"Kunststück" mit kritischem Blick
Autor: Günther Geiling
Ebern, Sonntag, 08. Sept. 2019
Das "Kunststück 2019/2020" wurde in diesem Jahr auf Schloss Weißenbrunn eröffnet. In der Veranstaltungsserie des Kreises sind viele Kontakte möglich.
"Was wäre ein Komponist ohne sein Orchester? Klanglos! Was wäre meine Arbeit der letzten fünf Jahre ohne die vielen Künstlerinnen und Künstler, Referenten, Musiker, Akteure und Förderer der Kunstszene? Es wäre schlicht nicht möglich gewesen, die Kunst und Kultur unseres Landkreises auf so ein Niveau zu heben und zu präsentieren. Wir haben uns nicht zuletzt durch den Kunstpreis Beachtung und Anerkennung sowie Bewunderer weit über den Landkreis hinaus erarbeiten können. Viele Künstler aus anderen Landkreisen beneiden uns um dieses Angebot." Dies betonte Renate Ortloff, die Kulturbeauftragte und Projektleiterin bei der Eröffnungsfeier zum "Kunststück 2019/2020" vor vielen Gästen im Schloss Weißenbrunn.
Die Schlossbesitzer Pia Praetorius und Wolfgang Kropp freuten sich über das große Interesse und darüber, dass der Startschuss für die neue Saison des "Kunststücks" auf ihrem Schlossareal gegeben wurde.
Die Kulturbeauftragte des Landkreises Haßberge, Renate Ortloff, sagte, zu dem Motto "Wasser bewegt Kunst und Kultur" verbänden sich Bildende und Musische Kunst zu gleichen Teilen. Fünf Künstler, alle Preisträger des "Kunststücks" stellten für diese Eröffnungsfeier ihre Werke aus. Renate Ortloff freute sich außerdem über die Schöpfung von Pia Praetorius, die ein Konzert so gestaltete, dass Wasser und Musik miteinander harmonisieren.
Auch der heuer ausgeschriebene Kunstpreis steht unter dem Oberbegriff "Wasser". Dieses zentrale Element des Lebens gewinne immer mehr an existenzieller Bedeutung, führte Ortloff aus. Verunreinigungen und Verschwendung schwächten den Kreislauf des Ökosystems. Hinzu kämen Klimawandel und Privatisierung des Allgemeinguts.
"Um unseren Umgang, auch im Kleinen, mit diesem Gut zu sensibilisieren, wurden Kunstschaffende aufgerufen, sich bei der Bewerbung um den Kunstpreis kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Problematiken sowie Auswirkungen sichtbar zu machen. Wir dürfen auf die Arbeiten gespannt sein!"
Passend spielte Justus Willberg die Wasserorgel. Einem Vorbild aus dem dritten Jahrhundert nachgebaut, erzeugt sie nur Töne, wenn zwei Helfer Luft in einen Wasserbehälter pumpen.
Kunsthistoriker Matthias Liebel, Mitglied der Jury 2018 und 2020, erklärte, die Beiträge für den Wettbewerb seien von Ende Februar bis Ende März im Schloss Oberschwappach zu sehen. Anschließend stellte er noch einmal die Arbeiten früherer Preisträger vor: Hans Doppel aus Haßfurt, Publikumspreisträger 2018, mit zwölf korrodierten Eisenblechen, die "das Wachstum und den Zerfall allen irdischen Seins" thematisieren; Jannina Hector (Hofheim), Sonderpreis des Landkreises 2016 für die "Papiretten", Objekte aus Papier, Draht und Holz; Peter Picciani (Publikumspreis 2016) mit Schnitzfiguren, die sich auf das Handy so konzentrieren, "dass sie alles um sich herum zu vergessen scheinen". Liebel fand: "Es ist grotesk: Ein Medium, das ursprünglich zum dialogischen Miteinander und zur Kommunikation gedacht war, zum Telefonieren, entwickelt sich mehr und mehr zum Instrument des Schweigens und der sozialen Isolation. Aus dem Fenstergucker der Renaissance ist bei Picciani der Wischkastengucker geworden." Ferner Gabi Weinkauf aus Güntersleben ("Abschied einer jungen Frau von ihrer Kindheit") und Gerd Kanz (fluoreszentes Plexiglas in zehn gestaffelten roten Platten, die eine Libelle zeigen). In der Konzert-Scheune war dann unter Leitung von Pia Praetorius das Konzert "Wasser.Musik" zu hören mit Werken italienischer, deutscher und englischer Komponisten mit dem Vokal-Ensemble "schola cantorum nürnberg", das mit renommierten Instrumentalisten für Flöte, Gambe, Harfe, Laute auftrat.