Lehrer sollen künftig mehr Praktika absolvieren
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Dienstag, 27. Februar 2018
Der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft im Landkreis Haßberge hat ein neues Führungsteam: Susanne Vodde und Katharina Hoff.
Bei der Sitzung des Arbeitskreises (AK) Schule-Wirtschaft am Montagabend in der Dreiberg-Schule in Knetzgau stellten sich die neuen Vorsitzenden, Schulrätin Susanne Vodde vom Staatlichen Schulamt Haßberge, und Katharina Hoff, Leiterin der Aus- und Weiterbildung bei den Fränkischen Rohrwerken Königsberg, den Mitgliedern vor. Anschließend erläuterten sie die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit.
Zu Beginn betonte Bürgermeister Stefan Paulus, wie wichtig es sei, dass sich die Schule mit wirtschaftlichen Themen beschäftigt und den Kontakt zur Wirtschaft sucht. So habe ein Betrieb in Knetzgau zwar Ausbildungsverträge mit zehn jungen Menschen abgeschlossen. "Doch jetzt steht er mit nur einem Auszubildenden da. Die anderen neun sind nicht erschienen und haben auch nicht abgesagt", wies er auf das Problem hin. Auch lasse die Allgemeinbildung der Schüler zu wünschen übrig. "Dies ist zwar nicht Aufgabe der Schule, aber sie sollte die Schüler zumindest animieren, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, ihr Verantwortungsbewusstsein schärfen und sie berufsorientiert ausbilden", sagte er.
Nach einem Rundgang durch die sanierte Schule erklärte der Geschäftsführer des AK, Matthias Weinberger, den zum Teil neuen Mitgliedern die Zielsetzungen des Arbeitskreises, der der jungen Generation bei der Berufsorientierung unterstützend zur Seite stehen und den Übergang der Schüler in die Arbeitswelt erleichtern möchte. "Die Wirtschaft braucht die Schulen mehr und mehr, und wir sind landkreisweit die Vorkämpfer für die Berufsorientierung in den Mittelschulen, so dass jetzt jeder Mittelschüler dieselbe systematische Berufsorientierung mit vielerlei Unterstützung erhält", sagte Weinberger. Als damalige Schulamtsdirektorin habe Ulrike Brech den AK seit 2009 als Vertreterin der Schulen mit viel Herzblut geleitet. "Du bist als Visionärin vor allem in Bezug auf die Berufsorientierung aufgetreten. Du warst eine unermüdliche Kämpferin und hast stets Finanzierungslücken geschlossen. Faszinierend war auch, dass Du ein Bindeglied zwischen allen Schularten warst", lobte Weinberger und dankte Brech für ihre Arbeit.
"Mir hat die Arbeit hier viel Freude gemacht", erwiderte Ulrike Brech, die künftig dem AK als Senior Consulant angehört.
"Passgenaue Ausbildungen"
Die neuen Vorsitzenden sind auch aufgrund ihrer Tätigkeiten bereits mit den Themen des AKs vertraut. "Ich möchte hier mit allen Mitgliedern Unterstützungssysteme entwickeln, damit unsere Jugendlichen passgenaue Ausbildungen finden und gut darauf vorbereitet werden", sagte Susanne Vodde. Katharina Hoff, die auch Wirtschaftspädagogik studiert hat, hofft ebenfalls, "gewinnbringend für alle" arbeiten zu können.Als erste Herausforderung nannten sie die Ausrichtung der Regionaltagung der Arbeitskreise Schule-Wirtschaft aus ganz Unterfranken am 12. Juli bei den Fränkischen Rohrwerken in Königsberg. Das Hauptthema werde die Digitalisierung sein, und es sei vorstellbar, dass danach im AK daran weitergearbeitet wird.
Ferner haben sie sich vorgestellt, dass es interessant wäre, auch Lehrkräfte mehr in Praktika zu bringen: "Wenn Lehrer die Arbeit in den Betrieben selbst erleben, hat das eine andere Qualität als nur ein kurzer Besuch. Es wäre toll, wenn sie zu Experten für die Berufsorientierung würden", sagte Vodde.
Sie erhoffen sich gerade vom Thema "Digitalisierung" neuen Input. "Wir müssen wissen, was die Betriebe diesbezüglich verlangen, und wir brauchen Lehrerfortbildungen zu diesem Thema", erklärte Susanne Vodde. Einig war man sich aber auch darin, dass Erfolg etwas mit Fleiß zu tun hat. Dies müssten Lehrer stärker vermitteln.
Kreishandwerksmeister im Landkreis Haßberge Hans-Georg Häfner betonte, dass Schüler, bevor sie auf einem Tablett, MacBook oder Smartphone rumtippen, erst einmal ein Grundwissen benötigten. "Wir brauchen vor allem Handwerker", mahnte er an und beklagte zugleich: "Die Schüler sind heute besonders darauf aus, möglichst viel Freizeit zu haben."
"Wir brauchen alle"
Dies bestätigte der Berufsberater Peter Stretz von der Agentur für Arbeit: "Die Jugendlichen sind sehr bequem. Es fehlt ihnen an nichts, und wir erreichen einen Großteil von ihnen gar nicht. Das ist sehr bedauerlich, denn wir brauchen alle. Wir müssen uns überlegen, wie wir sie erreichen können. Zudem muss die Attraktivität des Handwerks - auch und vor allem bei den Eltern, die ihre Kinder stark lenken - gesteigert werden."Zum Schluss berichtete Horst Hofmann als Sprecher eines Arbeitskreises der Bildungsregion über dessen Arbeit. "Unsere Ziele sind die Verbesserung der Kontakte zwischen Schülern und Betrieben, die Qualifizierung älterer Arbeitnehmer und auch von Frauen, die Unterstützung des Handwerks bei der Suche nach Fachkräften, die Rückkehr von Arbeitnehmern in den Landkreis und die Integration von Migranten", sagte er.