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Medientage Haßberge: der Umgang mit Big Data


Autor: Andreas Lösch

Haßfurt, Dienstag, 08. November 2016

Jungen, technologieaffinen Menschen etwas über soziale Netzwerke und Datenschutz erklären zu wollen, dürfte schwierig sein. Die Medientage probieren es.
Whatsapp und Facebook: viel genutzt, wenig hinterfragt. Foto: EPA/Andrew Gombert


Es reicht nicht zu sagen, "ey, das Internet steckt fei voller Gefahren", und dabei schlau zu gucken. Schüler verdrehen danach höchstens die Augen, wenn überhaupt. Manchmal reagieren sie auch ziemlich kreativ, wie Lambert Zumbrägel mit einem Video verdeutlicht. Der Medienfachberater des Bezirksjugendrings Unterfranken erklärt in Haßfurt in der Geschäftsstelle des Kreisjugendrings Haßberge gerade einer Gruppe (überwiegend Pädagogen) die mediale Lebenswelt von jungen Menschen.

In dem Online-Video singen Jugendliche darüber, wie sie von der Plattform Facebook geflüchtet sind, weil sich dort nun auch ihre Eltern breit und sich mit peinlichen Grüßen und Bildern bemerkbar

machen: "Wir sind geflohen vor euerer Invasion, Facebook könnt ihr haben, da seid ihr schließlich schon", reimen sie. Und fordern im Chor singend: "Aber bitte lasst uns Snapchat." Auf Snapchat lassen sich Fotos und Videos verschicken und veröffentlichen, die nach einiger Zweit automatisch wieder verschwinden.

Damit ist klar: Aufhalten lässt sich das Internet- und Technologiezeitalter allemal nicht, es ist zum Lebensalltag junger Menschen geworden. Aber darum geht es laut Zumbrägel auch gar nicht, im Gegenteil: "Internet und Smartphone bieten sensationelle Werkzeuge, um das Leben besser, spaßiger, konstruktiver und effektiver zu machen", erklärt er. Es geht vielmehr darum, "mit Big Data und Datenschutz" umgehen zu lernen und die Vor- und Nachteile von Online-Kommunikation zu kennen.

Big Data beschreibt die enorme Masse an (teils sehr persönlichen) Daten, die von App- und Internetnutzern täglich zur Verfügung gestellt werden, wenn sie entsprechende Technologien nutzen. Die jungen Internetnutzer wissen das längst, das braucht ihnen laut Zumbrägel kein Lehrer mehr zu erzählen, die Frage sei eher, was sie mit dem Wissen anfangen und wie ernst sie die Datenschutzdebatte nehmen.

"Es ist wichtig, Geschäftsmodelle zu kennen", sagt Zumbrägel. Und sich darüber Gedanken zu machen: Was will ich über mich preisgeben? Und zwar nicht wegen der Geheimdienste, das sei "viel zu abstrakt", in der Lebenswirklichkeit der Internetnutzer geht es meist um andere Formen des Datenmissbrauchs.


Leicht zugängliche Informationen

Das kann bereits im Bekanntenkreis beginnen (Stichwort Cybermobbing) oder sich auf Hobby-Hacker beziehen, die zu leicht an Informationen gelangen, die ein mögliches Opfer zum Beispiel erpressbar machen (zum Beispiel intime Fotos oder Videos, die unverschlüsselt verschickt worden sind oder auf dem Handy gespeichert sind). Über Letzteres klärte Roland Schmied von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Schweinfurt die Gruppe auf. Vornehmlich werden von den meisten Menschen (egal ob jung oder alt) Apps genutzt, die mit dem deutschen Datenschutz nicht besonders konform sind, erklärt er. Dabei gibt es Alternativen zu Google oder Whatsapp, die sicherer sind, oder man könnte auch durch die richtigen Einstellungen oder zusätzliche Verschlüsselungen bei den etablierten Diensten eine Verbesserung erreichen. Aber "man ignoriert, weil es bequem ist", sagt Schmied.

Für die Teilnehmer ist dieser Fachtag der Einstieg in die Medientage Haßberge 2016. Heute und morgen finden in Rügheim dann Workshops und Vorträge für Schüler im Kreis Haßberge statt. Für Zumbrägel heißt das: Den Schülern nicht vorschreiben, was sie im Internet zu machen haben, sondern sie fragen, warum man sich mit dem Thema Datenschutz auseinandersetzen sollte. So werde man zum Fragenden und komme nicht als der (Besser)Wissende daher. Denn auch die älteren Nutzer brauchen offenbar noch ein bisschen Interneterziehung: Die Jugendlichen haben sich mit ihrem Snapchat-Song zwar einen netten Spaß erlaubt, aber die meinen das schon auch ein bisschen ernst.