Mount Rushmore in Breitbrunn: Das Rätsel um das Stein-Gesicht
Autor: Sarah Seewald
Breitbrunn, Donnerstag, 26. November 2015
Nach dem Rätselraten fand am Donnerstag die erste offizielle Pressekonferenz zum Steingesicht in den Haßbergen statt. Seitdem ist klar: Präsident Snow aus der Film-Saga "Die Tribute von Panem" wurde in Franken gestürzt.
Dass sich Hollywood in Bamberg meldet, das kommt nicht täglich vor. Dementsprechend skeptisch reagierte Martin Graser im ersten Augenblick. Im September fragte ein Filmunternehmen bei den Bamberger Natursteinwerken an, ob sie es sich vorstellen könnten, für ein Filmprojekt etwas ähnliches wie Mount Rushmore zu erschaffen.
Also ein Monumentalrelief einer berühmten Person, ein gigantisches Stein-Kunstwerk vergleichbar mit den bekannten Präsidentenköpfen in den USA. In diesem Fall zwar nicht das Porträt eines echten Präsidenten, aber immerhin eines Film-Herrschers: das Gesicht von Präsident Snow aus der Film-Saga "Die Tribute von Panem".
Eins war dem Geschäftsführer der Natursteinwerke sofort klar, als er begriffen hat, dass der Auftrag ernst gemeint war: "Man braucht dafür Leute, die Feuer und Flamme sind." Und jemanden, "der verrückt genug ist, so einen Auftrag anzunehmen", schmunzelt Graser. Den hatte immerhin auch das Filmstudio bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefunden.
Graser war sich außerdem darüber bewusst, dass er die Arbeit nicht alleine mit seinen Leuten neben dem Alltagsgeschäft erledigen könnte. Der Auftraggeber hätte das Gesicht nämlich lieber früher als später in der Felswand gesehen. Also brauchte er jemanden, der im begeisterungsfähigen Sinne genauso verrückt ist wie er. Er holte das Bildhauer-Paar Steff Bauer und Sören Ernst aus Schweinfurt mit ins Boot.
Übernachtung im Steinbruch
Während Steff Bauer und Sören Ernst bis zu diesem Zeitpunkt noch keine "Die Tribute von Panem"-Gucker waren, kannten die Künstler dafür die Haßberge und den Breitbrunner Steinbruch ganz gut. "Für Sören und mich haben die Haßberge und die Gegend um Breitbrunn schon etwas Mystisches", sagt Steff Bauer.
Auch ansonsten stimmten die Rahmenbedingungen - abgesehen von Nieselregen und einigen trüben Herbsttagen: Der helle Mainsandstein lässt sich leichter verarbeiten als zum Beispiel Granit, erklären die beiden. Nur so konnte in diesem "extrem sportlichen" Tempo, wie Graser findet, das frontale Gesicht von Schauspieler Donald Sutherland gemeißelt werden.
Ganz am Anfang waren auf der Steinwand nur blaue Kritzeleien, eine erste Skalierung von Sutherlands Gesichtszügen, zu sehen, danach haben Bauer und Ernst in fünf Wochen an dem Feinschliff der Konturen gearbeitet.
"Beim Porträt geht es auch darum, dass man den Charakter trifft", erklärt die Bildhauerin. Also sind sie und ihr Lebenspartner mit dem Bild von Sutherland vor Augen eingeschlafen und auch wieder aufgewacht.
Dass der Auftrag unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit ablaufen sollte, war nicht von Anfang an klar. Die Bremse hat das Filmunternehmen erst getreten, als die Gesichtszüge erkennbar wurden. Der Künstlerin Steff Bauer tut das im Nachhinein selbst ein bisschen leid, aber es galt, den Auftrag zu erfüllen: eine Werbeaktion für den Filmstart des Finales von "Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2" mitgestalten.
Seit Mittwoch können Fans den Präsidenten via Mausklick stürzen. Noch fehlen etwas über 45 Prozent bis der ganze Steinbruch-Hokuspokus endgültig gelüftet ist. Wenigstens ist mittlerweile bewiesen, dass Franken - die Haßberge - eine besondere Rolle beim Finale von "Die Tribute von Panem" spielen.