Druckartikel: Lebt der Altlandkreis Ebern wieder auf?

Lebt der Altlandkreis Ebern wieder auf?


Autor: Ralf Kestel

Rentweinsdorf, Freitag, 13. März 2015

Im Baunach- und Itzgrund zeichnet sich ein loser Zusammenschluss der Kommunen aus Ober- und Unterfranken ab. Der Schulterschluss der Verwaltungsgemeinschaften Ebern und Baunach ließe fast den Altlandkreis Ebern wieder auferstehen. Zunächst müssen sich jedoch die beteiligten Stadt- und Gemeinderäte mit dem Thema befassen.
Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann, der als Initiator und Organisator auftrat, zeigte am Beispiel des Programmes der Hofheimer Allianz, was im Rahmen einer Gemeinde-Zusammenarbeit alles angepackt werden kann.   Fotos: Ralf Kestel


Die Gemeinden im Itz- und Baunachgrund rücken enger zusammen. Zumindest taten dies ihre Vertreter am Donnerstagabend auf ihren Stühlen entlang der Tischreihen im dicht besetzten Marktsaal. Großes Interesse herrschte an einer Informationsveranstaltung zur Gründung einer möglichen Gemeinde-Allianz, die beim großen Wurf fast dem Konstrukt des Altlandkreises Ebern entspräche. Über 80 Mandatsträger waren gekommen.

Eine kleine Lösung steht schon fest. "Die Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Ebern - Ebern, Pfarrweisach und Rentweinsdorf - tun sich auf jeden Fall zusammen", erklärte Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), der den Vorstoß unternommen hatte, mehr Gemeinden mit ins Boot zu nehmen. Dabei käme eine Allianz heraus, die die Grenze von Ober- zu Unterfranken überspränge und Gemeinden aus drei Landkreisen unter einen Hut brächte.


Noch ungebunden

"Für uns und die Gemeinden der VG Baunach sowie Rattelsdorf wäre das Neuland, während Untermerzbach, Itzgrund, Seßlach, Kirchlauter, Burgpreppach und Untermerzbach als weitere denkbare Partner schon in in anderen Verbünden, wie der Hofheimer Allianz oder der Rodachtal-Initiative, eingebunden sind", umriss Hennemann die Maximal-Variante

Die Marktgemeinde Burgpreppach hatte aber schon im Vorfeld abgewunken und ihr Desinteresse bekundet, während alle anderen Kommunen mehr oder weniger stark vertreten waren, als die Vertreter der Ämter für ländliche Entwicklung aus Bamberg (für Oberfranken) und Würzburg (für Unterfranken), Wolfgang Kießling und Peter Kraus die Möglichkeiten einer integrierten ländlichen Entwicklung (ILE), so der Fachbegriff, erläuterten und die Zusammenarbeit über die Bezirks- und Ämtergrenzen hinaus ausdrücklich begrüßten - und obendrein einige Förderanreize in Aussicht stellten. Sogar den Termin für eine weitergehende Veranstaltungen in der Flurbereinigungsschule in Klosterlangheim haben sie im Juni schon gebucht.

Stark waren Delegationen aus Ebern, Baunach, Reckendorf, Rentweinsdorf und Untermerzbach vertreten, während Kirchlauter mit Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) einen Einzelgänger stellte.


Große Schnittmengen

Mittels Luftaufnahme zeigte Jürgen Hennemann auf, dass seine Vision kein Luftschloss bleiben muss. "Es gibt schon jetzt vielfältige Verknüpfungen und vergleichbare Strukturen. Durch Arbeitsstätten, Verkehrswege, Schulsprengel sind wir längst miteinander verbunden. Wir sind eine Region mit vielen Gemeinsamkeiten und das sollten wir aufgreifen, denn für unsere Leute spielen die Verwaltungsgrenzen keine Rolle."

Mit Blick auf die sinkenden Einwohnerzahlen wäre es Gebot der Stunde, ein gemeinsames Konzept zur Daseinsvorsorge zu erstellen, wozu auch es bei einer gemeinsam abgestimmten Vorgehensweise auch höhere Zuschuss-Sätze gebe.

Was auch Peter Kraus vom Amt für ländliche Entwicklung in Würzburg bestätigte. "Die integrierte ländliche Entwicklung ist zwar kein eigenständiges Förderprogramm, aber es gibt bei gemeinde-übergreifenden Projekte größere Anteile aus bestehenden Fördertöpfen und entsprechende Hilfestellungen."


Freistaat bezahlt Allianz-Manager

Dazu zählt auch auch die Bezahlung eines Allianz-Managers, der als Geschäftsführer einen Lenkungsausschuss, indem alle beteiligten Gemeinden vertreten sein sollen, leitet. "Wir übernehmen 75 Prozent des Gehaltes oder maximal 90.000 Euro im Jahr und dies sieben Jahr lang", erfuhr der Zweite Bürgermeister von Lauter, Hans-Jürgen Zitzelberger (CSU), den die Sorge umtrieb, dass hohe finanzielle Folgekosten auf Mitmacher-Gemeinde zukommen.

"Natürlich muss etwas Geld in die Hand genommen werden, aber wenn man zusammenarbeitet, geht's nicht um 5000 Euro", umriss Werner Thomas (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Itzgrund, seine positiven Erfahrungen aus der Rodachtal-Initiative, die sogar Gemeinden in Thüringen umfasst. So helfe man sich bei den Bauhöfen gegenseitig aus, was auch der unterfränkische Nachbar-Kollege Helmut Dietz (SPD) aus Untermerzbach bestätigte. "Wir schieben gemeinsam Tourismus-Ideen an und haben uns längst davon verabschiedet, nur auf Fördertöpfe zu gucken. Wir haben ein Instrument, um die jungen Leute bei uns zu halten und in ihnen Chancen für eine Zukunft in einem attraktiven Umfeld zu bieten."

Dietz fand es vorteilhaft, wenn "man auf Gebieten wie Schule oder Bauhof von allen Seiten Unterstützung erfährt". Sein Fazit: "Es geht nicht um uns Kommunalpolitiker, sondern darum, den Leuten, die hier leben, ein besseres Leben zu ermöglichen." Dietz stellte für seine Gemeinde eine starke Einbindung in die neue Allianz in Aussicht.


Scharnier-Wirkung

Eine strategische Partnerschaft bot Maroldsweisachs Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) an, weil "wir schon in der Hofheimer Allianz sind, aber auch um unsere Scharnierwirkung zum Raum Ebern wissen".

Thein berichtet auch nur von positiven Erfahrungen in der Allianz und sah eine "große Chance", ebenso wie die
Eberner Stadträtin Brunhilde Giegold (SPD), die daran erinnerte, dass "das früher im Alt-Landkreis Ebern doch auch schon einmal funktioniert hat".

Auffällig zurückhaltend gab sich Baunachs Bürgermeister Ekkehard Hojer (CBB), der als zweiter "Stadtbürgermeister" im Saal den Vorträgen interessiert lauschte, sich aber nicht zu Wort meldete.

Das jetzt vorgelegte Konzept wird nun in allen Stadt- und Gemeinderäten beraten und bei der nächsten Zusammenkunft in Klosterlangheim vertieft. Dann im Kreis derer, die mitziehen und an den Ideen schmieden wollen.