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Lützelebern plattgemacht


Autor: Helmut Will

Ebern, Freitag, 06. November 2015

Vom Gehöft, das in Zusammenhang mit Eberns erster urkundlicher Nennung im Jahr 1151 steht, sind nur noch Grundmauern übrig. Die Ruinen hatten ein Sicherheitsrisiko dargestellt.
Diese Luftaufnahme zeigt einen Gesamtüberblick und den Zustand von Lützelebern aus dem Jahr 2013.  Foto: Andreas Köhler


Der Bauernhof im Osten von Ebern erinnerte an jene Ansiedlung, die in einer Urkunde vom 10. April 1151 erstmals als "Lützelebern" genannt worden war. Bis vor einigen Tagen war es noch eine baufällige abgebrannte Ruine, heute ist alles flach. Nur die Grundmauern des einstigen landwirtschaftlichen Anwesens sind nach dem Abriss noch teilweise erkennbar und zeugen von den Gebäuden, die vielen Ebernern als so etwas wie die Keimzelle ihrer Stadt gegolten haben.

Der Abriss war nötig, wie Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) bei einem Gespräch erklärte. Schon häufiger sei die Stadt vom Landratsamt Haßberge aufgefordert worden, wegen der Baufälligkeit des Gehöfts geeignete Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Dazu sagte Stefan Hofmann vom Bauamt der Stadt, dass seit 2010 schon mehrere Ortseinsichten mit der Denkmalpflege und einem Baukontrolleur stattgefunden hätten.

Die Denkmalpflege habe einen Teilabbruch abgelehnt.


Finanziell nicht machbar

Auch wurde von einem Statiker ein Honorarangebot für die Sicherung der Sandsteinscheune eingeholt. "Es hat sich aber gezeigt, dass das finanziell nicht machbar ist und auch keinen rechten Sinn machen würde, die Bauruine noch weiter zu erhalten", sagte der Bürgermeister.

Ein Baurecht der Stadt für die Fläche sei, da es sich um einen Außenbereich handele, für die Stadt Ebern nie so richtig sicher gewesen. Deshalb habe man sich entschlossen, einen Abrissantrag zu stellen, der am 30 März vom Landratsamt Haßberge genehmigt wurde. So kam es nun zum Abriss.
Das verfallene Gebäude bot keinen schönen Anblick und war aus Sicht der Verkehrssicherheit und wegen haftungsrechtlicher Aspekte für die Stadt Ebern ein Problem.

Deshalb hatte der damalige EAL-Stadtrat Oliver Kröner schon am 24. März 2011 im Stadtrat den Antrag gestellt, Lützelebern abzureißen. Damals wollten der Bürgermeister Robert Herrmann (CSU) und eine 10:6-Mehrheit des seinerzeitigen Stadtrats auf die "Urzelle Eberns" und das bestehende Baurecht nicht verzichten.


Noch vor der Stadt genannt

"Die Ur- oder Keimzelle von Ebern ist Lützelebern nicht", sagte Kreisheimatpfleger Günter Lipp, auch wenn man immer wieder davon lese. "Das ist der kleine Weiler nie gewesen." Lützelebern war vor 900 Jahren eine Art Aussiedlerhof, der 1151, wie die Geschichte manchmal spiele, noch vor dem eigentlich älteren Dorf Ebern genannt wurde.

Richtig sei, so der Kreisheimatpfleger, dass Lützelebern die älteste urkundlich erwähnte Siedlung Eberns sei.
Vorgesehen war auf dem Areal in Lützelebern einmal ein Freizeitpark. Im Jahr 1989 waren die Pläne unter dem damaligen Bürgermeister Rolf Feulner schon recht weit gediehen. "Doch das Ganze blieb ein Traum - der Grundstückseigentümer wollte einfach nicht verkaufen", berichtet Günter Lipp. Das Anwesen verfiel zusehends, und als die Stadt Ebern das Grundstück im Jahr 2000 kaufte, war für die ehemaligen Pläne für einen Freizeitpark kein Geld mehr vorhanden. Hinzu kam dann noch, dass das Anwesen im Jahr 2006 von Vandalen angezündet wurde, weshalb Gebäude aus der Denkmalliste gestrichen werden mussten. Nur das Scheunengebäude stand noch unter Denkmalschutz. Imposant wären zwei große Sandsteintorbögen gewesen.

Im Jahr 2007 habe der Grundstück- und Bauausschuss der Stadt Ebern beschlossen das Wohnhaus bis auf die Grundmauern niederzureißen, berichtete Lipp weiter. Geschehen sei aber lange nichts, nur Wind und Wetter hätten am Gebäude gezehrt. "Alles ist ruiniert und verwahrlost, ja sogar Wanderer, die vorbei laufen, könnten durch einstürzende Mauern gefährdet werden." Zu diesem Schluss kamen Experten im Februar 2015. Wie und was an der Ruine umgesetzt werden könnte - dazu fiel niemandem etwas ein.

Wie Lipp erläuterte, habe er im Februar an einer Tagung "Regionales Bauen" teilgenommen. Da habe er etwas gesehen, was auch für Lützelebern aufgrund der ähnlichen Voraussetzungen möglich wäre. "Ein offenes Theaterforum, wetter- und zerstörungssicher angelegt." Dafür gäbe es allerdings in Lützelebern vorher einiges zu tun. "Ich weiß, dieser Vorschlag hat zwei wesentliche Schwächen. Er kommt in einer Zeit, in der die Stadt Ebern kein Geld dafür hat, und Lützelebern liegt nicht im Stadtzentrum sondern weit außerhalb." Vielleicht sollte sich die Stadt jedoch diese Idee "auf Vorrat" legen, findet Lipp.


Wanderparkplatz mit Infotafel

Bürgermeister Hennemann könnte sich nach eigenen Angaben vorstellen, dort einen Wanderparkplatz zu gestalten und eine Dokumentartafel aufzustellen. "Das aber sind alles noch Ideen und ob und wie man sie umsetzen wird, muss noch in Absprache mit dem Naturpark Haßberge geprüft werden." Die verbliebenen Mauerreste harren weiteren Entwicklungen. Stein ist bekanntlich geduldig.