Druckartikel: Luther beherrscht das Jahr in Ebelsbach

Luther beherrscht das Jahr in Ebelsbach


Autor: Günther Geiling

Ebelsbach, Montag, 02. Januar 2017

Unter besonderem Vorzeichen steht 2017 für die Menschen in dem vorwiegend evangelischen Ebelsbach.
Der Posaunenchor unter Leitung von Herbert Hofmann umrahmte den Festgottesdienst und die Zeremonie zum Jubiläumsjahr musikalisch. Fotos: Günther Geiling


"Niemand schreibt heute das Jahr mit ,anno domini‘, und viele tun so, als wären sie Herren über die Zeit. Dabei ist die Zeit von Gott gewährt, und wir bestehen nur, weil er uns die Zeit schenkt. Wir gewinnen das Jahr 2017, wenn wir umkehren zu Gottes Gebot und Recht. Mit begeistertem Aufbruch und beherztem Zupacken zur Ehre Gottes und zur Freude von Menschen wird 2017 ein AD, ein anno domini, ein Jahr des Herrn." Pfarrer Volkmar Gregori eröffnete im Neujahrsgottesdienst in der evangelisch-lutherischen Gemeinde Gleisenau das Jubiläumsjahr "500 Jahre Reformation". Die Lutherfahne wurde gehisst.

Glockengeläut und das Spiel des Posaunenchors (Leitung Herbert Hofmann) erklangen, die Gemeinde sang "Meine Zeit steht in deinen Händen".

Gregori stellte die Jahreslosung aus dem Buch des Propheten Ezechiel vor: "Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch." Viele Gläubige werden wohl das Bild, das sie beim Eintritt in das Gotteshaus erhielten, das Jahr über bewahren: Es zeigt ein Herz, das von zwei Händen getragen wird.

Gregori betonte: "Es ist nicht nur mein Eindruck, dass Herzlosigkeit und Herzenskälte unter den Menschen in unserem Land zunehmen. Wir sind so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass die Zeit für den anderen und für das Miteinander und die Gemeinschaft immer weniger werden."


Mannigfache Irrwege

Der Pfarrer zitierte einen anderen Propheten: "Ein jeder sah nur auf seinen Weg. Da liefen wir alle in die Irre". Die "unsozialen" Medien böten eine breite Plattform. "Mir wird angst und bange, wenn ich höre, mit welchen Worten, wie herzlos, kalt und berechnend Repräsentanten führender Länder sich über Menschen, die anderes denken, eine andere Hautfarbe haben, einer anderen Religion angehören, äußern. Zur Anwendung von Gewalt ist es dann oft nur ein kleiner Schritt. Wie leicht kann dann der Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen."

Ezechiel, 593 vor Christus zum Propheten berufen, habe politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches Fehlverhalten erlebt. "Gott will euch mit einem neuen Herz und mit einem neuen Geist die Menschen ausstatten, die gottvergessen leben und weit davon entfernt sind, nach Gottes Willen zu fragen und sich danach zu richten."


Trösten und Heilen

Es geht darum, wie man es selbst mit Gott in seinem Leben und in der Gemeinde halte. Gregori: "Wir führen zusammen, im Jubiläumsjahr hoffentlich auch sehr deutlich und ganz bewusst Katholiken und evangelisch-lutherische Christen in unserem Ort. Wir verbinden, mäßigen, trösten und heilen. Wir gewinnen das Jahr 2017, wenn wir die Wirklichkeit im eigenen Herzen, in unserer Seele, in unserer Ehe und Familie, in unserer Gemeinde und darüber hinaus aufmerksam wahrnehmen."

Bürgermeister Walter Ziegler sagte, Martin Luther habe nicht nur protestiert, sondern sei für seinen Glauben eingetreten. Er habe sich die Freiheit genommen, die Vorstellungen von Gott in der Kirche zu hinterfragen und sich mit seinen 95 Thesen auf Gottessuche begeben.

Für die katholische Pfarrgemeinde Ebelsbach-Schönbach erinnerte Annette Kutzner, an das Hochfest der Mutter Gottes. Ihr gebühre Wertschätzung. Martin Luther habe aber den überzogenen Marienkult mit Recht abgelehnt. Für die Christen sei der ökumenische Dialog ein verbindendes Element. Kutzner freute sich auf die vielen Möglichkeiten zur Begegnung.


Stimmen der Gläubigen

Für Peter Gerlach ist klar, dass Luther früh erkannte, dass die religiösen und die politischen Führer die Lehre Christi an die eigenen Bedürfnisse angepasst haben. Eine der großen Leistungen Luthers war die Übersetzung des Neuen Testaments in die sächsische Kanzleisprache; er prägte den Begriff von der "Freiheit des Christenmenschen". Heute werde diese Freiheit wieder eigenen Bedürfnissen und Vorstellung angepasst.

Cynthia Derra bedauerte, dass sich immer weniger Menschen zum christlichen Glauben bekennen. Sie hofft: "Vielleicht erreichen die vielen Veranstaltungen und Gottesdienste wieder mehr Menschen. Dass sie sich mit Gott und seiner Botschaft auseinandersetzen - das würde ich mir wünschen." Sie selbst möchte sich ausgiebig mit Luther und dem evangelischem Glauben beschäftigen.


Viele Veranstaltungen

Lutherfahne "Auf den Spuren Luthers" heißt es 2017 in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gleisenau. Sinnfällig wurde die Lutherfahne gehisst beim Neujahrsempfang in Gleisenau; ab Sonntag, 8. Januar, weht die Lutherfahne in Rudendorf, ab 15. Januar in Eltmann.

Orga-Team 35 Veranstaltungen und Aktivitäten hat das "Kommando Luther" mit Beate Höpfner, Gisela Hümmer, Sigrid Rippstein, Thomas Studtrucker und Sarah Zeidler geplant, wie Pfarrer Volkmar Gregori erklärte.

Predigtreihe In den nächsten Wochen wird über die "4 protestantischen Allein" gepredigt ("Christus allein", "die Bibel allein", "die Gnade allein", "der Glaube allein") an den Sonntagen 22./29. Januar, 5./12. Februar an verschiedenen Orten.

Vorträge Am 5. März stehen "Adam und Eva als Menschen der Bibel" im Vordergrund. Außerdem ist ein Gemeindeseminar in Ebelsbach geplant unter dem Motto "vergnügt-erlöst-befreit-einfach evangelisch".
Zum Thema "Evangelisch und jetzt? Religion und Alltag in der Reformationszeit" spricht am Dienstag, 25. April, Dr. Christian Höpfner.

Schwerpunkte In zahlreichen Gottesdiensten konzentriert man sich auf Themen: die "Reformatorische Osternacht" oder der Familiengottesdienst "Im Zeichen der Rose" am Muttertag. Eine besonderes Angebot sind die "Abendgottesdienste mit Kanzelreden und Kreuzverhör" am 30. April und 30. Juli; dazu will der bayerische Justizminister Winfried Bausback kommen. Es gibt ferner vier Kindergottesdienste. Besonders freut man sich auf den "ökumenischen Festgottesdienst" unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" am Dienstag, 31. Oktober, mit dem evangelischen Pfarrer Volkmar Gregori und seinem katholischen Amtsbruder Matthias Rusin.

Konzerte Auch musikalische Glanzlichter werden gesetzt. "Martin Luther - ein modernes Oratorium" mit Musik von Siegfried Fietz trägt ein Projektchor aus der fränkisch-thüringischen Rennsteigregion am Dienstag, 3. Oktober, in Gleisenau vor. Mit Christian Schmitt gastiert der "Principial-Organist" der Bamberger Symphoniker in Gleisenau am 31. Oktober ("Mit Lust und Liebe singen und spielen"). "Harfe und Poesie, Kerzen und Wein" heißt es am 12. August in der Schlosskapelle Ebelsbach.

Spezialitäten "Essen wie zu Luthers Zeiten" tischt am 4. November die Weinscheune Schäfer auf garniert mit Kabarett. Am 21. Oktober ist das "Lutherkartoffelfest" im Gemeinschaftshaus Schönbrunn; Pfarrer Gregori hält die Kartoffelpredigt. Beim 29. Mohrenberggottesdienst am 25. Juni zwischen Gleisenau und Schönbrunn heißt es "Luther und die Bauern". In Dialog treten der BBV-Vizepräsident Günther Felßner und Pfarrer Gregori. gg