Lebenshilfe baut Wohnheim in Haßfurt
Autor: Ralf Naumann
Sylbach, Donnerstag, 05. Dezember 2013
Die Lebenshilfe Haßberge plant eine Unterkunft für über vier Millionen Euro für ältere Klienten in der Goethestraße in Haßfurt. Bei der Mitgliederversammlung der Kreisvereinigung in Sylbach wurde das Projekt als dringlich beschrieben.
Ein großes Projekt "nimmt langsam Formen und Konturen an", sagte Thomas Sechser. Der Vorsitzende der Lebenshilfe Haßberge meinte damit den Bau eines Wohnheims, das in Haßfurt geplant ist. Er freute sich, dass der Geschäftsführer Markus Kuhn und Architekt Jan Schrepfer vom Haßfurter Planungsbüro "Kuhn & Uhlich" ausführlich den Neubau des "Wohnheims für behinderte Menschen 50plus" der Lebenshilfe Haßberge in der Goethestraße erläuterten und dabei viele Einzelheiten des Projektes, welches mit 4,36 Millionen Euro veranschlagt ist, vorstellten.
Bei der Mitgliederversammlung im Eingangsbereich von Schule und Tagesstätte der Lebenshilfe in Sylbach betonte Sechser, dass es nach der Zusage im Frühjahr galt und weiterhin gilt, "unsere Planungen nun finanzierbar in die Realität umzusetzen." Der Oberauracher Bürgermeister erklärte, dass sich die Regierung an den Kosten mit zirka 64 Prozent und der Bezirk mit zehn Prozent beteiligt. Zuschüsse von 2,52 Prozent gebe es von der "Aktion Mensch", und die Eigenmittel der Lebenshilfe belaufen sich nach seinen Angaben auf 23,48 Prozent. Eigenkapitalverstärkende Zuschüsse werden beim Landkreis und bei der Stadt Haßfurt in Höhe von 150 000 Euro gestellt.
Das pädagogische Konzept sieht drei Wohngruppen mit jeweils acht Einzelzimmern vor, wobei zwei der Räume auch für Rollstuhlfahrer geeignet sein sollen. Zudem gibt es eine Tagesstätte mit Ruhebereich sowie einen gemeinsam nutzbaren Mehrzweckbereich. Die Grundstücksfläche beträgt knapp 3500 Quadratmeter, die Wohnfläche insgesamt 1878 Quadratmeter. Der Spatenstich ist für Frühjahr 2014 geplant. Richtfest könnte dann im Herbst gefeiert werden und die Eröffnung im Sommer 2015 stattfinden.
Lebenshilfe-Vorstand sowie Geschäftsführer Olaf Haase beschäftigten sich freilich auch mit anderen Belangen. Laut Thomas Sechser ging es im Arbeitsjahr 2012/2013 auch darum, sich "mit den gestiegenen Anforderungen des gesellschaftlichen Wandels und den Anforderungen der Kostenträger auseinanderzusetzen, um bezüglich unserer Lebenshilfe angemessen darauf zu reagieren." Ganz oben auf der Agenda stehe neben dem Wohnausneubau nun die Generalsanierung der Schule. "Hier müssen wir über ein seriöses Bedarfs- und Raumkonzept zu einer finanzierbaren, baldigen Gesamtlösung kommen, welche den Anforderungen der nächsten 30 Jahre, unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Wandels, gewachsen ist", machte der Vorsitzende deutlich.
Weiterhin nahmen die einzelnen Vorstandsmitglieder sowie die Geschäftsführung an zahlreichen überregionalen Arbeitsgruppen auf Bezirks- und Landesebene teil, "um ständig am ‚Puls der Zeit' zu sein und fachlich fundierte Arbeit in unsere Lebenshilfe zu bringen." Durch die dadurch erreichte bessere Vernetzung der unterfränkischen Lebenshilfen konnten schon "eindeutige, greifbare Ergebnisse für uns" erreicht werden, "nicht zuletzt bei den zahlreichen Kostensatzverhandlungen", freute sich Sechser.
Ganz aktuell ist auch die vor ein paar Jahren gestartete Initiative zur Schaffung sozialraum-orientierter Arbeitsplätze als Alternative zu Werkstattarbeitsplätzen. Inzwischen hätten sich, so erläuterte Sechser, alle unterfränkischen Lebenshilfen angeschlossen. Die laufenden Verhandlungen beim Bezirk zur unterfrankenweiten Umsetzung seien "in der entscheidenden Phase. Sobald dies überstanden ist, wollen wir intensiv prüfen, ob wir ein solches Konzept eigenständig durchführen können und somit den Bereich der Arbeit in der Lebenshilfe Haßberge erstmals anbieten können."
Lebenshilfe muss sich verstärkt um die Wohnraumsituation kümmern:
Viel zu tun hatten die über 130 Mitarbeiter der Lebenshilfe Haßberge in den einzelnen Bereichen. Dass sie dabei für und mit den ihnen anvertrauten Menschen mit Behinderung "tolle Arbeit" leisteten, betonte der Vorsitzende der Kreisvereinigung der Lebenshilfe, Thomas Sechser, bei der Mitgliederversammlung in Sylbach.
Im Bereich der Frühförderung wurden zuletzt 44 Familien und deren Kinder versorgt, 43 davon mobil und eines in der Einrichtung in Sylbach. Die Tagesstätte betreute im Berichtszeitraum in zehn Gruppen 92 Kinder in Zusammenarbeit mit der Schule, dies aber weiterhin im Sinne einer Ganztageseinrichtung am Nachmittag und in der unterrichtsfreien Zeit. Der gemeinsame Mittagstisch mit der benachbarten Grundschule wurde fortgesetzt und ausgebaut. 21 Kinder besuchen derzeit die schulvorbereitende Einrichtung in Haßfurt.
In der Lebenshilfe-Schule, dem "Förderzentrum mit Förderschwerpunkt geistigen Entwicklung", werden insgesamt 90 Schüler in zehn Klassen versorgt. Eine Grundschulstufenklasse ist wieder als Partnerklasse in Haßfurt am Dürerweg untergebracht. Die Partnerklassen (zweite Klasse Grundschule und GS eins) haben ihre Klassenzimmer nebeneinander, täglich findet gemeinsamer Unterricht statt, und die Kinder fahren mittags gemeinsam mit dem öffentlichen Bus nach Sylbach.
Ausgiebig Arbeit hatte der Bereich "Offene Hilfen". Die "Offene Behindertenarbeit" hatte 343 Einsätze mit insgesamt 1206 Teilnehmern. Zudem wurden 121 Hilfesuchende persönlich und 145 telefonisch beraten. Pflegeinsätze gab es 169, und der "Familienentlastende Dienst" hatte mit 152 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern 763 Einsätze mit insgesamt 3075 Stunden. Im Erwachsenenbereich wurden über die zusätzlichen Betreuungsleistungen bei 155 Einsätzen und 495 Stunden 68 Kunden betreut.
Ein arbeitsreiches und wechselvolles Jahr gab es beim Projekt "Assistenz beim Wohnen", denn 49 Menschen mit Behinderung in Zeil, Haßfurt, Königsberg, Burgpreppach und Trossenfurt wurden dauerhaft versorgt und betreut. "Mit unserer Assistenz beim Wohnen versorgen und unterstützen wir zwischenzeitlich schon fast so viele Menschen mit geistiger Behinderung in ihrer Selbstständigkeit, wie wir Klienten in unseren beiden Wohnheimen betreuen", machte Thomas Sechser deutlich und fügte hinzu: Damit sei das Projekt einer der am stärksten wachsenden Arbeitsbereiche in den letzten zehn Jahren." Die Arbeit wird mit einem Stammteam von 14 Mitarbeitern plus Bereichsleiter und Verwaltung, einem Helferteam von fünf Personen in der Rufbereitschaft, sieben in mobiler Bereitschaft und einem Helfer in der Hausverwaltung geleistet. Geleitet wird "Assistenz beim Wohnen" seit Montag von dem Pädagogen Gerhard Schmid (Bamberg). "Für die nächsten Jahre wird ein weiterer Ausbau der betreuten Wohnformen angestrebt", sagte der Vorsitzende.
In den beiden bestehenden Wohnheimen werden 65 Menschen vollstationär versorgt. "Wie in den letzten Jahren sind die Wohnheime damit weiterhin voll ausgelastet." Derzeit seien acht Personen gemeldet, die in nächster Zeit einen Platz benötigen. Als "Problemfeld" kristallisiert sich unterdessen "die zunehmende Pflegebedürftigkeit unserer Bewohner" heraus. "Da wir den Anspruch haben, auch unsere pflegebedürftigen Bewohner gut zu versorgen, und auch zukünftig verhindern wollen, dass diese in ein reines Pflegeheim umziehen müssen, ist es erforderlich, die Mitarbeiter weiter zu qualifizieren und neue Wege bei der Versorgung zu finden", sagte Sechser. Die Verantwortlichen hoffen, die Lage mit dem geplanten Wohnheim in Haßfurt für ältere Menschen entschärfen zu können.