Mit mehr Schutz in die Grippesaison starten: Erstmals einheitlicher Impfschutz
Autor: Jutta Rudel
LKR Haßberge, Mittwoch, 17. Oktober 2018
Nach der starken Grippewelle im vergangenen Winter gibt es erstmals für Kassen- und Privatpatienten den gleichen Impfstoff. Die Impfsaison hat begonnen.
Die vergangene Grippewelle gilt als diestärkste seit 2001.Die vergangene Grippewelle gilt als die stärkste seit 2001. Trotz der Grippeschutzimpfung steckten sich viele Menschen an. Während im Landkreis vor zwei Jahren 70 Influenzafälle gemeldet wurden, gab es laut dem Gesundheitsamt Haßberge 2017 insgesamt 103 und seit Beginn des Jahres 229 Erkrankte. "Grippe ist im Prinzip kein Grund für eine stationäre Krankenhausaufnahme, allenfalls für besonders schwere Verläufe", sagt Stephan Kolck, Vorstandsvorsitzender der Haßberg-Kliniken. In diesem Jahr mussten dort sieben Grippefälle stationär behandelt werden. Die kommende Grippewelle soll nicht mehr in einem solchen Ausmaß verlaufen - dank des Vierfach-Impfstoffes.
Vierfach-Impfstoff für alle
"An der Grippe kann man natürlich auch erkranken, wenn man geimpft ist. Das betraf letztes Jahr besonders Patienten mit der Dreifach-Impfung, da eine gewisse Komponente nicht dabei war. Viele sind dann am fehlenden vierten Typus erkrankt", sagt Walter Wolfram vom Gesundheitsamt. "Untersuchungen haben gezeigt: Wäre der Vierfach-Impfstoff flächendeckend genutzt worden, wären weniger erkrankt."
Warum das nicht der Fall war? Weil Kassenpatienten den Vierfach-Impfstoff extra bezahlen mussten. In der kommenden Grippesaison gibt es keine Unterscheidung mehr: "Den Vierfachimpfstoff, der letztes Jahr unverschämter Weise nur den Privatpatienten gezahlt wurde, gibt es jetzt auch für Kassenpatienten", sagt Sebastian Rehling, Allgemeinarzt (Zeil, Sand, Oberschleichach).
Notwendigkeit der Impfung
"Wenn es mal losgeht mit der Grippe, dann breitet sie sich aus wie eine Epidemie", sagt er. Jetzt ist der ideale Zeitpunkt für die Impfung. "Vor zwei Wochen haben wir den Impfstoff erhalten", erzählt er. Es müssen aber viele daran erinnert werden, sich impfen zu lassen. So geht es auch einem Arzt aus dem Bereich Ebern: "Aktuell hält sich der Ansturm in Grenzen. Die meisten Leute kommen erst nach der ersten Grippewelle in die Praxis, wenn sie merken, dass sie ja noch gar nicht geimpft sind." Da der Impfschutz erst nach zehn bis 14 Tagen vollständig aufgebaut ist, rät das Robert-Koch-Institut, sich bis November impfen zu lassen.
Empfohlen wird eine Impfung den Risikogruppen, darunter über 60-Jährige, chronisch Erkrankte und Schwangere. Den Impfschutz verlangen kann aber jeder. Doch wie notwendig ist eine Impfung, wenn man nicht der Risikogruppe angehört? "Bei Kindern ist es die Frage. Sie können ab dem dritten Lebensjahr geimpft werden, das würde ich aber nur machen, wenn das Kind wirklich sehr anfällig dafür ist", sagt der Mediziner. Sein Kollege Rehling ist von der Schutzimpfung überzeugt, nötig ist sie aber nicht für alle: "Gesunde, junge Menschen, die nicht im medizinischen- oder Pflegebereich arbeiten, brauchen den Grippeschutz nicht."
Häufige Bedenken
Ein Impfzwang besteht für jene Mitarbeiter aber nicht. Das bestätigt Heike Ehlert, Einrichtungsleiterin des Alten- und Pflegeheims St. Bruno in Haßfurt. Ein Großteil der Bewohner lässt sich impfen, beim Personal ist es gemischt. "Ich selbst lasse mich nicht impfen. Ich bin absolut kein Impfgegner, meine Kinder werden auch geimpft. Allerdings vertrage ich die Impfung ganz schlecht, teilweise lag ich danach drei Wochen lang flach", erzählt sie. Ohne Impfung würde sie besser durch die Grippesaison kommen. Die Bedenken vor den Nebenwirkungen gibt es oft, sagt dazu der Eberner Mediziner.
"Entweder sind die Leute gegen eine Impfung, weil sie dadurch einen grippalen Effekt erleiden, oder sie haben von anderen gehört, denen es schlecht ging." Im Gegensatz dazu machen sich Jüngere, so Sebastian Rehling, generell weniger Gedanken: "Ich höre oft, ,ich habe die letzten Jahr auch keine Grippe gehabt, wieso sollte ich mich impfen lassen?‘ Das ist aus der Sicht eines Laien nachvollziehbar, aus Medizinersicht aber nicht." Er appelliert: "Es geht beim Impfen um Herdenschutz, nicht um einen selbst, sondern auch um die anderen."