Druckartikel: Mit der Kelle auf Jagd nach Einbrechern

Mit der Kelle auf Jagd nach Einbrechern


Autor: Peter Groscurth

Gädheim, Samstag, 28. November 2015

Die Polizei richtete auf der B 26 eine Großkontrollstelle ein, um Gauner zu erwischen. Allerdings ging kein Verdächtiger ins Netz. Die Beamten sind aber überzeugt vom Konzept des Präsenzzeigens. Die Täter bekommen Druck.
Mit der Kelle winkten die Polizisten Autofahrer auf der B 26 an den Straßenrand, um sie zu kontrollieren. Foto: Barbara Herbst


Fahrzeugkontrolle - hell und rot leuchtet die Kelle, ein Polizist winkt auf der dicht befahrenen Bundesstraße bei Schonungen einen weinroten Van in Richtung Parkplatz. "Führerschein und Fahrzeugschein bitte." So sieht er aus: der alltägliche Kampf gegen die Kriminalität auf den Straßen. Mit rund 20 Beamten und neun Fahrzeugen fahndet das Polizeipräsidium Unterfranken am Donnerstag nach Einbrechern. In der beginnenden Dämmerung halten die Polizisten Ausschau nach Straftätern, die vor allem zwischen 17 und 19 Uhr in Herbst und Winter auf Beutezug gehen - sie nutzen den Schutz der Dunkelheit.


Für die ganze Region

In den vergangenen Jahren machen die starken Zunahmen bei Einbruchsdelikten den Verantwortlichen zu schaffen. In manchen Regionen Frankens haben sich die Fallzahlen seit 2009 verdoppelt. Das bestätigt auch der unterfränkische Polizeisprecher Peter Häusinger. Doch damit soll Schluss sein. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) setzt auf Präsenzzeigen seiner Sicherheitskräfte und lässt seine Beamten immer öfter zu den Groß- und Schwerpunktkontrollen ausrücken. Wie jetzt in Schonungen für die ganze Region Main-Rhön.
Kommissar Oliver Rützel leitet den Einsatz an der Bundesstraße 26, blickt vor seinem Führungsfahrzeug auf die Arbeit seiner Kollegen. Seit etwa einer Stunde läuft der Einsatz. "Unsere Beamten beobachten die Fahrer in den Autos und entscheiden dann, wen sie herausziehen", so Rützel. Selektivkontrollen heißt das. Hierbei machen die Polizisten den Verkehr durch Gesten langsamer und achten darauf, wer am Steuer sitzt, welches Fahrzeug gefahren wird und ob das Kennzeichen des Wagens Rückschlüsse auf mögliche verbotene Ladung zulässt. Häusinger meint dazu: "Gerade im Bereich Einbruch haben wir es zumeist mit hochprofessionellen Tätergruppen zu tun, bei denen wir alle Augen offen halten müssen."

Häufig sind Einbrecher mit Kleinbussen unterwegs, oft mit ausländischen Kennzeichen. "Diese Banden sind gut organisiert. Sie sondieren die Gegend schnell und effizient aus. Steigen sie in Häuser ein, dann nehmen sie häufig nur Bargeld, Schmuck oder Münzen mit. Alles Dinge, die sie gut verstecken können. Technik wie teure Fernseher, Computer oder Smartphones rühren sie meistens nicht an, weil solche Geräte meistens registriert sind", weiß Häusinger.

Ein Polizist stoppt derweil einen Laster, der Rohre, ein Diesel-Aggregat und andere Dinge geladen hat. Doch alles sei schlecht gesichert, erklärt der Beamte dem Fahrer des Lastwagens. Der wehrt sich nur bedingt im breiten sächsischen Dialekt: "Da mögen sie vielleicht recht haben, aber wie soll ich das alles auch so ordentlich wie möglich verstauen?"

Einbruchsgut wurde zwar bei der Kontrolle nicht gefunden. Dafür gab es einen Strafzettel über 60 Euro und einen Punkt in Flensburg wegen der schlecht gesicherten Ladung.


Unter Drogenverdacht

Ein Handwerker am Steuer eines Kleinbusses steht kurze Zeit später in Verdacht, Drogen intus zu haben. Ein Urintest soll Klarheit bringen. Nach einiger Zeit steht fest, dass der Mann zu einem weiteren Vortest in eine Dienststelle gebracht wird. "Der Schnelltest gab uns Hinweise darauf, dass der Fahrer wohl verbotene Substanzen zu sich genommen hatte", so Einsatzleiter Rützel. In der Polizeiinspektion gab es schließlich Entwarnung - der Mann hatte keine Drogen intus, durfte schließlich weiterfahren.

Seit fast zwei Stunden ziehen die Polizisten bei feuchtkalten vier Grad Autos aus dem Verkehr. Aber immer noch haben sie keinen Einbrecher geschnappt. Macht so eine Kontrolle überhaupt einen Sinn, wenn nur wenig dabei herumkommt? Peter Häusinger gibt die Hoffnung nicht auf: "Es ist natürlich wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir sind auch immer vom Zufall abhängig, Einbrecher zu schnappen." Doch wenn es überhaupt keine Kontrollen gäbe, würde es keinerlei Aussicht auf Erfolg geben. "Wir müssen Präsenz auf den Straßen zeigen, um die Täter auch abzuschrecken", fügt er an.
Die nüchterne Bilanz der Kontrollaktion am Ende: 151 Fahrzeuge wurden überprüft. "Einbrecher gingen der Polizei nicht ins Netz", lautete das Fazit von Peter Häusinger.


Verständnis

Autofahrer Dieter S.* aus dem Raum Schweinfurt wurde ebenfalls gestoppt, er hatte seinen Führerschein vergessen und bekam von den Beamten daher eine mündliche Ermahnung und muss später seinen Schein bei einer Dienststelle vorzeigen. Was sagt er zu solchen Aktionen? "Ich finde das grundsätzlich richtig, auch wenn ich jetzt zu einem Termin zu spät komme. Das ist aber nicht so schlimm. Die Polizisten tun eben ihren Job und der Kampf gegen Einbrecher ist wichtig."
Am effizientesten für die Überführung von Dieben sind übrigens weiter Hinweise aus der Bevölkerung. Polizeisprecher Häusinger meint dazu: "Es ist absolut wichtig, dass verdächtige Wahrnehmungen sofort über den Notruf 110 gemeldet werden. Zeugen sollten sich Beschreibungen von Personen sowie Autokennzeichen einprägen oder am besten sofort notieren." Für die Polizei gilt deshalb der Grundsatz: Lieber einmal zu viel ausrücken, als einmal zu spät kommen.
Aktionen wie an der B 26 zeigen aber anscheinend dennoch erste vorsichtige Erfolge. Polizeisprecher Häusinger spricht von einer leichten Entspannung bei den Fallzahlen von Einbrüchen in der Region Main-Rhön im Vergleich zum Vorjahr. "Vielleicht können wir den Trend der starken Zunahmen stoppen." Innenminister Joachim Herrmann sieht sich zumindest durch derartige Kontrollen bestätigt: "Wir werden auch in den nächsten Monaten weitere solcher Aktionen durchführen, um den Fahndungsdruck gegen Einbrecher noch mehr zu verstärken."
*) Name von Redaktion geändert