Pflege daheim: "Alleingelassen vom Staat" - Warum für eine Fränkin der Urlaub dieses Jahr ausfällt
Autor: Brigitte Krause
Eltmann, Donnerstag, 27. Juni 2019
Wie Menschen im Landkreis Haßberge die Bürokratie und den Alltag mit der Pflege erleben, zeigt der Fall von Elke Ibel. Die Eltmannerin hat sich an Gesundheitsministerin Melanie Huml gewandt.
Zwei Operationen, künstliches Koma, Aufenthalt in der Akutgeriatrie, dann Reha. Elke Ibels Mama kam vor gut zweieinhalb Jahren nicht mehr als derselbe Mensch nach Hause zurück. Sie kann sich bei Weitem nicht mehr so bewegen wie früher, der Rollator ist ihr ständiger Begleiter.
Soll nicht heißen, dass sich die Seniorin dadurch entmutigen lässt. Sie hält sich tapfer und hat ihre gute Laune nicht verloren. Freilich hat sich ihr Leben geändert - und das ihrer Tochter. Massiv. Denn nicht nur, dass die Mama innerhalb weniger Wochen vom oberen Stock ins Erdgeschoss umziehen musste, die 86-Jährige braucht nun eben auch täglich Betreuung.
Für einen Angehörigen, der jeden Tag seinem Vollzeitjob nachgeht, kein leichtes Unterfangen. Elke Ibel macht den Job, weil sie ihre Mutter liebt. Sie ist sehr froh über ihr soziales Netzwerk, über Freunde, Bekannte, die gute Dorfgemeinschaft. Ihr Bruder lebt viele hundert Kilometer entfernt und kann schon auch mal ein Wochenende oder für die Zeit eines Kurzurlaubs vor Ort sein. Letztlich aber ruht die ganze Betreuungslast auf ihren Schultern.
Landespflegegeld zur Unterstützung
Elke Ibel nutzt die Möglichkeiten, die ihr als Pflegende geboten werden. So hat sie zuletzt auch gleich 2018 den Antrag auf Landespflegegeld gestellt, der jedem Senior ab Pflegestufe 2 seit Neuestem zusteht. Als Verwaltungsfachangestellter fällt es der 51-Jährigen leicht, mit der Bürokratie zurechtzukommen. Denn, um dieses Landespflegegeld zu beantragen, muss man digital sein.Online.
Es gibt im Landkreis Haßberge direkt keine Stelle: Die Formulare kann man nur über das Internet herunterladen und ausdrucken. Bürgerbüros oder Landratsamt helfen schon mal, doch richtig dafür zuständig ist hier niemand. Elke Ibel hat die Formulare heruntergeladen und ausgedruckt, hat alle Angaben gewissenhaft eingetragen und die Belege beigefügt. Mit der Post losgeschickt an das Landespflegeamt in Amberg.
Hilfe, die ankommt?
2018 durch Markus Söder aus der Taufe gehoben, verkündet es über sich (Internetseite): "Das Bayerische Landesamt für Pflege bündelt Aufgaben, die bisher auf verschiedene Stellen verteilt waren. Auch neue und wachsende Aufgaben werden zentral im Landesamt wahrgenommen. So kommt die Hilfe bei den zu pflegenden Menschen und ihren Angehörigen künftig besser an."
Angekommen ist bei Elke Ibel bis Februar 2019 erst einmal nicht viel.