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Lehren aus dem Busunglück: Für Einsatzkräfte ist jeder Unfall eine Herausforderung


Autor: Andreas Lösch

LKR Haßberge, Mittwoch, 05. Juli 2017

Bei einem Unglück auf der Autobahn ist entscheidend, wieviel Zeit vergeht, bis Unfallopfern geholfen werden kann. Und ob er Weg für Rettungskräfte frei ist.
Der auf der A9 bei Münchberg verunglückte Reisebus brannte komplett aus.  Foto: Nicolas Armer/dpa


Bei einem schweren Unglück auf der Autobahn ist entscheidend, wieviel Zeit vergeht, bis Unfallopfern geholfen werden kann. Das beginnt bei der Ersthilfe sowie der Alarmierung der Rettungskräfte. Bei dem verheerenden Busunglück auf der Autobahn A9 bei Münchberg (Kreis Hof) sind am Montag 48 Menschen in schwerste Not geraten, 30 wurden verletzt, 18 starben in den Flammen des in Brand geratenen Reisebusses.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beklagte nach dem Rettungseinsatz, dass wertvolle Zeit verloren gegangen sei, weil Autofahrer keine ordentliche Rettungsgasse gebildet und Gaffer die Einsatzkräfte behindert hätten.

Kreisbrandinspektor Peter Pfaff kennt das Problem, so etwas komme immer wieder vor bei Einsätzen. Je nach Fahrbahnbauweise kann es sein, dass es ab einem gewissen Punkt für die Autofahrer nicht mehr möglich ist, geordnet nach außen auszuweichen, um die Gasse für Rettungsfahrzeuge zu bilden.


Als Autofahrer mitdenken

Deshalb, sagt der Zeiler, sei es wichtig, sich als Autofahrer bereits dann darauf vorzubereiten, wenn sich erste Anzeichen für einen Unfall weiter vorne ergeben: Staut sich der Verkehr, gilt es, zum Vordermann genug Abstand zu halten, um Platz für das eigene Fahrzeug zu haben, und schon leicht zur entsprechenden Seite auszuweichen. Ein großes Problem sind laut Pfaff Verkehrsteilnehmer, die ihr Auto mitten auf der Straße stehen lassen, es absperren und dann zum Unfallort laufen - nicht zum Helfen, sondern zum Gaffen. Blockiert so ein Auto den Rettungsweg, kann das fatal sein.

Kommt es zu einem Unfall, sind die Rettungskräfte in der Regel zehn Minuten nach der Alarmierung vor Ort, je nachdem, wie zugänglich die Unfallstelle ist.

Entscheidend dabei ist laut Kreisbrandinspektor Pfaff auch das Meldebild, also die Informationen, die den Einsatzkräften bei der Alarmierung vorliegen: Wo ist der Unfall, was ist passiert, sind Personen in Gefahr?


Vor Ort: ein anderes Bild

Weil es in der Phase unmittelbar nach einem Unfall hektisch und unübersichtlich zugeht, sind die von Unfallmeldern übermittelten Informationen nicht immer korrekt, so dass die Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter nur in etwa wissen, was auf sie zukommt, möglicherweise ergibt sich vor Ort ein anderes Bild. "Das ist die chaotische Phase", sagt Pfaff, mit der beginnt im Prinzip jeder Einsatz. Deswegen kann es auch sein, dass sich ein Unfall als weniger schlimm herausstellt als angenommen, so dass bereits eingetroffene Rettungsfahrzeuge und Rettungskräfte nicht benötigt werden. "Aber lieber schicke ich jemanden heim, als dass ich sage: Wo kriege ich noch jemanden her?", sagt Pfaff.

Umgekehrt kann es auch sein, dass die Situation als weniger schlimm eingeschätzt wird von dem Notrufenden. Einsatzkräfte müssen also in jedem Fall sehr schnell vor Ort die Lage einschätzen und Entscheidungen treffen können.

Auf der Maintalautobahn (A 70) kommt es auch immer wieder zu Unfällen, und besonders im Auge haben die Rettungskräfte den Tunnel "Schwarzer Berg": Kommt es in einer der Röhren zum Unglück, muss es schnell gehen. In Brand geratene Fahrzeuge können eine große Katastrophe auslösen: Rauchentwicklung, das Feuer kann sich ausbreiten, Folgeunfälle von nachfolgenden Fahrzeugen sind die Regel. In den Tunnelröhren wird deshalb regelmäßig während der Wartungsphase eine Großübung der Einsatzkräfte gemacht, die solche Katastrophenszenarien simuliert. al