Druckartikel: Ministerin Aigner lobt die Haßberge-Unternehmer

Ministerin Aigner lobt die Haßberge-Unternehmer


Autor: red

Haßfurt, Sonntag, 03. August 2014

Die bayerische Wirtschaftsministerin hielt auf ihrer Tour durch Unterfranken und Nordbayern auch in der Kreisstadt Haßfurt. Hier würdigte beim Sommerempfang der Wirtschaftsjunioren die Leistung der Geschäftsleute.
Mitglieder von Bürgerinitiativen nutzten in Haßfurt die Gelegenheit, Ministerin Ilse Aigner (Vierte von links) auf Probleme in der Energiepolitik und Abstandsregelung von Windrädern aufmerksam zu machen; von links Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider und die Landtagsabgeordneten Sandor Kirchner sowie Steffen Vogel.


"Die Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts. Dass es uns so gut geht, hat mit Politik zu tun, aber auch mit Ihnen als Unternehmer und einer großen Leistung, die nicht von alleine kommt. Unterfranken hat in den letzten Jahren seine Arbeitslosigkeit halbiert, und ich danke allen, die dazu Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt haben." Dies betonte die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner beim Sommerempfang der Wirtschafts-Junioren (WJ) Haßberge in Haßfurt.

Aigner nutzte auf ihrer Sommerreise durch die Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge die Gelegenheit, mit den Wirtschaftsjunioren ins Gespräch zu kommen.

WJ-Kreissprecher und CSU-Landtagsabgeordneter Steffen Vogel freute sich, dass es gelungen sei, Ilse Aigner als Ministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie nach Haßfurt zu holen.

Sie sei einer der entscheidendsten Köpfe Bayerns und bei vielen Themen gefragt. Und es sei äußerst wichtig, Netzwerke zu bilden und die Probleme der Region in den Fokus zu rücken.

Vogel wies auf den Fachkräftemangel hin, der sich immer stärker bemerkbar mache. Die Energiekosten könnten sich als Wettbewerbsnachteile auswirken, und man müsse schon fragen, wie es nach der Schließung von Grafenrheinfeld weitergehe. Das Thema Breitband interessiere derzeit alle Bürger und auch die Befreiung von der Erbschaftssteuer, die möglicherweise von einem Gericht in Frage gestellt werde, interessiere die Unternehmer und ihre Nachfolger.

Netzwerke sind das A und O

Holger Metzger, Landessprecher der Wirtschafts-Junioren, meinte, Netzwerke zu schaffen, sei das A und O. Deswegen habe man das Motto "Aktiv Netzwerken - Gemeinsam Handeln" für 2014 ausgegeben. In Haßfurt sei dieses Netzwerk schon sehr groß. Dabei habe man auch den Vorteil, dass man gerne als "junge Wilde" angesehen werde und dabei alles sagen und auch einmal polarisieren könne. Auf jeden Fall wolle man sich in nächster Zeit zum Thema Energiewende engagieren und äußern. Die Energie sei ein wichtiger Zukunftsfaktor, und dazu wolle man die eigenen Blickwinkel aufzeigen und sich einmischen.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner zeigte sich sehr angetan vom Autohaus Gelder & Sorg, in dessen Ausstellungsräumen die Veranstaltung stattfand. "Ich habe die Ohren wirklich gespitzt, als ich hörte, dass Sie 550 Mitarbeiter beschäftigen. Das ist eine große Leistung, und Sie sind für die Region damit ein wichtiger Arbeitgeber, der zudem noch viel Wert auf Ausbildung legt."

Sie erinnerte daran, dass Deutschland vor über zehn Jahren wirtschaftlich mehr als Schlusslicht eingestuft wurde. "Heute ist Deutschland Lokomotive und steht ganz vorne durch seine Vielfalt und auch seinen Mittelstand. Dafür gilt es, weiter die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen." Natürlich stehe nicht alles auf dem Wunschzettel und gerade auch eine Regierungskoalition erfordere Kompromisse, auf die man eingegangen sei. Nun müsse man damit aber langsam Schluss machen, damit der Wettbewerb nicht am Lande vorbeigehe.

Die Energiewende bezeichnete sie als eine der schwierigsten Aufgaben. "Hier müssen nämlich die Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass die Kosten bezahlbar bleiben und die Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Das Grundproblem ist dabei die Garantie der Grundlast auch zu sonnen- und windschwachen Zeiten." Mit der Planungssicherheit werde man sich im Herbst intensiv befassen.

Schwerpunkt: Finanz- und Steuerpolitik

Einen weiteren Schwerpunkt sah die CSU-Ministerin in einer soliden Finanz- und Steuerpolitik. Deswegen wolle man keine Steuererhöhungen. Eine Erbschaftssteuer würde auch Betriebe bei der Übergabe vor Probleme stellen. Ziel sei für die CSU schon lange ein ausgeglichener Haushalt, aber seit 45 Jahren habe dies keine Regierungspartei im Bund geschafft. "Das passiert im nächsten Jahr das erste Mal. Wir in Bayern haben das schon im zehnten und elften Jahr in Folge, und wir zahlen auch Schulden zurück. Das ist wichtig, weil die Schulden die Steuern für die nächste Generation sind."

Ganz dramatisch zeigte sie diese Belastung für den Haushalt auf. Während im Bund vor einiger Zeit drei Milliarden Euro für Bildung und Forschung ausgegeben wurden, waren es für Zinsen jährlich 40 Milliarden Euro. Heute stecke man jeden dritten Euro in die Bildung und Forschung und gebe der Bund im nächsten Jahr zusätzlich neun Milliarden Euro für diesen Bereich aus. Das zeige, wie wichtig eine gute Finanzpolitik sei.

Ilse Aigner stellte die Bedeutung von Innovationen heraus, die ganz entscheidend seien, damit Bayern und Deutschland ihre internationale Spitzenstellung halten könnten. Dabei erinnerte sie an ihr erstes Auto mit relativ wenigen Knöpfen und Elektronik, während heute das Auto selbst schon fast Nebensache sei, aber die Digitalisierung im Vordergrund stehe.

Schließlich ging sie auch auf den "selbstständigen Unternehmer" ein, der in Deutschland gar nicht mehr so ausgeprägt sei wie in anderen Ländern. "Dafür muss man bald werben, denn diese Gründerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist etwas verloren gegangen, Herr Präsident", sagte sie in Richtung von IHK-Präsident Dieter Pfister. Viele Eltern würden ihren Kindern nicht gerade den Weg in die Selbstständigkeit raten, weil hier Risiken lägen. "Die Selbständigkeit hat aber auch viele schöne Seiten, und das muss man schon den eigenen Kindern sagen. Wir müssen wieder mehr ein Gründerland werden". Sie stellte die Bedeutung der mittelständischen Firmen heraus, die auch die Region weiter entwickeln. "Wir sind ein Super-Standort - wir müssen nur daran arbeiten, dass es auch so bleibt."

Nordbayern-Plan wird am Dienstag verabschiedet

Dabei teilte sie mit, dass das Bayerische Kabinett am Dienstag einen "Nordbayern-Plan" verabschieden wolle. "Ich will hier noch nichts verraten, aber es besteht eine Notwendigkeit, dass auch in einem Gebiet wie Unterfranken die Menschen bleiben sollen, und deswegen wollen wir in Hochschulen, Forschungseinrichtungen und die Infrastruktur investieren."

"Wir sind ein sehr bodenständiges Unternehmen, stellen uns aber allen Innovationen und Herausforderungen. So haben wir jetzt 13 Betriebe an neun Standorten und decken durch diese Expansion einen Flächenmarkt von 150 Kilometern von Bad Kissingen über Haßfurt bis Coburg ab. Der größte Dank gilt unseren 550 Mitarbeitern, die uns unterstützen und die ganzen Jahre den Rücken stärken." Dies betonte Geschäftsführer Norbert Sorg, als er das Autohaus Haßberge von Gelder und Sorg der Ministerin und den Gästen der Wirtschaftsjunioren vorstellte.

Wachstum des Autohauses Haßberge

Beim "Autohaus Haßberge" könne man von einem rasanten Wachstum berichten. "Die Firma Gelder und Sorg gehört mittlerweile zu den 50 größten Händlergruppen im VW-Konzern Deutschlands". Als kleine Händlerbetriebe in Ebern und Haßfurt habe man keine Möglichkeit gesehen, der Entwicklung zu folgen, und deswegen habe man 1999 fusioniert und das jetzige Autohaus Haßberge eröffnet. Aus dieser Fusion sei die Firma Gelder & Sorg entstanden mit 80 Mitarbeitern. Jeder Familienstamm hat 50 Prozent Anteile. Geschäftsführer sind Rainer Hart und Norbert Sorg. Die Familie Hart blickt auf eine Firmengeschichte seit 1929 in Haßfurt zurück, die Familie Sorg wurde, wie deutlich wurde 1977 mit dem Kauf des ehemaligen Autohauses Hepp in Ebern ansässig.

"Damit begann auch unsere gemeinsame Erfolgsgeschichte, die zu dieser Zeit noch nicht absehbar war, aber unser Gefühl und unsere Weitsichtigkeit hat sich bis zum heutigen Tag bewährt", betonte Norbert Sorg.

So habe man weitere Firmen übernommen wie Geuppert in Hofheim (2001), Geisler in Sand (2003), Autohaus Dürr in Lichtenfels (2006), Autohaus Hommert in Haßfurt (2007), Audi-Verkaufsstelle in Bad Neustadt und Audi-Zentrum in Schweinfurt (2009), Bau eines Audi-Betriebes in Bad Kissingen (2010), Übernahme VW-Autohaus in Bad Kissingen (20121) und Kauf des VW- und Audi-Zentrums in Coburg (2013). Im Moment baue man eine ältere Betriebsstätte in Bad Kissingen zur Skoda-Verkaufsstelle um. "Das liest sich alles so leicht, war es aber nicht", meinte Norbert Sorg.

Er zeigte auf, dass man in der Firmengruppe ständig eine Auswahl von 700 Gebrauchtwagen und 200 Neuwagen an den Standorten habe. An Neu- und Gebrauchtwagen verkaufe man jährlich mehr als 6000 Stück. Man sei eines der wenigen Analysezentren des Herstellers und Hybrid- und Elektrostützpunkt für die Marken VW und Audi.

Mitarbeiter sind das Besondere

Das Besondere seien aber die Mitarbeiter. "Bei den 550 Mitarbeitern haben wir einen Frauenanteil von 20 Prozent und mit 78 Auszubildenden in allen Ausbildungsberufen unseres Handwerks sichern wir auch unsere Zukunft auf personeller Ebene ab. In unserem Marktgebiet fühlen wir uns wohl. Wir haben auch großes Glück mit unseren innovativen Herstellern die richtigen Automobilmarken gewählt zu haben."

Landtagsabgeordneter Steffen Vogel sprach den Familien Sorg und Hart Anerkennung aus. "Wir sind stolz, dass es solche Unternehmer auch bei uns gibt. Es ist schon sensationell, wie ihr euch am Markt behauptet und dabei Arbeitsplätze wie auch Ausbildungsplätze anbietet. Damit seid ihr echte Mutmacher und nicht Miesmacher."

Vertreter der Bürgerinitiative sprechen mit Aigner

Bei ihrem Besuch in Haßfurt wurde Wirtschaftsministerin Ilse Aigner auch mit der Energiepolitik konfrontiert von Vertretern der Bürgerinitiative "Gegenwind Unterfranken" und "WK 88". Ihnen ging es in ihren Resolutionen und Anliegen vor allem darum, dass es beim Abstand der Windräder keine Kompromisse geben dürfe und die "10H-Regel" eingehalten werden müsse.

Die CSU-Ministerin hörte sich die Anliegen der Gruppe an und machte deutlich, dass man hier die Erfordernisse der Energiewende und die Anliegen und Sorgen gegeneinander abwägen müsse, dies aber auch von der Politik ernst genommen werde. gg