Druckartikel: Langfinger im Eberner Museum

Langfinger im Eberner Museum


Autor: Helmut Will

Ebern, Freitag, 22. April 2016

Der Bürgerverein beklagt, dass immer wieder Unbekannte historische Exponate aus dem Heimatmuseum mitgehen lassen.
Ein seltenes Stück und unter den Waffeleisen das Lieblingsexponat von Ingo Hafenecker (Foto) wurde entwendet. Es hat einen Durchmesser von 25 Zentimeter und trägt die sichtbare Gravur. Foto: Bürgerverein Ebern


Maßlos enttäuscht sind Ingo Hafenecker, Vorsitzender des Bürgervereins Ebern, und seine zahlreichen Helfer im Heimatmuseum, dass es im Heimatmuseum zu Diebstählen von Exponaten gekommen ist. Das Heimatmuseum, direkt am Grauturm gelegen, ist ein Kleinod für die Stadt und ihre Gäste. Die Idee hierzu wurde schon 1960 geboren. Im Lauf der Jahre hat dieses kleine, aber feine Museum Bekanntheit weit über die Stadtgrenzen hinaus erlangt. Viele heimatverbundene Frauen und Männer setzen sich ehrenamtlich ein, um Kulturgut zu pflegen und zu erhalten und um anderen, vor allem auch der jüngeren Generation, einen Eindruck von der "gute alten Zeit" zu geben.

"Ich war schon sehr niedergeschlagen, als ich Anfang der Woche festgestellt habe, dass aus dem ersten Obergeschoss ein Zinnkrug und aus dem zweiten Obergeschoss ein gusseisernes Waffeleisen fehlte", sagt Hafenecker. Er zeigt die verlassene Stelle, wo bisher das Waffeleisen mit zwei weiteren Exponaten ähnlicher Art auf dem Boden gestanden hatte. 25 Zentimeter Durchmesser hatte das Waffeleisen, erklärt Hafenecker noch.


Ideeller Wert fürs Museum

"Das gestohlene Waffeleisen war ein ganz besonderes Stück mit einer erstaunlichen Technik", sagt Hafenecker. Das Besondere: Auf dem Ausstellungsstück war ein Rezept für "Kartoffelwaffeln" eingraviert:" 2 Pf. Mehl, 4 Eier, 3 Schoppen Milch, 3 Pf. Kartoffeln, 15 G. Hefe", war dort zu lesen. "Da mussten die Waffelbäcker nicht lange nach Rezepten suchen", sagt Hafenecker.

Gerne habe er bei Führungen gerade dieses Waffeleisen in die Hand genommen und erklärt, wie es funktionierte und eingesetzt wurde. Man merkt den Vorsitzenden des Bürgervereins an, dass ihm der Diebstahl sehr nahe geht. "Na ja, wenn du dich mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern hier einsetzt, dann tut es schon weh, wenn was fehlt." Er weist darauf hin, dass die beiden entwendeten Exponate neben dem materiellen Wert, der vielleicht so um die 200 Euro liegen dürfte, für das Heimatmuseum einen viel höheren ideellen Wert besitzt.
Auch der Zinnkrug hat eine außergewöhnliche Form. Ihn ziert unter anderem das bayerische Wappen mit der Jahreszahl 1835, und ein eingravierter Schriftzug sagt aus, dass der Krug für 25 Jahre treue Dienste 1914 bis 1939 verliehen wurde. Der Krug ist 17,5 Zentimeter hoch.


"Niederträchtig"

Hafenecker sagt, was der Dieb gemacht hat, "finde ich niederträchtig und ich wäre froh wenn die Sachen, wie auch immer, wieder bei uns auftauchen würden".

Als die "Väter des Heimatmuseums", Hugo Einwag und Reinhold Limpert, etwa ab 1965 die Weichen für das Heimatmuseum stellten, war Aufklärung notwendig um den "Wegwerftrend" in einen "Erhaltungstrend" umzuwandeln. 1968 übernahm Reinhold Limpert den Vorsitz des Vereins und zwei Jahre später waren erste Exponate gesammelt. "Sie und alle nachfolgenden Verantwortlichen haben sicher nicht daran gedacht, dass es Menschen geben könnte, die sich an Exponaten, die liebevoll zusammengetragen und der Nachwelt erhalten werden sollen, in unserem Heimatmuseum Beine bekommen", sagt Ingo Hafenecker verbittert.

Er und seine Vorstandsmitglieder wollen sich Gedanken machen, wie man künftig verhindern kann, dass Exponate gestohlen werden. "Vielleicht müssen wir im Eingangsbereich Fächer schaffen, in denen Besucher ihrer Rucksäcke ablegen müssen", überlegt Hafenecker.

So recht gefällt ihm das offenbar nicht, weil so etwas immer mit Unannehmlichkeiten verbunden ist. "Ich hoffe, dass wir eine gangbare Lösung finden."