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Michl Müller weiß, wie die Franken ticken


Autor: Beate Dahinten

Rentweinsdorf, Sonntag, 03. März 2013

Proppenvoller Marktsaal, proppenvolles Programm: Drei Stunden lang unterhielt Michl Müller in Rentweinsdorf die weit über 400 Besucher aufs Beste. Der Feuerwehrverein Sendelbach-Gräfenholz als Veranstalter hatte allen Grund, zufrieden zu sein.
Ein Franke unter Franken: Der Kontakt mit seinem Publikum fällt Michl Müller gar nicht schwer.


"Super! Klasse!" Schon in der Pause ist Wolfgang Pförtsch begeistert vom Weihnachtsgeschenk seiner Freundin. Sie hatte ihm die Eintrittskarte unter den Tannenbaum gelegt. Wie viele andere kannte er Michl Müller bisher aus dem Fernsehen, genauer von der Faschingssitzung in Veitshöchheim, jetzt erlebt er ihn zum ersten Mal live. Dass der Mann auf der Bühne an seiner Liebsten einen Narren gefressen hat, nimmt Wolfgang Pförtsch mit Humor.

Ja, die Gabi aus Reckendorf, die hat es dem Michl Müller angetan - und eine geographische Bildungslücke gefüllt. "Rammelsdorf" kennt er natürlich noch von seinem ersten Gastspiel im Marktsaal, "Trafld", Goggelgereuth und Ebern, wo er schon beim Altstadtfest auftrat, sind ihm ebenfalls nicht fremd. Jetzt weiß er auch, was weiter südlich kommt.

Auf toten Hund gekommen

Aber keine Sorge: der Kabarettist hat seine Hausaufgaben gemacht in Sachen Lokalbezug. Mit einer Anspielung auf die Verwicklungen um einen angeblich erschossenen Vierbeiner geht Müller gleich in die Vollen und sorgt er schon zu Beginn für das erste Stimmungshoch: Als Mensch könne man gut hier leben, wusste er zu berichten, "als Hund isses do scho annersch".

Danach weitet er sein Blickfeld auf das aktuelle nationale und internationale Geschehen, nimmt aber keineswegs den Fuß vom Gas. Papst-Rücktritt, Lebensmittelskandale, Italien nach der Wahl, Asteroide, diverse wackelnde Großprojekte wie der neue Berliner Flughafen... - bei so viel Steilvorlagen aus dem realen Leben hat man's als Kabarettist gar nicht so schwer.Dazu versteht es Michl Müller, seine vielen roten Fäden zu einem dicken Zopf zu flechten.

"Mich wundert's, was dem immer so einfällt, immer von einem ins andere", sagt ein Besucher aus Höchstädten. Neben hintergründigem Wortwitz bietet der Entertainer auch noch andere Qualitäten: "Dieses Lied, wo er so tanzt, mit diesen eckigen Bewegungen" hat es einer Frau aus Eichelberg angetan.

Voller Körpereinsatz

Und das gefällt nicht nur ihr: Der ganze Saal tobt, wenn Müller bei seinen Songs vollen Körpereinsatz beweist. Nicht zu vergessen seine Mimik und Gestik bei den Parodien auf diverse Politiker oder als Teilnehmer an einem Weinseminar.

Drei Stunden Vollgas, das ist aber nicht so einfach, selbst für ein kreatives Energiebündel wie Michl Müller und trotz aller Steilvorlagen. Zum Glück für ihn und das Publikum gibt's da ja noch seine Freunde - den Holger, den Frank und die Eileen -, zu denen sich inzwischen die neuen Nachbarn aus Niedersachsen gesellt haben: Claus mit C, seine Frau Dörte und ihr Sohn Elias Manuel.

Fränkischer Humor

Ob er nun das wahre Leben kommentiert oder in erfundenen Storys die Dinge aus fränkisch-bodenständiger Sicht beleuchtet - Michl Müller kommt an und hat das Publikum im Marktsaal fest im Griff. Egal, ob oben von der Bühne aus oder auf Tuchfühlung im Saal. Er is halt enner vo uns, der Bu aus Garitz.

Ein Franke unter Franken, einer, der weiß, wie die Leute hier ticken und denken, wie sie reden - nicht nur was den ständigen Wunsch nach feuchter Witterung ("'s müsst mo widder rechn.") betrifft.
Der Unterschied zwischen dem da oben und denen hier unten liegt in der Narrenfreiheit des Kabarettisten, der auch manches in Worte fasst, was andere nur denken.

Ach ja, über zwei kulinarische Zugaben durften sich die Fans auch noch freuen: Musikalisch verpackt servierte Müller Kloß mit Soß und eine Scheibe Gelbwurscht.