Landwirtschaftsminister Schmidt bei Starkbierfest in Wasmuthhausen: Prost, Herr Minister
Autor: Helmut Will
Wasmuthhausen, Freitag, 17. März 2017
Zum Starkbierfest der CSU Maroldsweisach kam Landwirtschaftsminister Christian Schmidt nach Wasmuthhausen.
Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU), war beim traditionellen Starkbierfest am Donnerstag in Wasmuthhausen zu Gast. Dort hieß ihn der Vorsitzende des CSU-Ortsverbands Maroldsweisach, Rupert Fichtner, willkommen. Der Minister machte deutlich, dass Deutschland sich auch bei der Landwirtschaft an europäischen Nachbarn orientieren müsse.
"Maß und Ziel ist für die ländliche Wirtschaft erforderlich. Den ländlichen Raum mit seinen Besonderheiten können wir nicht einfach über ein Lineal ziehen", sagte Schmidt.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) sprach auch im Namen seines Kollegen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann (CSU), der unter den Gästen war: "Herr Minister, sie befinden sich heute in einem Landkreis, in dem es sich gut leben lässt. Die Landwirte setzen auf die Politik des Bundes und des Landes Bayern", fuhr der Landrat fort. Die Politik müsse Rahmenbedingungen für Landwirte vorgeben, mit denen sie leben könnten.
Bürgermeister Wolfram The in stellte seine Gemeinde mit 17 Ortsteilen vor. Er hatte ein Lob für die Landwirtschaft und sagte: "Alles was auf den Teller kommt, entspringt der Landwirtschaft." Diese müsse trotz vieler Schwierigkeiten unterstützt und am Leben erhalten werden.
Thein kritisierte die von Discountern gedrückten Milchpreise und brach eine Lanze für das landwirtschaftliche Kernwegenetz. "Das ist eine gute Sache, bei der Umsetzung gibt es Schwierigkeiten", so Thein.
Kritische Töne schlug dagegen Harald Deringer (CSU) an. Der Landwirtschaftsmeister und Zweite Bürgermeister forderte den Minister auf, sich für Ausgleichszahlungen für die Landwirtschaft stark zu machen: "Wir Landwirte brauchen Voraussetzungen, um normal von unserem Betrieb leben zu können."
Im Hinblick auf die "landwirtschaftsfeindlichen" Aussagen von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) mit ihren in 70 Städten ausgehängten Plakaten mit "neuen Bauernregeln" sagte Harald Deringer: "Diese Frau ist fehl am Platz. Ich wünschte mir von unserem Minister in einigen Dingen mehr Durchsetzungsvermögen. Wir Landwirte würden uns freuen, wenn Sie hinter uns stehen würden, denn wir Bauern haben unsere Daseinsberechtigung."
Diese Worte klangen wohl in den Ohren des Ministers nach, als er seine Ausführungen begann. "Dass die Plakate von Frau Hendricks abgehängt wurden, dafür habe ich gesorgt, sollten Sie wissen", konterte er die Vorwürfe Deringers. Die Zeiten hätten sich vor allem auch in ländlichen Bereichen verändert, sagte Schmidt. Wer sage, dass alles wieder wie früher sein müsse, der hätte diese Zeiten nicht erlebt. "Ich bin allergisch, wenn uns erzählt wird, was wir alles so machen müssen wie es früher war", sagte der Minister.
Würde man das tun, könne heute kein Bauer mehr davon leben. Auf die Preisgestaltung landwirtschaftlicher Produkte eingehend, meint Christian Schmidt: "Wenn der Verbraucher immer alles billiger haben möchte, stimmt was nicht."
Wenn Bauern für das bezahlt würden, was die Gesellschaft von ihnen erwartet, würde alles anders aussehen. Unterschiede zwischen Stadt und Land müssten aufgehoben werden, ländliche Räume könnten von sich aus attraktiv sein. "Maroldsweisach kennt man so und so bayernweit, wenn ich an Ermershausen in den 70er Jahren denke", sagt Christian Schmidt. Landwirtschaft müsse sich nicht nur betriebswirtschaftlich rechnen, es müsse sinnvoll produziert werden. Auf allen Ebenen sollte zusammen gearbeitet werden. Landwirtschaft müsse auch Belange des Umwelt- und Naturschutzes berücksichtigen. Fluren könnten nicht "ausgeräumt" werden, sagte Schmidt und verwies dabei auf die neuen Bundesländer.
Produktion müsse marktorientiert gesteuert werden, forderte der Landwirtschaftsminister. "In ein Problem hinein können wir nicht noch mehr reinproduzieren, das wäre kontraproduktiv." Allerdings müsse erreicht werden, dass Bauern nicht allein das Risiko tragen, weshalb Ausgleichszahlungen sinnvoll seien. "Verantwortung muss gerecht verteilt werden."
Er sprach sich für allgemeine staatliche Standards für die Produktion aus, die am Landwirt orientiert werden müsse. Dass man sich an europäischen Vorschriften orientieren müsse, mache ihm Sorgen. Europa müsse man "vereinfachen." Der Minister sagte aber auch, dass Deutschland keinen Alleingang machen könne, sondern Europa im Blick haben müsse, um eine vernünftige Zusammenarbeit zu erreichen.
Christian Schmidt machte einen Schwenk auf die vorhandenen Probleme in der EU. Mit Blick auf die Türkei sagte er: "Erdogan muss begreifen, dass er nicht der neue Sultan und das osmanische Reich Vergangenheit ist." Man müsse denken, dass er "von Sinnen" sei, das sei eine Gefahr.
"Was will man denn mit so einem Mann in der EU? Der hat da nichts zu suchen."
Schließlich brach Schmidt eine Lanze für Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Ich höre oft von europäischen Nachbarn, dass sie sich wünschen, Merkel möge Bundeskanzlerin bleiben. Auch wenn Martin Schulz "niemand kenne", dürfe man den Herausforderer für das Kanzleramt nicht unterschätzen.
Die Veranstaltung wurde von den "Sternberger Musikanten" mit ihrem Dirigenten Adolf Müller musikalisch begleitet.