem Brand helfen die Nachbarn den Opfern


Autor: René Ruprecht

Sailershausen, Dienstag, 18. Dezember 2018

Die Ursache des schadensträchtigen Brandes mitten in Sailershausen (Stadt Haßfurt) ist weiter ungeklärt. Die Polizei ermittelt. Verletzt wurde niemand.
Das Feuer hat die Gebäude in der Ortsmitte von Sailershausen stark beschädigt. René Ruprecht


Mit Auskünften zu dem Gebäudebrand in Sailershausen vom Sonntagabend hält sich die Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken in Würzburg auch zwei Tage nach der Feuersbrunst zurück. Aufgrund des hohen Zerstörungsgrads sei es für die Brandfahnder schwierig, eindeutige Feststellungen zur Brandursache zu treffen, erklärt der diensthabende Beamte am Telefon. Zum jetzigen Zeitpunkt lägen keine Anzeichen für eine fahrlässige oder gar vorsätzliche Brandstiftung vor. Endgültige Aussagen seien noch nicht möglich, die Ermittlungen am Brandort dauerten an.

Auch was die Schadenshöhe anbelangt, sind von der Polizei nicht mehr als vorsichtige Schätzungen zu erfahren. War man laut Pressestelle anfangs von einer Schadenssumme im unteren sechsstelligen Bereich ausgegangen, so dürfte dies nach aktuellen Erkenntnissen bei weitem nicht ausreichen. Der Wasserschaden an dem Fachwerkgebäude sei erheblich, so dass der Beamte den Schaden inzwischen "bestimmt im mittleren sechsstelligen Bereich" ansiedeln würde, aber das sei sehr vage. Vor allem auch wegen der Rücksprachen mit den Versicherungen seien keine konkreteren Angaben möglich.

Nach den Angaben von Einsatzleiterin Julia Volpert von der Haßfurter Feuerwehr war die Alarmierung um 19.38 Uhr am Sonntagabend eingegangen. Beim Eintreffen fanden die ersten Floriansjünger den Dachstuhl in Vollbrand an. Das Problem: Am Brandort sind mehrere Gebäude quasi aneinandergebaut.

Ein weitere Besonderheit: Das betroffene Gebäude sowie das zweite anliegende, in Mitleidenschaft gezogene Haus befinden sich in einer Hanglage. Enge Straßen und wenig Platz für große Fahrzeuge erschwerten die Zugänglichkeit zur Brandbekämpfung. Der Einsatz war nicht nur für Volpert im Vergleich zu anderen Bränden "sehr schwierig, mühevoll und arbeitsintensiv. Die ungünstige Lage und die besondere Isolierung aus Hanf und Hohlräumen, in die sich der Brand reingefressen hat und sich auf das zweite Gebäude ausweitete, bescherte uns einen langwierigen Einsatz", so die erschöpfte Einsatzleiterin Julia Volpert.

Unterstützung fanden die Einsatzkräfte von einem digitalen Einsatztablet mit GPS-Ortung aller Hydranten. Neben der schnellen Ortung und einfacheren Planung für die Entnahme des Löschwassers hatten die Einsatzleiter Hilfen für ihre Entscheidung an der Hand, die Hydranten für die einzelnen Einsatzfahrzeuge zu bestimmen. Und da es "keine offene Löschwasserversorgung gab, verständigten wir die Stadtwerke Haßfurt, um den Hochbehälter in Sailershausen ausreichend mit Wasser zu befüllen. Eine zweite Pumpe wurde aktiviert und sicherte somit den Löschwasserbedarf aus der öffentlichen Wasserversorgung", so Volpert.

Nach Abrücken der meisten Einsatzkräfte gegen 8 Uhr Montagfrüh blieb die Feuerwehr Sailershausen mit Wärmebildkameras an Ort und Stelle, um nichts dem Zufall zu überlassen. Unmittelbar nach dem Abrücken der Einsatzkräfte aus der Umgebung hatte sich wieder ein kleines Glutnest entzündet, wurde aber problemlos und schnell unter Kontrolle gebracht. Bis 11.30 Uhr kontrollierte die ortsansässige Feuerwehr die beiden Objekte.

Nicht nur Einsatzkräfte leisteten unter schweren Bedingungen große Hilfe, sondern auch Nachbarn und Freunde der Betroffenen. "Ich bin zwar erst seit einem halben Jahr hier in Sailershausen, aber die Hilfsbereitschaft wird sehr groß", so die Pächterin der "Wanderstube", Elvira Häußinger (54 Jahre). Für die Gastwirtin war es "kein Thema, die Räumlichkeiten der Stube für die Einsatzkräfte zur Verfügung zu stellen." Die Haßfurterin war bis 4 Uhr wach und kochte nach wenig Schlaf Kaffee und besorgte auch frische Brötchen für das Frühstück. "Auch die Nachbarn haben Kaffee gekocht, da hat jeder irgendwie seinen Teil dazu beigetragen. Das Wichtigste ist, dass alle wirklich da sind, wann man gebraucht wird", so Häußinger.

Für die Nachbarin und enge Freundin der Betroffenen, Elke Ortloff (53 Jahre), war es bewundernswert, dass "unsere sehr junge Feuerwehr von den nicht mehr aktiven, aber erfahrenen Senioren Unterstützung mit Ratschlägen und Motivation bekommen hat; eindrucksvoller Zusammenhalt." Nachdem sich die Betroffene zuerst in der "Wanderstube" aufgewärmt hatte, nahm Ortloff ihre Freundin bei sich zu Hause auf: "Es ist ganz normal, dass man Klamotten und Zahnbürsten zusammensucht und das Gästebett herrichtet. Und das soll einfach auch so sein, dass Alt und Jung mit anpacken. Es wird nicht lang rumgeredet, es wird einfach gemacht", so die gebürtige Sailershäuserin. Laut Ortloff haben sich schon fünf Nachbarn angeboten, den Betroffenen Unterschlupf zu bieten. Auch der Fuhrunternehmer Heinisch stellte spontan einen Lagerplatz in der Firmenhalle bereit, um die Möbel zu trocknen. Weitere Nachbarn lassen für das Privatgut der Geschädigten ihre Autos außerhalb der Garagen stehen; andere Freunde bringen Balken und Stahlrohrstützen, um die nassen Decken zu stützen.