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Kühlschrank voll, Mülleimer voll - was tun gegen all den Verpackungsmüll?


Autor: Friederike Stark

LKR Haßberge, Donnerstag, 14. April 2016

Vom Supermarkt schleppt man nicht nur Lebensmittel mit nach Hause, sondern auch jede Menge Verpackungsmüll. Eine Expertin weiß Rat.
Ein kleiner Einkauf zeigt, dass kein einziges Lebensmittel ohne Müll auskommt. Nur die Avocado ist nicht verpackt, aber mit einem Aufkleber auch nicht frei von Müll.  Fotos: Friederike Stark


Schon der Gang zum Metzger verursacht Müll. Ein ganzer Einkauf sorgt gar für einen kleinen Müllberg im eigenen Zuhause. Wie viel Müll ein Einkauf verursachen kann, ist auf den Bildern auf dieser Seite zu sehen.
Dieser Einkauf dient als Beispiel. Es ist ein kleiner Einkauf mit vorrangig frischen Lebensmitteln: Obst, Gemüse, Wurst und Käse sowie Schupfnudeln, einem Gurkenglas und Öl auf Vorrat. Man möchte meinen, dass dieser Einkauf nicht viel Müll produzieren kann, stehen doch keine Müllsünder wie Kaffeekapseln oder mehrfach verpackte Lebensmittel wie Schokolade auf dem Einkaufszettel.

Doch zurück daheim wird nicht nur der Kühlschrank wieder aufgefüllt, auch der Mülleimer wird immer voller. Egal ob Tomaten, Äpfel oder Käse, alles ist abgepackt. Die Erdbeeren liegen in einer Plastikschale, die mit einer Folie umschlossen ist. Der Käse ist eingeschweißt, sogar der Spargel ist zur Hälfte verpackt.


Müllvermeidung möglich

Das muss doch auch anders gehen. Und eine Nachfrage beim Bäcker und beim Metzger in Zeil bestätigt, dass jeder weniger Müll vom Einkauf mit heimbringen kann, wenn er denn gut vorbereitet ist. "Selbstverständlich kann der Kunde seine eigene Behältnisse mitbringen", erklärt Maria Friedrich von der Metzgerei Hornung in Zeil. Ihre Kollegin Manuela Zwillich, die hinter der Theke der Bäckerei Schlereth steht, sagt: "Es darf nur nichts hinter die Ladentheke gereicht werden. Aus hygienischen Gründen." Der Kunde kann also seine Behälter für die Wurst oder seinen Stoffbeutel auf die Theke legen. "Aber ich darf nichts anderes auf die Waage legen als das Papier, mit dem ich dann eigentlich die Wurst auch verpacke", erklärt Friedrich einschränkend.

Einschränkungen bestehen auch im Supermarkt. Viele Lebensmittel gibt es nur mit Verpackung. Verpackungsmüll vermeiden kann man aber beim Obst und Gemüse. "Der Kunde darf die losen Äpfel gerne in eine mitgebrachte Tasche stecken", sagt Stefan Helmreich vom Rewe-Markt in Ebelsbach. Er habe aber wenig Einfluss darauf, ob die gelieferten Gurken eingeschweißt sind oder nicht. Immerhin: Einen kleinen Beitrag leisten auch viele Supermärkte dadurch, dass sie Papiertüten anbieten. "Auch für das Obst und Gemüse sollen bald Papiertüten kommen", verrät Helmreich. Dennoch: Der Kunde muss auch selbst aktiv werden, wenn er Müll vermeiden will.


Expertin Nadine Schubert gibt zehn praktische Tips zur Müllvermeidung


Nadine Schubert aus Oberaurach versucht, ohne Plastik zu leben, und weiß, wie man Verpackungsmüll verhindern kann. Für den Fränkischen Tag hat sie zehn Tipps formuliert, die helfen, Müll zu vermeiden.

Ihr Tipp: Fangen Sie mit kleinen Veränderungen an und steigern Sie sich dann langsam.

1. Kaufen Sie noch einmal so ein, wie Sie es bisher getan haben. Schauen Sie sich den Müllberg an und überlegen Sie, was davon unnötiger Abfall ist. Diesen versuchen Sie, beim nächsten Einkauf vermeiden.

2. Greifen Sie zu Korb oder Baumwolltasche. Die Nutzungsdauer einer Plastiktüte liegt bei nur 25 Minuten, dann landet sie im Müll.

3. Schreiben Sie sich auf, wofür Sie Ersatz suchen. Einfach geht das bei Milchprodukten. Joghurt, Sahne und Milch gibt es im Glas. Joghurt mit zehn Prozent Fett ersetzt Schmand.

4. Kaufen Sie weniger verpacktes Obst und Gemüse. Eine Gurke braucht keine Plastikhülle, sie hat eine Schale und fünf Äpfel kann man auch lose aufs Band legen. Verzichten Sie auch auf die Plastiktüte beim Obst.

5. Verwenden Sie Seife statt Duschgel. Ein Stück Seife hält länger, enthält weniger chemische Inhaltsstoffe und ist oft günstiger als Duschgel aus der Plastikflasche. Außerdem ersparen Sie der Umwelt so jede Menge Mikroplastik, das häufig in Duschgels eingesetzt wird.

6. Waschen Sie mit Kernseife oder Efeu. Das ist günstiger und umweltfreundlicher. Kernseife reiben, mit Wasser übergießen und etwas Waschsoda aus dem Papierbeutel dazu geben. Flüssiges Waschmittel aus Efeu macht man aus acht bis zehn Blättern, die man mit heißem Wasser in ein Marmeladenglas gibt. 24 Stunden ziehen lassen und ohne Blätter ins Waschfach geben.

7. Weg mit dem Chemie-Putzmittel: Das Haus wird auch mit Wasser, Zitronensäure, Essig, Soda und Schmierseife sauber. Ein Esslöffel Soda in der Toilette ersetzt etwa den WC-Reiniger.

8. Nie mehr Müllbeutel. Zeitungspapier im Restmülleimer hält diesen sauber, spart Plastik und Geld.


9. Eines für alles: Kaufen Sie Produkte, die Sie für mehrere Zwecke verwenden können. Kokosöl ersetzt Bodylotion, Rasiergel, Haar-Spülung, Make-Up-Entferner und Zahnpasta.

10. Geben Sie sich drei Wochen. Das Gehirn braucht etwa 20 Tage, um sich an Neues zu gewöhnen. Wenn Sie durchhalten, gehen diese Schritte bald ganz von allein.
Neben der Veröffentlichung eines Buches ("Besser leben ohne Plastik") hält Nadine Schubert auch verschiedene Vorträge zu diesem Thema. So ist sie am Montag, 18. April, 19 Uhr, im Umweltbildungszentrum Oberschleichach (Ubiz) zu hören.


Workshops

Workshops, in denen die zweifache Mutter erklärt, wie man plastikfreie Produkte selbst herstellt, finden am Mittwoch, 27. April, um 19 Uhr im ZwergRiese in Königsberg und am Montag, 9. Mai, ebenfalls um 19 Uhr im Ubiz statt.
Darüber hinaus veröffentlicht Nadine Schubert regelmäßig praktische Tipps und Tricks für ein Leben ohne Plastik auf ihrem Blog im Internet (www.besser-leben-ohne-plastik.de).