Kubanische Rhythmen im Schloßhof Eyrichshof
Autor: Johanna Eckert
Eyrichshof, Montag, 08. Sept. 2014
Zum Abschluss des Musikfests in Eyrichshof sorgten "Soneros de Verdad" um Weltstar Luis Frank für einen echten Höhepunkt.
Es gibt Wochenenden, an denen gähnende Leere im Veranstaltungskalender rund um Ebern herrscht. Da muss das Auto angelassen werden, damit Frau, Mann und Kind sich in der nächstgrößeren Stadt einem Freizeit- und manchmal sogar auch einem Kulturprogramm unterziehen und etwas erleben kann. Das sind so Tage, an welchen rund um Ebern die "Nix-los-Stimmung" rumort. Nicht so am vergangenen Wochenende. Kirchweih hier, Kirchweih dort, romantischer Liederabend am Minnesängerplatz im Garten der Bettenburg, Weinfest am Fuße des Eberner Grauturms. Die Liste könnte beliebig fortgesetzte werden, mit dem Fazit: Es war an diesem Wochenende so einiges los. Sogar fast direkt in Ebern hätten sich die Besucher den (inter-)nationalen Superstars hingeben können.
Denn in Eyrichshof beim Musikfest jagte ein talentierter Künstler den anderen. Alle Plätze im stimmungsvollen Gutshof des Anwesens von Rotenhan zu füllen, das schaffte auch die Musikgruppe "Soneros de Verdad" nicht. Auf der Bühne jedoch war es voll. Voll mit kubanischem Lebensgefühl und voll mit bekannten Musikern. Luis Frank und seine achtköpfige Band gaben während ihrer viermonatigen Tour durch ganz Europa auch ein großes Stelldichein im kleinen Eyrichshof.
"Das ist gestandene Musik", kündigte Veranstalter Volker Wrede diese Gruppe an. Und er hatte Recht. "Die sind sehr bekannt", so auch Bürgermeister Jürgen Hennemann, der wusste, warum er sich an diesem Wochenende auch für das Musikfest in Eyrichshof entschieden hatte.
Luis Frank singt während seiner Tour in den größten Musikhallen Europas. "10 000 bis 15 000 Besucher hören uns da bei einem Konzert", sagte der Kubaner und schlürfte an seinem Bananen-Milchshake weiter. Denn er ist zwar Weltstar, doch zog er sich während seiner Pause nicht in den Back-Stage-Bereich zurück. Er wollte entdecken, wo er eigentlich auf der Bühne stand. "Ein sehr liebenswürdiger Platz ist das hier", meinte er und ließ seinen Blick über den illuminierten Gutshof schweifen, "wir spielen zwar vor einem sehr kleinen Publikum, aber die sind wirklich toll."
Es ist der "Son Cubano" dem sich die "Soneros de Verdad" künstlerisch hingeben. Seine historischen Wurzeln reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Der kubanische Musikstil entwickelte sich durch die Verschmelzung von afro-kubanischen Trommelrhythmen mit der Gitarrenmusik spanischer Farmer im ländlichen Osten der Insel. Luis Frank ist mittlerweile 54 Jahre alt. Mehr als die Hälfte seiner Lebensjahre vermittelt er schon das Kubafeeling von der Bühne herunter. Auch den "Buena Vista Social Club" bereicherte er mehrere Jahre mit seiner Stimme.
Tanzfläche war voll
Kontraste für das Auge gab es an diesem Wochenende beim Musikfest in Eyrichshof genug. Auch die "Soneros de Verdad" sorgten für einen: der hieß Mario Riveras. Rasta-Zöpfe, schwarze Hautfarbe und stets die Sonnenbrille bei dunkler Nacht vor den Augen. Mario Riveras, auch bekannt unter dem Namen "Mayito", zählt zu den fünf wichtigsten Sängern der Latinmusikszene. Zusammen mit Luis Frank und den Musikern an Gitarre, Tres, Bass, Trompete und Percussion sorgte er für eine volle Tanzfläche. Die Trompete spielte, bis sie rauchte, und die Tänzer tanzten, bis sie in Trance waren.
War es am Samstagabend noch die Programmmoderation von "Dr. Kingsize" im oberbayerischen Dialekt, so waren es am Sonntagabend die Worte in authentischem kubanischen Spanisch, die den Gästen einiges an Kulturwissen bescherten. Obwohl, nach 20 Touren durch Europa wusste Luis Frank wenigsten diesen Satz: "Alle zusammen tanzen, bitte!" In Eyrichshof wurde das ohne Missverständnisse umgesetzt.
Mit ihrem eigentlichen Talent, der Musik, setzten die Kubaner dem ersten Musikfest im adeligen Gutshof der Familie von Rotenhan in Eyrichshof einen gefühlten heißblütigen Schlussakzent.