Maroldsweisach packt die Dorferneuerung an
Autor: Helmut Will
Maroldsweisach, Dienstag, 27. Sept. 2016
Birkenfeld soll aufgewertet werden und die Entlastung der Vorstadtstraße ist geplant. Der Wohnmobilstellplatz in Pfaffendorf aber wirft noch Fragen auf.
Ein Wohnmobilstellplatz soll in Pfaffendorf, an der B 279 und der Don-Bosco-Allee (TSV-Sportgelände) entstehen. Ein Investor hatte eine Bauvoranfrage gestellt, um Klarheit darüber zu bekommen, ob er sein Projekt weiterverfolgen kann. Zunächst ist das nicht der Fall, weil sich der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Montagabend im Rathaus zu keiner Entscheidung durchringen konnte. Bis zur nächsten Sitzung sollen Fragen geklärt werden, die bei einer längeren Debatte von Mitgliedern des Gremiums angesprochen wurden, geklärt werden.
Wie Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) erläuterte, beabsichtige die Firma Terra fit in Pfaffendorf südlich ihres bestehenden Firmengebäudes, einen Wohnmobilstellplatz zu errichten. Hierbei wolle sie die ehemalige Schule in ihr Planungskonzept miteinbeziehen, heißt, auch die Fläche der alten Schule erwerben.
Keien Ruhe möglich
Im Rat entstand ein lebhafte Diskussion. In einigen Beiträgen trugen Mitglieder des Gremiums Punkte vor, die eigentlich Sache des Betreibers sind. So meinte Gemeinderat Günter Freß (FW), dass an der geplanten Stelle für die Benutzer des Platzes "keine Ruhe zu finden wäre" und der Platz ungünstig sei. Herbert Baum (SPD) sah das nicht als Problem der Gemeinde. "Die Verträglichkeit habe der Betreiber selbst zu prüfen." Baum zeigte vielmehr Interesse an den Kosten, die für die Gemeinde entstehen.
Diese müssten erst auf dem Tisch liegen, bevor man entscheiden könne, meinte er. Dass die Gemeinde überhaupt Kosten übernehmen soll, dagegen verwehrte sich Gemeinderätin Doreen Büschel (JB).
Die falsche Stelle?
Gemeinderat Werner Thein (SPD) hielt den Gedanken eines Wohnmobilstellplatzes für gut. Nicht aber an dieser Stelle. "Das wäre der schlechteste Standort zwischen Ebern und Bad Königshofen", sagte er. Zweiter Bürgermeister Harald Deringer (CSU) sprach sich für das Projekt aus. "Der Platz ist leicht zu erreichen, liegt an der Bundesstraße und am Radweg und auch die Gastronomie kann dadurch profitieren. Wenn jemand was machen will, sollten wir es nutzen", forderte er.Ein "leidenschaftliches Plädoyer" hielt Gemeinderätin Heidi Müller-Gärtner (JCU): "Ich habe da keine Bedenken. Wir machen uns nun schon lange Gedanken über Dinge, die wir nicht zu beurteilen haben. Das Risiko liegt beim Antragsteller. Er muss wissen, was er plant und sich vorstellt. Wir als Gemeinde müssen uns über mögliche Nachteile, die eintreten könnten, wirklich keine Gedanken machen."
Kurze Bedenkzeit
Dem Antragsteller, Michael Brehm, wurde das Wort erteilt. Er verdeutlichte, dass er das Projekt nur verwirklichen werde, wenn er die ehemalige Schule in seine Planungen mit einbeziehen kann. Dort möchte er Seminarräume errichten. Wenn das nicht möglich wäre, müsse er sein bestehendes Firmengebäude in Richtung Süden erweitern. Der Wohnmobilstellplatz wäre dann hinfällig. Er bräuchte von der Gemeinde in den nächsten Wochen eine Aussage, ob ja oder nein. Schließlich wurde der Tagesordnungspunkt vertagt. Nach einer Bürgerversammlung in Pfaffendorf und nach Ermittlung möglicher Kosten für die Gemeinde soll das Thema bei der nächsten Gemeinderatsitzung wieder auf die Tagesordnung kommen.
Entlastung für die Vorstadtstraße
Durch die Erweiterung landwirtschaftlicher Betriebe und den Bau von Biogasanlagen nehme der Verkehr in der Vorstadtstraße in Maroldsweisach immer mehr zu, legte Bürgermeister Wolfram Thein dar. Deshalb wären in den letzten Jahren immer wieder Beschwerden von Anliegern eingegangen. Auch die Erschließung des Gewerbegebietes am Birkenfelder Weg ziehe zusätzlichen Verkehr in den Altort. "Die Schulstraße, die als Erschließungsstraße genutzt wird, ist sanierungsbedürftig", so der Bürgermeister. Deshalb sollten Überlegungen angestellt werden, ob eine westliche Erschließung zur Entlastung der genannten Straßen realisiert werden könne. "Wie kann man die Vorstadtstraße entlasten, welchen Weg wollen wir verfolgen?", ist die Frage, die wir heute diskutieren sollten, sagte der Bürgermeister.
Schön länger geplant
Im Kernwegenetzplan, der für die Gemeinde erstellt wurde, sei der Ausbau der Flurwege westlich von Maroldsweisach vorgesehen. Der geplante Kernweg beginne an der B 279, würde den Birkenfelder Weg und die Vorstadtstraße erschließen und den Gabelsmühler Weg mit dem Wegenetz verbinden. Gemeinderat Werner Thein erinnerte daran, dass aus zurückliegender Zeit Pläne vorliegen würden und man diese aktualisieren und verwenden könne. Der ehemalige Bürgermeister von Maroldsweisach bat auch zu überlegen, ob das Projekt nicht in Abschnitte unterteilt werden könne, um so Möglichkeiten aus verschiedenen "Fördertöpfen" ausschöpfen zu können. "Aus dem EU-Topf können wir eventuell eine Förderung von 60 bis 70 Prozent erwarten", meinte Bürgermeister Wolfram Thein.
Zweiter Bürgermeister Harald Deringer regte an, auch ein "mögliches neues Wohngebiet" im Westen der Ortschaft mit zu berücksichtigen und das bei der Erschließung mit einzubeziehen. Einig war man sich, dass die Vorstadtstraße entlastet werden müsse. Einstimmig wurde beschlossen, die alte vorliegende Planung zu aktualisieren um dann aufgrund dieser Vorlage weitere Überlegungen anzustellen.
Förderung fällt geringer aus
"Nägel mit Köpfen" wurden für die Planung der Dorferneuerung in Birkenfeld gemacht. Es wurde beschlossen, die Maßnahme aufgrund vorliegender Kosten und Fördersummen auszuschreiben, auch wenn die Fördersummen, wie es der Bürgermeister formulierte, "nicht super attraktiv" wären. Ausgegangen war man von einer Förderung von 65 Prozent durch das Amt für ländliche Entwicklung (ALE). Bei Kosten von knapp 397 000 Euro wären das rund 258 000 Euro gewesen. Seit dem 9. August liegt nun der Zuwendungsbescheid des ALE vor. Danach wird die Fördersumme 165 400 Euro betragen. "Der Grund der geringen Förderung liegt darin, dass Dorferneuerungsmaßnahmen zur Zeit nur noch über das europäische ELER-Programm gefördert werden", erläuterte der Bürgermeister.
Der Eigenanteil der Gemeinde wird daher beträchtlich sein. Das Gremium war sich dennoch sicher, dass die Maßnahme angepackt werden soll. "Da müssen wir halt in den sauren Apfel beißen", sagte Gemeinderat Eberhard Vogel und auch alle seine Ratskollegen sahen das so. Der Bürgermeister gab noch bekannt, dass die Verbesserung der Versorgung der Ortschaft Dippach mit dem schnellen Internet über Bundesfördermittel angegangen werde.
Auch hätten sich die Bürgermeister weiter für eine "Beförsterung" ihrer Wälder durch Bedienstete des Staatsforstes ausgesprochen.
Es kam noch der Hinweis, dass in den nächsten Tagen die B 279, zwischen Maroldsweisach und Voccawind, voll oder teilweise gesperrt werde.