Militärischer Geist lebt in Ebern fort
Autor: Günther Geiling
Ebern, Sonntag, 30. Sept. 2012
Die "Kameradschaft Panzeraufklärungsbataillon 12" in Ebern hält das Bewusstsein für die Bedeutung der Bundeswehr aufrecht. Ein Festakt zum 30-jährigen Bestehen in der ehemaligen Balthasar-Neumann-Kaserne zeigt Probleme auf. In Afghanistan zeigt sich, wie wichtig das Militär auch heute noch ist.
"Kameradschaft und Tradition sind nicht nur Begriffe für ältere, sondern müssen auch für die Jungen gelten," sagte Oberst Karl-Ernst Graf Strachwitz beim Festabend anlässlich des 30-jährigen Bestehens der "Kameradschaft Panzeraufklärungsbataillon 12" in der ehemaligen Balthasar-Neumann Kaserne in Ebern. Ohne die Kameradschaft ihrer Aktiven könne die Bundeswehr nicht funktionieren.
Strachwitz, der Hauptredner der Feier, war von 1996 bis 2002 selbst Kompaniechef in Ebern gewesen. Mit seinen Führungsaufgaben in Afghanistan und vielen Auslandseinsätzen machte der gebürtige Aschaffenburger sich einen Namen . Seit 2007 wirkt er in Munster als Kommandeur des Ausbildungszentrums und Kommandeur der Heeresaufklärungstruppe.
Kameradschaft aktiv leben
Wie der Oberst, so strich auch der Vorsitzende der 12-er Kameradschaft in Ebern , Stabsfeldwebel a.D.
Oberst Graf Strachwitz erinnerte daran, dass man im Jahre 2007 die Heeresaufklärungstruppe aus dem Boden gestampft habe und sich die Bundeswehr in den letzten Jahren entscheidend verändert habe. "Ich bin 1974 Soldat geworden, aber heute haben wir eine ganz andere Welt. Die meisten Krisenherde haben wir heute dort, wo wir gestern vom arabischen Frühling sprachen."
Anhand von Satellitenfotos zeigte er die Schwerpunke und Einsatzorte der Bundeswehr im Ausland auf Er berichtete von Problemen mit der Bürokratie und mit der Ausrüstung, da heute auch Gefechtsstände europaweit ausgeschrieben werden müssten. Solch einen Gefechtsstand aus spanischer Fertigung hätten bereits beim ersten Regen Kurzschlüsse lahm gelegt, und das aktuellste Kartenmaterial, auf das man im Kongo zurückgreifen könne, stamme von 1976. "Damit sind wir natürlich nicht auf Ballhöhe", bekundete der Oberst .
Auch die Überalterung Europas bringe den Streitkräften Probleme. "Wenn wir keine jungen Leute mehr haben, wer verteidigt dann uns einmal?"
Einsatz in Afghanistan
Graf Strachwitz ging im besonderen auf den Einsatz in Afghanistan ein, zumal Teile der Heeresaufklärungstruppe kontinuierlich dort im Einsatz seien. Dabei ließ er keinen Zweifel daran, dass in absehbarer Zeit dort Schluss mit dem Einsatz sei, allerdings nicht 2014, wie manche Politiker sagen. Strachwitz "Wir reduzieren höchstens, aber bleiben zumindest vierstellig dort." Der ISAF-Einsatz (ISAF, englisch International Security Assistance Force, ist die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe; Anmerkung der Redaktion) werde beendet, "aber wir müssen dort bleiben und die afghanische Polizei und die einheimischen Streitkräfte beraten." Für ihn sei klar, dass es keinen Frieden geben werde, wenn nicht auch die Nachbarländer mit einbezogen würden.
"Ich bin dafür, dass wir in Afghanistan bleiben und nicht weglaufen. Eine Demokratie werden wir dort nicht mehr erleben. Das ist eine andere Kultur. Lassen wir den Leuten das Patriarchat und setzen wir uns ein für die Anerkennung der Humanrechte."
"Wenn wir die einheimische Bevölkerung unterstützen, haben die Taliban keinen Nährboden", sagte der Oberst. Ein spezielles Problem in der Region sei das Rauschgift. Bauern versuchten sich und ihre, oft großen Familien mit dem Mohnanbau über Wasser zu halten. Strachwitz: "Moralische Appelle fruchten da wenig."
"Die Bundeswehr ist eine Stütze der Freiheit"
Die Umwälzung in der Bundeswehr, ein gewisses Desinteresse der Bevölkerung am Militär und die Probleme beim Auslandseinsatz der Soldaten sowie die Aufrechterhaltung der Tradition und Kameradschaftspflege waren am Wochenende die Schlagworte bei den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Kameradschaft des Panzeraufklärungsbataillons 12 in der alten Kaserne in Ebern.
Oberstleutnant Wolfgang Hagedorn, der Zweite Vorsitzende der Kameradschaft, erinnerte daran, dass fast 38 Jahre nach Gründung des Aufklärungsbataillons 12 im September 2004 die Kaserne in Ebern aufgelöst worden sei. "Wir bewahren diese Geschichte jedoch in der ehemaligen Garnisonsstadt und pflegen dies in der 12-er Kameradschaft."
Man habe in den letzten 30 Jahren zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt und einiges geschaffen, wobei er den eigenen Wimpel, die Anstecknadel, vor allem auch das Garnisons-Museum erwähnte. Man fühle sich nun unter der Obhut der "Goldenen", also des Aufklärungsbataillons in Gotha, gut aufgenommen und pflege auch zur Fallschirmkameradschaft "Fritz Walter" in Zweibrücken eine intensive Freundschaft.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) stellte heraus, dass sich die Bundeswehr in der größten Umwälzung ihrer Geschichte befinde. Mit Sorge zitierte sie auch einen Spruch "wer die Wehrpflicht aussetzt, schafft sie ab". Noch sei es zwar nicht so weit, aber man spüre doch ein Desinteresse an der Bundeswehr in der Bevölkerung.
Gerade deswegen sei ein Kameradschaftsverband notwendig. Die 12-er von Ebern würden die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte in Ebern und den Panzeraufklärern bewahren. Dieses Engagement sei wichtig und die enge Verbindung zwischen der Bundeswehr und der Stadt sollte bestehen bleiben. Zum Glück habe sich die Konversion in Ebern gut entwickelt.
Herber Einschnitt
"Nach wie vor ist unser Freistaat Bayern Heimat für viele Soldaten und ihre Familien. Dies ist wichtig für unsere Kommunalpolitik und die Verbundenheit vor Ort, " sagte Stamm und forderte ihre Zuhörer dazu auf, sich weiter für die Bundeswehr einzusetzen. "Die Bundeswehr ist eine Stütze der Freiheit und so eine Stütze darf man nicht vernachlässigen", betonte die Präsidentin.
Eberns stellvertretende Bürgermeisterin Gabi Rögner (CSU) stellte dar, welch gravierenden Einschnitt die Auflösung der Garnison für Ebern bedeutet habe und wie eine zum großen Teil annehmbare Konversion erreicht wurde. Derzeit stehe man vor einem Ergebnis, das sich sehen lassen könne. Von ursprünglich 42 Gebäuden in der Kaserne seien nur noch sechs bis sieben ungenutzt geblieben und auch für diese gebe es schon Nachfragen. Rögner: "Trotz dieses Erfolges war die Schließung der Kaserne der herbste Schlag für die Geschichte der Stadt und das Umland seit Bestehen der Bundesrepublik."
Major Marc Paare, stellvertretender Kommandeur des Aufklärungsbataillons 13 in Gotha, das nun für die Fortführung der Traditionspflege der einstigen "12er" zuständig ist, ließ keinen Zweifel daran, dass sich Ebern der Unterstützung aus Gotha sicher sein könne.
Das Aufklärungsbataillon aus Gotha sowie die Luftlandeaufklärungskompanie 260 aus Zweibrücken präsentierten vor dem ehemaligen Kompaniegebäude eine kleine Geräteschau mit dem Spähwagen Fennek und seiner modernsten Ausstattung. Auch das Garnisonsmuseum stieß auf reges Interesse.