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Muskelkraft und Ideen helfen Vereine beim Sparen


Autor: Sabine Weinbeer

Unterschleichach, Freitag, 06. Mai 2016

Vereine müssen ihre Energiekosten im Blick haben. Achten sie nicht darauf, laufen sie schnell aus dem Ruder.
Das Brennholz für die Beheizung des Sportheims und des Mehrzweckgebäudes machen die Fatschenbrunner in Eigenleistung. In der Mitte Franz Hümmer, dem das Energiekonzept des SV ein besonderes Anliegen ist. Foto: Sabine Weinbeer


Die Energiekosten beschäftigen nicht nur Mieter und Hausbesitzer, sondern auch Vereine, wenn sie eigene Gebäude betreiben. Der Bayerische Landessportverband (BLSV) unterstützt die Sportvereine seit Jahren durch eine Energieberatung und hat jetzt auch den Energieeffizienzpreis ausgelobt. Preisträger 2016 war der SV Fatschenbrunn. Auch andere Vereine in der Nachbarschaft sind seit Jahren kreativ im Bemühen um Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien.
"Am leichtesten verdient ist das Geld, das ich nicht ausgeben muss." Der Ausspruch stammt vom Kassier des RSV Unterschleichach, Horst Kraus. Der RSV ist ein kleiner Verein mit rund 230 Mitgliedern, unterhält neben Rasenspielfeld und Sportheim auch die Radsporthalle. Diese große, gedeckte Sportfläche ermöglicht natürlich viel in Sachen Breitensport und kulturellen Veranstaltungen, aber sie kostet auch hohen Unterhalt.

Weil die Kosten heute wesentlich höher sind als zur Einweihung 1995, sind beim RSV schon seit Jahren die "Energiesparfüchse" unterwegs.
Der SV Fatschenbrunn hingegen baute erst in den Jahren 2013/14 sein Sportheim und von Beginn an spielte die Schonung von Ressourcen eine wesentliche Rolle. Nicht nur dass Holz ein wesentlicher Baustoff war, auch drinnen sorgt ein Holzofen für Wärme. Das Holz dafür machen die SVler quasi als zusätzliche Trainingseinheit. Eine Wasserzisterne gehörte ebenfalls gleich zum Konzept. Mittlerweile trägt das Dach eine Photovoltaikanlage mit 15 Kilowatt Leistung. Ihr Strom betreibt die Brunnen- und Beregnungspumpen, die LED-Beleuchtung und die Kühlzelle für die Bewirtschaftung des Heimes. Finanziert haben das die SV-Mitglieder durch "Bürgerenergieanlagen".


Immer ein Thema

Sportplatzberegnung ist bei Sportanlagen immer ein Thema. Unter dem Sportheim wird eine 80 Kubikmeter-Wasserzisterne durch Dachwasser, Drainageüberlauf und einem eigenen Tiefbrunnen befüllt, um möglichst wenig Trinkwasser beziehen zu müssen.
Und die Pläne der Fatschenbrunner sind noch nicht abgeschlossen: Sie wollen am Sportheim in Kooperation mit dem Umweltbildungszentrum in Oberschleichach eine Ladestation für e-bikes und Elektroautos errichten und der Sportplatz soll künftig von einem elektrischen Mähroboter gepflegt werden.
Vor 21 Jahren bezog der RSV Unterschleichach die neu errichtete Radsporthalle mit Sportheim. Im gleichen Baukomplex wurde die Feuerwehr untergebracht. Da das Gebäude im Rahmen der Dorferneuerung auch einen baulichen Akzent setzen sollte, achteten die Verantwortlichen des Sportvereins zwar auf die laufenden Kosten, doch für die Planer stand die Gestaltung im Vordergrund. Als dann die Heizöl- und Stromkosten ständig stiegen, begann in der Vorstandschaft ein mehrjähriger Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist.


Erfahrung

Zunächst brachte Vorsitzender Klaus Arnhold seine berufliche Erfahrung als Elektrotechniker ein und optimierte die vorhandenen Abläufe wie die Heizungssteuerung und installierte Zeitschaltuhren. Im Heizraum steht ein Pufferspeicher, denn die Abwärme des Kühlraums wärmt das Brauchwasser. Vor einigen Jahren fand sich dann ein "Arbeitskreis Energie" zusammen. Er führte die wenig kostenintensiven Maßnahmen von Klaus Arnhold fort. Der hatte mit Wasserspar-Duschköpfen bereits einigen Erfolg erzielt, ein eigener Brunnen speiste mittlerweile die Sportplatzberegnung. Die Beleuchtung im Sportheim wurde auf LED umgestellt, in der Sporthalle rechnet sich das erst, wenn die vorhandenen Leuchtkörper ohnehin ausgetauscht werden müssen,


"Sünden" beseitigen

Bei jeder Renovierungsmaßnahme wird auch darauf geachtet, energetische "Sünden" zu beseitigen. So wurden die Mauernischen unterhalb der Fenster nachträglich gedämmt - ausgerechnet dort, wo innen die Heizkörper hängen, war die Fassade am dünnsten. Manche Einsparung wird auch erzielt, weil Türen jetzt Schließmechanismen haben - und weil bei den Winter-Veranstaltungen nicht der Haupteingang genutzt wird, der (noch) keinen Windfang hat.
Bereits beschlossen ist eine Solaranlage, die in den nächsten Wochen auf dem Dach installiert wird und künftig für warmes Wasser sorgen soll. Fußballer, Karateka und Zumba-Sportlerinnen haben einen Duschwasserverbrauch, der diese Investition lohnenswert macht.
Beim RSV sind im Jahr rund 7000 Euro an Heiz- und Stromkosten aufzubringen. Zwar bestreiten die Aktiven des Vereins viele Veranstaltungen und auch Bewirtungen, seit das Dorfgasthaus geschlossen hat, doch die Ehrenamtlichen sind auch nicht endlos belastbar und manche Veranstaltungen wurden auch gestrichen - weil der Zulauf nicht mehr so gut war, der Aufwand zu hoch oder die Helferdecke zu dünn. Wenn der Verein weiterhin zu günstigen Beiträgen Breitensport anbieten will, dann muss er auf die Energiekosten achten.
Auch der Schützenverein in Oberschleichach gab wegen zu geringer Personaldecke und hohen Risikos sein "Bergbierfest" auf. Stattdessen arbeitet auf dem Dach eine großflächige Photovoltaikanlage. 29 Kilowatt leistet die Anlage, finanziert wurde sie über ein Darlehen und Spenden von Mitgliedern. Seit 2010 speist sie in das öffentliche Netz ein, nach zehn Jahren wird sie sich spätestens refinanziert haben und dann profitiert der Verein von den Erlösen. Die sollten in die Vereinsarbeit fließen, erklärt der Vorsitzende Norbert Mahr, denn geplant ist der Umbau auf elektronische Schießanlagen, wie es sie für die Jugend schon gibt. 40 der 180 Mitglieder des Vereins sind in den Rundenwettkämpfen aktiv.