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Kunstharz eliminiert Uran aus dem Trinkwasser


Autor: Ralf Kestel

Maroldsweisach, Freitag, 27. Februar 2015

Vor Jahren sorgte der überhöhte Uranwert in der Maroldsweisacher Anlage für viel Wirbel. Durch den Einbau einer speziellen Filteranlage hat die Gemeinde das Problem längst im Griff und erfüllt ihre Pflichtaufgabe ohne Beanstandungen.
In diesem "Boiler" wird das Uran von einem Kunstharz aus dem Trinkwasser gefiltert, zeigt Bürgermeister Wolfram Thein.Foto; Ralf Kestel


Nein, ein Castor-Behälter, wie sie bei Plutonium-Transporten aus Kernkraftwerken von Polizei-Eskorten begleitet werden, wird nicht benötigt. Nicht einmal deklarierte Laster sind notwendig, wenn in den nächsten Wochen vom Wasserwerk bei Todtenweisach aus ein kleiner Uran-Transport startet. Dessen Ladung: das Kunstharz des Ionenaustauschers, der seit 2008 dafür sorgt, dass die Bürger der Marktgemeinde wieder sorglos das Wasser aus ihrer Leitung zapfen können. Rund 70 000 Euro hat die Gemeinde aufgewendet, um ihrer Pflichtaufgaben und den damit verbundenen Auflagen der Trinkwasserverordnung nachzukommen.

Aufgeregung nach Fernsehbeitrag

"Alles im Griff und im grünen Bereich", blicken denn auch Bürgermeister Wolfram Thein (SPD) und der Leiter seiner Verwaltung, Michael Rahn, beruhigt zurück. Das war, damals 2008, ganz anders gewesen.



Das Fernsehmagazin "Report" hatte berichtet, dass in Maroldsweisach beim Urangehalt im Trinkwasser ein Spitzenwert im Bundesgebiet gemessen worden war. Der Wert lag laut Landratsamt knapp unter 40 Mikrogramm je Liter.

"Das war der Wahnsinn, wie schnell dieses Thema hochgekocht wurde", erinnert sich Michael Rahn. "Selbst die Fachbehörden konnten uns nicht beraten oder hatten Lösungen parat, da es kaum Erfahrungen mit diesem Problem oder Anlagen zur Behebung gab."

Aufregende August-Tage und Wochen waren dies für Rahn und den damaligen Bürgermeister Wilhelm Schneider (CSU). Ein überfüllter Sitzungssaal bei Treffen des Marktgemeinderates, der Hartlebsaal bei einer Bürgerversammlung trotz der Urlaubszeit bis auf den letzten Platz besetzt.

"Die Berichte in den Medien und die Stellungnahmen von Wissenschaftlern lösten natürlich einen Informationsbedarf aus", so Rahn. In den Amtsstuben herrschte hektische Betriebsamkeit,da bekannt geworden war, dass der erhöhte Wert des Schwermetalls Uran 238 seit 2006 bekannt gewesen war. Damals gab es in der Trinkwasserverordnung nur Empfehlungen, aber noch keinen festgesetzten Grenzwert.

"Der wurde mittlerweile bei bei 10 Mikrogramm je Liter festgeschrieben und wir liegen weit darunter, bei kaum mehr messbaren 0,1 Mikrogramm." Das System sei perfekt eingestellt und es träten auch keinerlei Schwankungen mehr auf, so Rahn.

Rettung aus Bayreuth

Möglich machte dies der Einbau einer Filteranlage namens Uranex, die ein weltweit tätiger Hersteller mit Niederlassung in Bayreuth lieferte. "Wenn die Technik da ist und man weiß, wie der Hase läuft und was es kostet, lässt sich auch so ein Problem schnell beheben", blickt Michael Rahn zurück.

70 000 Euro hat die Nachrüstung gekostet. "Der Ionen-Austauscher sieht aus wie ein großer Boiler mit 1900 Liter Fassungsvermögen", beschreibt Rahn die Anlage. "Vollkommen unspektakulär." Am darin befindlichen Kunstharz, das aussieht wie ein Mischung aus Waschpulver und Streusalz, haften sich die Ionen an, wodurch das Isotop 238 herausgefiltert wird.

"Der Wasserpreis hat sich trotz der Investition nicht erhöht", verweist Bürgermeister Wolfram Thein auf eine
glückliche Fügung: "Durch den Anschluss von Ermershausen und die somit erhöhte Wasserabgabe hat sich das auffangen lassen."

An Unterhaltungskosten fallen der Austausch des Harzes bzw. des Ionenaustauschers an. "Das passiert so alle drei Jahre. Einmal haben wir das schon praktiziert, und der zweite Austausch steht kurz bevor", verrät Rahn. "Ab einer bestimmten Belastungsgrenze sei dies notwendig und die Messungen unseres Wasserwartes erfolgen zusammen mit der Fachfirma nun in kürzeren Intervallen." Denn die Strahlungsdosis darf nur so hoch sein, dass ein normaler Transport in eine Aufbereitungsanlage möglich ist. Rund 20 000 Euro fallen dafür alle drei Jahre an.

Das Maroldsweisacher Erfolgsmodell sorgte nach den Negativschlagzeilen zu Beginn des Verfahrens für Nachahmer. "Die Interessenten gaben sich anfangs die Klinke in die Hand und es gibt noch immer wieder Anfragen, auch von Medien", lehnt sich Rahn nun locker zurück.

"Auch in Aidhausen und in der Heilgersdorfer Gruppe wird das Verfahren mittlerweile angewendet", weiß Bürgermeister Thein.