Leserwanderung in Zeil und Schmachtenberg
Autor: Brigitte Krause
Zeil am Main, Dienstag, 28. Mai 2019
Die Leserwanderung im Landkreis Haßberge bei Zeil war ein Erlebnis.
Wenn das Wasser langsam zwischen die Fußzehen quillt, weißt du, dass du dich falsch angezogen hast. Bei der Leserwanderung im Rahmen der Serie "Franken wandert" goss es kurzzeitig wie aus Kübeln. Unter dem Vorbereich am Zeiler Käppele schauten sich die Wanderer das nasse Desaster an. Nur kurz, denn dann brach wieder die Sonne hervor, alles wie frisch gewaschen...
Erlebnisse, Einsichten, Aussichten hielt die Leserwanderung für die Besucher aus der ganzen Region parat. Die Ober-, Mittel- und Unterfranken begeisterte die wild überwucherte Ruine, großartige Fernsicht und mittendrin auch noch der Abstieg in die Hölle. Nein, stimmt nicht, es war nur der eisigkaltdunkle Burgkeller, den die Trittsicheren mit Handytaschenlampe erkunden durften, ein durchaus exklusives Vergnügen: Altbürgermeister und Burgenspezialist Christoph Winkler führte hoch über Schmachtenberg und Zeil FT-Leser zur Burgruine der Schmachtenburg und zum Zeiler Käppele.
Ein wildes Volk
Wer zuhörte, den umgaben Wehrmauern und Zinnen, Hexen-Fanatiker und die alten Zeiler, die in ihrer Frömmigkeit das Zeiler Käppele einst schufen und mit allerlei Votiv-Gegenständen ausstaffiert hatten. Zu sehen war von alledem nichts, die Fantasie die Basis von allem.
Hinweise auf eine ominöse Burg
Wo befand sich einst das "Castrum Cilanum", die "alte Bürg"? Den Zeiler Bürgermeister Christoph Winkler faszinierte diese Fragestellung so sehr, dass er während seiner 18-jährigen Amtszeit immerhin zwölf Jahre lang im Sommer ein Zeitfenster reservierte, um auf der Schmachtenberger Höhe den Erkundungen nachzugehen. An seiner Seite der Burgenforscher Dr. Joachim Zeune und etliche freiwillige Helfer, ja auch aus dem Zeiler Bauhof.
Nach und nach ließ Winkler die spannende Suche wach werden, die Maße der Burg in den Köpfen entstehen und ihr mögliches Leben. Um 1430 entstand diese Ganerbenburg, eine der jüngsten im Gebiet des Landkreises, und sie war kein Ritterschloss, sie hatte keinen Wassergraben, hier fanden keine Turniere statt, und auch sonst fehlte all das romantische Gedöns.
Die Burg, weithin schichtbar, war vor allem ein Machtzeichen zwischen den beiden Einflusssphären Bamberg und Würzburg, wo die Bischöfe eifersüchtig über die Orte wachten. In der Zeit der Hussitenkriege entstand sie vor allem, um dieser hussitischen Bedrohung die Stirne zu bieten. Ihre gute Zeit währte nur kurz, denn 1454 ließ sie der Bischof von Würzburg zerstören.
Erneut aufgebaut, wurde sie 1553 gebrandschatzt. Am Ende diente dieser einst so mächtige Bau als Steinbruch für eine andere "Raubritterburg", das Jagdschloss des Würzburger Bischofs, das heutige Finanzamt in Zeil. Kenntnisreich zeigte Winkler Bocksbeutelschießscharten und Burgeinrichtungen. Freilich, das "Castrum Cilanum" fanden die Wanderer hier nicht.