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Musikspaß für alle auf "Malle"


Autor: Ralf Naumann

Haßfurt, Montag, 24. Juli 2017

Martin Scherer inszenierte zum fünften Mal ein Musical gemeinsam mit den "Offene Hilfen" der Lebenshilfe Haßberge. Diesmal ging es an den Balearenstrand.
Maler Thomas porträtierte die Sirene Katharina am Strand. Fotos: Ralf Naumann


HaßfurtSonne, Strand, Meer und gaaaanz viel Spaß. Wo gibt es diese "Zutaten" für einen perfekten Urlaub? Na klar: Auf Mallorca. Auch Kommissar Maik (Bäuerlein) und sein bester Kumpel "Lubber" alias Marcel (Müller) wollten sich "Unter der Sonne der Balearen" vom Alltagsstress erholen und einfach nur "chillen", essen, trinken, feiern und ihre Ruhe haben. Doch so entspannend und ruhig wie erhofft, ging es auf der Deutschen liebsten Mittelmeerinsel nicht zu, wie die Besucher beim gleichnamigen Musical der Musicalgruppe des Bereiches "Offene Hilfen" der Lebenshilfe Haßberge miterleben durften.


Zwileichtige Gestalten

Auf der Bühne im voll besetzten Zeiler Rudolf-Winkler-Haus, die einem tollen Strandabschnitt glich, waren außer den beiden Freunden nämlich noch viele andere, teils zwielichtige Gestalten unterwegs: Die Hobby-Detektivin Elena (Vogel) beispielsweise, die selbst im Urlaub nicht von ihrer Leidenschaft Abstand nehmen konnte und Maik damit sehr auf die Nerven ging.
Außerdem die Strandbarbesitzerin Theresa (Dietz), die Marcel sprichwörtlich rettete - vor Katharina (Veith). Die war nämlich eine "Sirene" (aus der griechischen Mythologie), die sich am Strand von Künstler Thomas (Reitz) porträtieren ließ und währenddessen versuchte, Marcel ins Meer zu locken.

Und da waren noch der selbst ernannte "Herrscher" der Balearen: Tiefseedrache "Gorgonanz" (Lukas Kümmel), der sich in Menschengestalt am Strand herumtrieb und alles klaute, was glitzerte, sowie Animateurin Luisa (Krauser) und zu guter Letzt Bauchladenverkäufer Tim (Schanz) mit einer großen Auswahl an warmem Bier und warmem Sekt und Tüten, die für den Notfall waren. Aber alles halb so wild: Am Ende konnte der Drache überführt werden und er erklärte sich sogar bereit, sein Diebesgut beziehungsweise den Erlös daraus zu spenden, und eine große Party mit noch mehr guter Laune aller Beteiligten konnte starten.


Fünftes Musical

Mit seinem inzwischen fünften für die Lebenshilfe geschriebenen Musical traf Liedermacher Martin Scherer wieder voll ins Schwarze. "Mit Freude" schrieb er den Schauspielern mit einem Handicap 13 neue Lieder (darunter die ins Ohr gehenden Titel wie "Mallorca ist so schön", "Ballermaik", Bananenbieger", "Im Land der tausend Tränen" oder "Wenn du denkst, ich schlafe"), Szenen und Dialoge wirklich auf den Leib.
"Die Zusammenarbeit mit llen war wieder von einer fröhlichen Aufbruchsstimmung geprägt", lobte der 59-jährige Musiker. Mit "allen" meint Scherer auch die Sängerinnen seines eigenen Projektchores, die Lebenshilfebetreuerinnen Alexandra Sahlender, Susanne Zweier, Steffi Dormann und Jutta Geuppert, die Zumba-Kursleiterin Sibylle Herrmann sowie die Pianistin Petra Schlosser, Musikpädagogin am Haßfurter Gymnasium. "Die Herausforderung ist mit behinderten oder nichtbehinderten Menschen immer gleich", stellt er fest.

"Am Anfang steht immer ein weißes Blatt Papier." Mit Musik, Singen, Tanzen und Gesprächen schaffe er dann "eine von Maßgaben und Leistungs- oder Gruppenzwängen befreite Atmosphäre, in der sich die Aktiven ungehemmt und angstfrei öffnen können." Für ihn die "erste Voraussetzung zum kreativen Tun." Und "entscheidend wichtig" ist Martin Scherer "die Qualität der Lieder." Sie sollen mit ihren Sängern und Figuren authentische Einheiten bilden, die "maßgeschneidert" zu ihnen passen, mit denen sie sich identifizieren und wohlfühlen, "weil sie ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Persönlichkeitsmerkmale enthalten." Ein Sonderlob hat der Unfindener für die nichtbehinderten Darsteller, Musiker oder Sänger "die mitspielen und dabei lernen, dass Behinderung keine ansteckende Krankheit ist." Sie würden zudem erkennen, "dass die Menschen, die unter ihren Unzulänglichkeiten, genau wie nicht behinderte, zu leiden haben, wie jeder andere einen fairen Umgang und Rücksichtnahme verdient haben."


Talent und Leidenschaft

Scherer ist mit dem bisher Erreichten in den vergangenen Jahren demnach "sehr zufrieden. Es ist meine Leidenschaft und mein Talent", sagt er selbstbewusst und fügt hinzu: "Schon alleine die nachhaltig positiven Entwicklungen daraus zu beobachten, wie es bereits mehrfach geschehen ist, ist mein großartigster Lohn." Er hat zu guter Letzt den Eindruck, dass "die Wertschätzung und die Nachfrage" nach solchen individuellen, maßgeschneiderten Kreativprojekten nach mehreren erfolgreich durchgeführten Musik-Kreativprojekten, auch an Schulen, sozialen Einrichtungen oder in eigenen Workshops zugenommen hat. "Und das ist gut so."
Martin Scherer geht davon aus, dass es 2018 eine Fortsetzung der fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe beziehungsweise den jungen Sängern und Schauspielern gibt. "Vielleicht sogar noch mehr inklusiv. Das wünsche ich mir." Fakt ist: Alle Menschen haben Träume und Visionen, auch wenn viele sie nicht in Worte fassen können. Ob behindert oder nicht, in jedem Menschen existieren Sehnsüchte und der Wunsch, dass sich Träume erfüllen mögen.