Druckartikel: Mit dem Kranich fliegt bei Rentweinsdorf ein Frühlingsvorbote ein

Mit dem Kranich fliegt bei Rentweinsdorf ein Frühlingsvorbote ein


Autor: Ralf Kestel

Lind, Mittwoch, 04. März 2015

In der Baunach-Aue wurde bei Lind (Marktgemeinde Rentweinsdorf) ein durchziehender Kranich beobachtet, der sich bei der Futtersuche der "Konkurrenz" anschließt. Hobby-Ornithologen und Biologen sprechen von einer "Sensation".
Storch und Kranich auf Nahrungssuche.  Foto: Joachim Holzwarth


Ein besonderer Schnappschuss gelang Joachim Holzwarth von seinem Balkon in Lind aus: In den Wiesen des Baunachgrundes stapfte neben zwei Störchen ein Kranich auf Futtersuche. "Eine Sensation", jubilierte Edgar Maier aus Ebern, der viele Jahre der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz vorstand. Nach Meinung von Harald Amon vom Bund Naturschutz in Ebern wurde zum ersten Mal so ein Durchzügler im Baunachtal beobachtet.

Wie Joachim Holzwarth erzählte, beobachtete er seit einigen Tagen von seinem Balkon in Lind aus die beiden Störche und den Kranich in den angrenzenden Baunachauen. Bekannte hätten den Kranich bereits vor etwa zehn Tagen gesehen.

Vogelkundler Dietmar Will vom Bund Naturschutz Haßberge meinte dazu, dass dies bereits die ersten Rückwanderer seien. Wohl wegen der ungünstigen Wetterlage seien sie zuerst nicht weitergeflogen und warten hier ab. Ihm sei bisher nicht bekannt, dass ein Kranich im Bereich des Baunachtales schon einmal gesehen worden ist.
In den letzten Tagen waren Störche im Bereich Ziegelanger und Gleisenau gesichtet worden.

Winterflucht bis ins Elsass

"Das ist ein tolles Bild, eine seltene Aufnahme, da von beiden Vogelarten im Vor-Frühjahr (bzw. Ende des Winters) bei uns keine großen Trupps, sondern eher einzelne Vögel durchziehen", findet auch Diplom-Biologin Oda Wieding aus der Geschäftsstelle des Landesbundes für Vogelschutz in Hilpoltstein.

Bei Weißstörchen gebe in den letzten Jahren regelmäßig - neben den mittlerweile rund 200 Vögeln, die sowieso hier überwintern (wie z.B. in Reckendorf) - weitere Störche, die nur eine Winterflucht ins Elsass machen und auch solche, die beim Zug ins Winterquartier regelmäßig schon in Spanien bleiben und nicht mehr nach Afrika rüberfliegen. "Diese können dann auch schon vorzeitig ab Mitte Februar hier wieder gesehen werden." Vom Obermain ging am Dienstag die Meldung ein, wonach auch schon Schwarzstörche auf ihrem Weg in den Frankenwald beobachtet wurden.

Bei Kranichen, so die Expertin, werden einzelne Vögel auch immer schon mal im Februar gesichtet, in anderen Teilen Deutschlands komme es auch schon zu ersten Überwinterungen.
"Für Bayern habe ich die Meldungen von Ornithologen im Internet durchgesehen, sowohl westlich von Baunach in den Landkreisen Miltenberg und Main-Spessart als auch nördlich von Ebern im Landkreis Coburg sind dieses Jahr bereits Kraniche gesehen worden, jetzt am 1.März z.B. ein Trupp von 60 Vögeln bei Neida / Meeder.

Bei Sonnenschein sei das Fliegen für Vögel angenehmer, deshalb könne es sein, dass bei Regen- bzw. Nebeltagen die Vögel ein paar Tage vor Ort bleiben, aber grundsätzlich sei das aktuell noch winterliche Wetter kein Hinderungsgrund für den Weiterzug.

Überhaupt scheint der Baunachgrund in diesen Tage eine begehrte Futterweide zu sein. So berichtete jüngst ein Zugfahrer von einigen Dutzenden Graureiher.

Zum Reckendorfer Storchenpaar weiß Horstbeobachter Wolfgang Rößner, dass "die Alten schon den Winter hier geblieben sind". Drei Junge haben sie im letzten Sommer groß gezogen. "Die sind alle zur Reckendorfer Kirchweih, also Anfang September, davon geflogen." Wo die nur ihren Kompass herhatten?