Mitfahren im Landkreis Haßberge
Autor: Lisa Kieslinger
LKR Haßberge, Montag, 19. Sept. 2016
Portale für Fahrgemeinschaften wie "mitfahrgelegenheit.de" oder "BlaBlaCar" kennt wohl jeder. Doch auch die Städte und der Kreis Haßberge bieten Börsen an.
Das neue Ausbildungsjahr ist voll in Gange. Doch viele Auszubildende stellt der neue Lebensabschnitt vor einige Herausforderungen. Dazu gehört beispielsweise auch der Weg zur Arbeitsstelle. Schließlich sind die meisten Auszubildenden gerade einmal 16 oder 17 Jahre alt. Führerschein ist dabei noch kein Thema. Wenn man nicht in der Nähe eines Bahnhofs wohnt, kann der Weg zur Arbeit zu einer richtigen Tortur werden. Doch im Landkreis Haßberge gibt es einige Angebote in Sachen Mitfahrzentrale.
Die Stadt Eltmann bietet seit 2014 auf ihrer Internetseite eine eigene Fahrgemeinschaften-Börse an. "Wir dachten uns, es schadet nichts, einen solchen Service für unsere Bürger anzubieten", meint Daniel Purkert, der Systemadministrator der Stadt Eltmann. Doch aktuell stehen keine Angebote, sondern nur drei Gesuche auf der Internetseite. Eins davon stammt von Sabine Weinhold aus Eltmann.
Erfolg hatte ihr Eintrag auf der Internetseite nicht. Sabine Weinhold kann sich auch vorstellen, warum: "Ich denke, dass zu wenig Pendler von Eltmann und Umgebung um diese Uhrzeit nach Würzburg müssen. Außerdem ist die Mitfahrzentrale über die Stadt Eltmann zu unbekannt."
Idee von Knetzgau abgeschaut
Auch Daniel Purkert von der Stadt weiß, dass die Börse nicht gut angenommen wird.
"Wir haben das aber auch nicht groß publik gemacht." Es sei nur ein Nebenservice, der jedoch viel Zeit in Anspruch nimmt. "Das läuft nicht automatisch ein. Wir müssen über alle Einträge nochmal drüber schauen und es dann händisch eintragen", erklärt Purkert. Die Idee für die eigene Fahrgemeinschaften-Börse hat die Stadt Eltmann bei Knetzgau abgeschaut. Dort gibt es das Angebot schon viele Jahre. "Damals waren die Fahrgemeinschaften groß im Kommen", erzählt Andrea Horn von der Gemeinde Knetzgau. Sie war einige Jahre für die Fahrgemeinschaften-Börse zuständig. Doch in der letzten Zeit sei kaum mehr eine Nachfrage da. "Besonders bei den überregionalen Mitfahrzentralen hat sich viel getan", meint Horn. Autofahrer würden eher bei Plattformen wie "Bla-BlaCar" oder "Drive2Day" inserieren.
Dort sei die Reichweite viel größer.Zudem werden laut Andrea Horn die meisten Fahrgemeinschaften über die Firmen gebildet. Das ergebe sich meistens so. Zu Ausbildungsbeginn erwartet Theresa Betz, die sich aktuell um die Fahrgemeinschaften-Börse der Gemeinde Knetzgau kümmert, wieder mehr Einträge. "Jugendliche können meist noch nicht selbst fahren und suchen dann eine Mitfahrgelegenheit zur Ausbildungsstelle", erklärt Betz. Doch viele würden auch über die sogenannte MiFaZ (Mitfahrzentrale) gehen. "Da ist der Pool an Angeboten viel größer", meint Theresa Betz.
Kreis Haßberge ist Teil der MiFaZ
Der Landkreis Haßberge hat zusammen mit weiteren 26 Landkreisen und Städten im September die Online-Mitfahrzentrale in der Metropolregion Nürnberg gestartet. Im Online-Portal können sowohl Fahrten angeboten als auch gesucht werden.
"Die Nutzer können ihre gewünschte Strecke inserieren und mit Hilfe einer Karte und intelligenter Umkreis- oder Korridorsuche nach Einträgen recherchieren", erklärt Monika Göhr, die Pressesprecherin des Landratsamtes. Die Nutzung sei für den Bürger kostenlos. Der Landkreis übernehme die jährliche Dienstleistungspauschale.Doch warum setzt sich das Landratsamt dafür ein? "Der Landkreis sieht im Angebot der MiFaZ eine umweltfreundliche Ergänzung, keine Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr", antwortet Göhr. Besonders im ländlichen Gebiet, wo Bus und Bahn nicht permanent verkehren. Ansteigender Verkehr, die Schadstoffbelastung, Lärm, hohe Benzinpreise, aber auch die immer knapper werdenden Ressourcen würden es aus ökologischen wie ökonomischen Gründen immer interessanter machen, eine Fahrgemeinschaft zu bilden. In größeren Städten komme noch das Problem der Parkplatznot und -suche hinzu.
Bundesweit gibt es 63 455 Einträge in der MiFaZ. Davon seien 2694 Einträge aktuell. Aktuell heißt in diesem Fall, dass der Eintrag jünger als sechs Monate ist oder die Aktualität vom Nutzer bestätigt wurde. Andernfalls wird der Eintrag gelöscht. Von den aktuell 2694 Einträgen in der MiFaZ sind 821 Angebote, 388 Gesuche und 1485 Einträge, die Angebot und Gesuch sind. "Eine Steigerung der Einträge im Landkreis Haßberge wäre durchaus wünschenswert", meint Göhr.
Viele finden sich über die Arbeit
Doch viele Fahrgemeinschaften existieren laut Göhr auch ohne das Portal MiFaZ. "Viele Pendler, die einen gemeinsamen Arbeitgeber ansteuern, finden sich bereits über den Arbeitsplatz und nutzen erst gar nicht das Online-Portal.
Ebenso Schüler oder Studenten", meint die Pressesprecherin. Studenten mit größeren Entfernungen nutzen zudem meist andere Mitfahrzentralen oder neuerdings die Fernbusse. Doch warum steigen immer mehr Leute bei anderen ins Auto, um an ihr Ziel zu kommen? Laut Göhr spielt sicherlich der finanzielle Effekt bei vielen eine Rolle. Nicht zu verachten sei jedoch auch eine soziale beziehungsweise kommunikative Überlegung. "Man hat Unterhaltung, lernt immer neue Leute kennen und schont nebenbei die Umwelt", sagt Monika Göhr.